Meinung
Der Bestatter und Trauerpädagoge Fritz Roth ist tot

Fritz Roth
Foto: Campus Verlag
Fritz Roth, „Deutschlands fröhlichster Bestatter“, ist tot. Der am 1. August 1949 in Odenthal-Eikamp/Bergisches Land geborene Rheinländer Fritz Roth war eine geradezu ansteckende Frohnatur.
Im April 2008 waren wir zusammen Referenten auf einer internationalen Tagung in Tübingen und haben am Rande der Konferenz sehr intensive Gespräche über die tiefere Bedeutung von Spiritualität geführt, die ihm als Chef der von ihm begründeten Trauer-Akademie so nicht bewusst war. Lange diskutierten wir über sein 2006 erschienenes Buch „Einmal Jenseits und zurück. Ein Koffer für die letzte Reise“; ich hatte ihm damals klarzumachen versucht, dass es für das Leben – jenseits von Geburt und Tod – keine letzte Reise geben kann.
Im Herbst 2011 erschien im Campus-Verlag sein Bestseller „Das letzte Hemd ist bunt – Die neue Freiheit der Sterbekultur“.
Anfang dieses Jahres wurde bei Fritz Roth Leberkrebs diagnostiziert. Noch vor wenigen Wochen war er als sehr heiterer Gast in einer Fernsehtalkrunde über Sterben und Tod zu sehen. Am 13. Dezember starb in Essen der lebenslustigste Bestattungsunternehmer Deutschlands; im Jahr 2008 wurde er mit dem „International Funeral Award“ ausgezeichnet.
Fritz Roth hatte sich nach Abschluss seines Studiums zum Diplom-Kaufmann als Trauerpädagoge ausbilden lassen. Er war wie eine Kerze, die von beiden Seiten brannte. Fritz Roth, der den Ruf als „Ideenfabrik“ hatte, sprühte vor Tatendrang. Mit seinem schwerkranken Freund und CDU-Bundestagsabgeordneten Wolfgang Bosbach wollte er noch einen Gesprächsband mit dem Titel „Tage zählen“ verfassen. Reisen waren geplant. Aber vor allem wollte Roth noch möglichst viel von seiner Familie erleben. Von sich selbst sagte er: „Ich hoffe darauf, dass ich als fröhlichster Bestatter Deutschlands wahrgenommen werde.“

Obwohl sein Bekanntheitsgrad unaufhörlich stieg, blieb Roth ein Fan von Bergisch Gladbach. Seine Vorträge jenseits der Stadtgrenze begannen häufig mit dem Satz: „Ich komme aus der schönsten Stadt Deutschlands.“ Das meinte er ernst. Sein Lachen wirkte immer auch wie ein Wachrütteln. „Mensch, jetzt fang endlich an zu leben“ war einer seiner Lieblingssätze. Da konnte der Mann, dessen Leben so voller Brüche war – er arbeitete auf einem Bauernhof, war später Manager und wollte zeitweise Priester werden – richtig ärgerlich werden. „Viel zu viele Menschen sterben, ohne gelebt haben.“
Dass er diese Lebenslust mit der deutschen Bestattungskultur in Verbindung brachte, war die Keimzelle seines beruflichen Erfolges. Da kannte er keine Kompromisse, da wurde er auch missionarisch: „Der Tod gehört ins Leben“, diesen Satz wiederholte er wieder und wieder. Es wurde zu einem echten Markenzeichen.
Anonyme Bestattungen und Texte und Rituale von der Stange geißelte er. Kinder lud er zu sich ins Bestattungshaus „Villa Trauerbunt“ ein. Dorthin, wo er stets für die Trauer eine Heimat schaffen wollte. „Es gibt keinen Grund, den Tod zu fürchten“, hörten die Kinder da von einem Mann, der täglich mit Leichen zu tun hatte. Mit einem leichten Schauder und einem unheimlichen Gefühl betreten die Kinder meist das Haus, lachend und gelöst verlassen sie es. Angehende Priester kamen zu Roth, um mit dem Tod umgehen zu lernen.
Fritz Roth war ein tief gläubiger Mensch, aber vieles in seiner katholischen Kirche passte ihm gar nicht. Er freute sich immer wieder diebisch auf den Besuch von „Seelsorgern“ – auch wegen seiner eigenen Nähe zum Priesterberuf. „Und nun kommen sie zu mir, um etwas über den Tod zu erfahren, und am Ende reden wir über das Leben.“ Und dann lachte er, schallend laut.

Das letzte Hemd ist bunt
Die neue Freiheit in der Sterbekultur
Campus Verlag
2011, geb., 189 Seiten
D 19,99 € / A 20,60 / CH 28,90 Fr.*
ISBN 978-3-593-39476-3
Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers oder des Interviewpartners dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.
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