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Meinung

Der „Great Reset“ und die Gefahr des staatlichen Eingreifens in die freie Marktwirtschaft

Das Weltwirtschaftsforum will die Corona-Krise für die Durchsetzung des Planes „The Great Reset“ verstärkt nutzen. Die Gesamtbotschaft des Plans klingt recht positiv, allerdings birgt er eine gefährliche Idee, die den natürlichen Lauf der freien Märkte beeinträchtigen könnte: das Eingreifen des Staates. Ein Kommentar.

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Das Logo des Weltwirtschaftsforums in Davos.

Foto: FABRICE COFFRINI/AFP via Getty Images

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Lesedauer: 8 Min.

Die weltweite Verschuldung wird nach Angaben des Institute of International Finance bis Ende 2020 voraussichtlich eine Rekordhöhe von 277 Billionen US-Dollar erreichen.
Die Gesamtverschuldung der entwickelten Märkte – also vom Staat, von den Unternehmen und den Haushalten zusammen – ist im dritten Quartal 2020 auf 432 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) gestiegen. Die Verschuldung der aufstrebenden Märkte stieg im Verhältnis zum BIP ebenfalls auf fast 250 Prozent. Wobei Chinas Anteil 335 Prozent erreichte und für das gesamte Jahr gerechnet auf etwa 365 Prozent des globalen BIP geschätzt wird.
Der massive Anstieg ist mit 15 Billionen US-Dollar zu bewerten. Der größte Teil der Schulden geht auf die Reaktion von Regierungen und Unternehmen auf die Corona-Pandemie zurück. Wir dürfen jedoch nicht vergessen, dass die Gesamtverschuldung bereits 2019 – also vor der Pandemie – und in einer Wachstumsphase Rekordhöhen erreicht hatte.
Das Hauptproblem ist, dass der größte Teil dieser Schulden unproduktive Schulden sind. Die Regierungen nutzen einen enormen fiskalischen Spielraum, um die aufgeblähten laufenden Ausgaben aufrechtzuerhalten – die allerdings keinen realen wirtschaftlichen Ertrag abwerfen.
Höchstwahrscheinlich wird nach der Corona-Krise die Verschuldung noch weiter ansteigen und das bis dahin erreichte Wachstums- und Produktivitätsniveau wird nicht ausreichen, um die finanzielle Belastung der öffentlichen Haushalte zu verringern.

„The Great Reset“ ermöglicht das Eingreifen des Staates

Das Weltwirtschaftsforum hat einen Fahrplan für das, was als „The Great Reset“ („der Große Neuanfang“) bezeichnet wurde, vorgelegt. Es ist ein Plan, der darauf abzielt, die gegenwärtige Lage zu nutzen, um „einen Aufschwung zu gestalten“. Er soll all jenen helfen, „die den zukünftigen Zustand der globalen Beziehungen, die Richtung der nationalen Wirtschaften, die Prioritäten der Gesellschaften, die Art der Geschäftsmodelle und die Verwaltung eines globalen Gemeinschaftsguts bestimmen“.
Dem Weltwirtschaftsforum zufolge muss sich die Welt auch an die aktuelle Realität anpassen, indem sie „den Markt in Richtung fairerer Ergebnisse lenkt …, sicherstellt, dass Investitionen gemeinsame Ziele wie Gleichheit und Nachhaltigkeit fördern …, [und] die Innovationen der Vierten Industriellen Revolution zur Unterstützung des Gemeinwohls nutzbar macht“.
Diese Ziele werden offensichtlich von uns allen bereits geteilt, könnte man meinen. Unsere Realität zeigt, dass der private Sektor diese Ideen schon länger umsetzt – dies erkennen wir daran, wie die Technologie, Investitionen in erneuerbare Energien und diverse Nachhaltigkeitspläne weltweit florieren.
Wir erleben hautnah, dass Unternehmen sich schnell anpassen und bessere Waren und Dienstleistungen zu erschwinglichen Preisen für jedermann anbieten. Sie erreichen ein Niveau an Fortschritten bei den Umweltzielen und der Wohlfahrt, das undenkbar wäre, wenn Regierungen das Sagen hätten.
Diese gegenwärtige Krise zeigt uns, dass die Welt der Gefahr von Knappheit und Hyperinflation dank eines Privatsektors entkommen ist, und der sogar in einer scheinbar unüberwindlichen Krise alle Erwartungen übertroffen hat.

Die Gefahr geht von dem Eingreifen des Staates aus

Die Botschaft des Weltwirtschaftsforums klingt vielversprechend. Es gibt nur drei Worte, die der gesamten positiven Botschaft einen bitteren Beigeschmack geben: „den Markt steuern“.
Das Risiko, dass Regierungen diese Ideen zur Förderung eines massiven Eingreifens nutzen, ist nicht gering. Die am bürokratischsten und am stärksten von einer Regierung beeinflussten Volkswirtschaften haben die Idee des „Großen Neuanfangs“ („The Great Reset“) schnell als Bestätigung für das staatliche Eingreifen in die Wirtschaft aufgenommen. Dies ist jedoch falsch.
Es ist mehr als unwahrscheinlich, dass Regierungen ein Wirtschaftssystem fördern würden, das die Inflation senkt, den Wettbewerb verbessert und die Bürger befähigt. Somit kann das Weltwirtschaftsforum das Risiko staatlicher Interventionen im Rahmen des „Großen Neuanfangs“ nicht ignorieren – der gar nicht mehr durchgesetzt werden muss, da er bereits seit Jahren in Kraft ist.
Technologie, Wettbewerb und offene Märkte erreichen mehr für die Nachhaltigkeit, das soziale Wohlergehen und die Umwelt als der Staat. Denn selbst Regierungen mit den besten Absichten werden um jeden Preis drei Dinge verteidigen versuchen, die den gut gemeinten Botschaften des Weltwirtschaftsforums zuwiderlaufen: ihre nationalen Champions, eine steigende Inflation und mehr Kontrolle über die Wirtschaft.
Diese drei Dinge widersprechen der Idee einer neuen Welt mit besseren und erschwinglicheren Gütern und Dienstleistungen für alle, mit besserem Wohlstand, geringerer Arbeitslosigkeit und einem blühenden, hochproduktiven Privatsektor.
Wir sollten uns immer über gut gemeinte Ideen Sorgen machen, wenn die ersten, die sie annehmen, diejenigen sind, die gegen Freiheit und Wettbewerb gestimmt sind.

Auslöschung der Schulden = Auslöschung der Ersparnisse?

Es gibt einen noch dunkleren Teil der Geschichte. Viele Interventionisten haben diesen Vorschlag als eine Gelegenheit begrüßt, die Schulden zu erlassen. Es klingt alles schön, bis wir verstehen, was es wirklich bedeutet.
Es besteht ein enormes Risiko, dass Regierungen die Ausrede nutzen werden, einen Teil ihrer Schulden zu streichen, während gleichzeitig beschlossen wird, auch einen großen Teil unserer Ersparnisse zu streichen. Wir dürfen nicht vergessen, dass dies nicht einmal eine Verschwörungstheorie ist.
Die meisten Befürworter der „Modernen Währungstheorie“ beginnen oft ihre Argumentation mit der Feststellung, dass den öffentlichen Verschuldungen die Ersparnisse der Haushalte und des privaten Sektors gegenüberstehen – aus ihrer Sicht gibt es also kein Problem. Gut, das einzige kleinere Problem (man beachte die Ironie) besteht darin, die Schulden des einen mit den Ersparnissen des anderen zu verrechnen.
Wenn wir das globale Währungssystem verstehen, dann werden wir auch erkennen, dass die Streichung von Billionen von Staatsschulden auch die Streichung von Billionen von Ersparnissen der Bürger bedeutet.
Die Idee eines nachhaltigeren, saubereren und sozialeren Wirtschaftssystems ist nicht neu, und es bedarf keiner Regierungen, um sie durchzusetzen. Es geschieht, während wir hier sprechen, dank Wettbewerb und Technologie. Es sollte den Regierungen nicht erlaubt sein, die Freiheit, die Ersparnisse und die Reallöhne der Bürger selbst für ein gut gemeintes Versprechen zu reduzieren und einzuschränken.
Der beste Weg um sicherzustellen, dass Regierungen oder große Unternehmen diese Ausrede nicht nutzen, um Freiheit und individuelle Rechte zu beseitigen, ist die Förderung freier Märkte und mehr Wettbewerb.
Vorausschauende Investitionen und wohlfahrtssteigernde Ideen brauchen nicht angeregt oder aufgezwungen zu werden: Die Verbraucher zwingen bereits heute Unternehmen in aller Welt dazu, eine immer nachhaltigere und umweltfreundlichere Politik umzusetzen.
Dieser marktorientierte Ansatz ist erfolgreicher als das Risiko von Interventionismus und staatlicher Einmischung – denn wenn es einmal passiert, ist es fast unmöglich, es rückgängig zu machen.
Wenn wir eine nachhaltigere Welt wollen, müssen wir eine solide Geldpolitik unterstützen und weniger staatliche Interventionen. Freie Märkte – nicht Regierungen – werden diese Welt für alle besser machen.
Daniel Lacalle, Ph.D., ist Chefökonom beim Hedge-Fonds Tressis und Autor von „Freedom or Equality“ („Freiheit oder Gleichheit“), „Escape from the Central Bank Trap“ („Flucht aus der Falle der Zentralbank“) und „Life in the Financial Markets“ („Leben in den Finanzmärkten“).
Der Originalartikel erschien in The Epoch Times USA unter dem Titel: The ‘Great Reset’ and the Risk of Great Interventionism. Die deutsche Bearbeitung erfolgte durch sza.

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers oder des Interviewpartners dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.

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