Je länger ich den halbdutzenden pro-demokratischen Demonstranten aus Hongkong zuhörte, die mir ihr Leben und ihre Ziele beschrieben, desto mehr dachte ich, dass die selbsternannten “Kämpfern der sozialen Gerechtigkeit” (social justice warriors), die amerikanische Campusse durchdringen, diesen jungen Menschen große Aufmerksamkeit schenken sollten.
Diese Hongkonger sind die wahren Krieger für soziale Gerechtigkeit, die für etwas wirklich Demokratisches und für die Freiheit kämpfen – die ihr Leben und ihre Zukunft aufs Spiel setzen. Sie lassen unsere einheimische “Crew” wie kindische, revolutionäre Möchtegern-Revolutionäre erscheinen, wie junge Quixotes, die gegen Windmühlen kämpfen, die nicht existierten, bis sie sie erfanden.
Steve Gates, der Leiter unserer Delegation, und ehemaliger stellvertretender nationaler Sicherheitsberater und langjähriger Taiwan-Experte, stimmte dem zu und erzählte den “Youngsters” in Hongkong, wie sie sich selbst nannten, wie viel die amerikanische Jugend von ihnen – über unsere angeblichen Werte – lernen müsste. Denn die Hongkonger sind sich der Menschen wie Thomas Jefferson und Benjamin Franklin und dessen, wofür sie standen, sehr wohl bewusst.
Unser kleines US-Medienkontingent, das sich in Taiwan zur Beobachtung der bevorstehenden Präsidentschaftswahlen am 11. Januar aufhielt, saß in einem Konferenzraum in einer presbyterianischen Kirche in Taipeh, die selbst vor Jahrzehnten mit dem Kampf um eine demokratische Regierung auf Taiwan verbunden war. Ein Kampf, dessen Erfolg durch die Wahlbegeisterung, die wir auf der Insel erlebten, unterstrichen wurde. (Einer Kundgebung für den Präsidentschaftskandidaten der KMT-Partei Han wohnten an diesem Abend schätzungsweise 350.000 Menschen in den Straßen Taipehs bei. Ich kann nicht für die Richtigkeit der Zahl sprechen, aber ich war dabei, als es begann und es waren viele Leute da).
Die Demonstranten in Hongkong waren uns gegenüber recht offen, obwohl sie aus offensichtlichen Gründen nicht fotografiert werden wollten. Sie werden ständig verfolgt, und der Kontakt mit Amerikanern wäre für sie sicherlich nicht hilfreich. Ich werde sie hier nicht namentlich erwähnen.
Es waren junge Männer und Frauen, sie kamen aus verschiedenen Bereichen ihrer Freiheitsbewegung. Sie waren wie die jungen Menschen in Europa und den Vereinigten Staaten. Sie hätten problemlos in ein Café inmitten einer ernsthaften Diskussion über Kunst und Politik gepasst. (Jeder weiß alles in dieser vernetzten Welt – das heißt, wenn er es denn will).
Einige wenige wurden kürzlich als Bezirksratsmitglieder für Hongkongs achtzehn Stadtbezirke gewählt. Zum Erstaunen und zur offensichtlichen Besorgnis Pekings kamen achtzig Prozent der Gewinner der jüngsten Ratswahlen aus der Demokratiebewegung. Die Parlamentswahlen stehen kurz bevor.
Diese Demonstranten waren also Neulinge in der Politik. Sie waren darauf bedacht zu beweisen, dass das, was die Maoisten den “kapitalistischen Weg” nannten, erfolgreicher bei der Bereitstellung von Dienstleistungen für ihre als “pragmatisch” bezeichneten Wähler aus allen sozialen Schichten sein könnte.
Die Frage, was als Nächstes kommt, ist ein Balanceakt. Ja, die Demonstrationen gehen weiter, aber wohin werden sie letztendlich führen? Kann ein Durchgreifen (der KPCh) verhindert werden? Wie kann der Idealismus der Demokratiebewegung erhalten bleiben? Und was ist schließlich das Ziel?
Einige der anwesenden Demonstranten waren etwas extremer als die anderen. Sie sprachen sich für die Unabhängigkeit Hongkongs aus, ein idealistischerer Ansatz, der für die anderen unerreichbar schien, auch wenn sie mit der Absicht einverstanden waren.
Diese beiden waren auch – lassen Sie mich versuchen, hier präzise zu sein – offener dafür, die Dinge zumindest an den Rand der Gewalt zu bringen, wobei das Ziel darin bestand, die Kommunisten als das zu entlarven, was sie sind.
Solche Spaltungen haben wir seit jeher in revolutionären Bewegungen gesehen. Aber diese Gruppe schien nicht im Geringsten in Konflikt miteinander zu stehen. Es herrschte eine herzliche Kameradschaft. Man konnte nicht anders, als sich von ihnen beeindrucken zu lassen und helfen zu wollen.
Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers oder des Interviewpartners dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.