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Meinung

„Meinen Sie, Sie leben in einer toleranten Gesellschaft?“

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Maria Elena

Foto: The Epoch Times

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Lesedauer: 7 Min.

Von endloser Toleranz bis hin zu absoluter Intoleranz, das sind die Extreme, von denen die Gesellschaft angezogen wird. Dies fanden Epoch Times Reporter von den Niederlanden bis Indien in dieser Woche heraus, als sie die örtlichen Einwohner befragten: „Meinen Sie, Sie leben in einer toleranten Gesellschaft?”
 
Maria ElenaMaria ElenaFoto: The Epoch Times
Kanarische Inseln, Spanien
Maria Elena, 60, Architektin
Ja das tun wir. Aber ich denke, dass dies unglücklicherweise schon überhand nimmt. Manchmal haben wir uns von einer zu sehr eingeschränkten Gesellschaft zum anderen Extrem bewegt, wo es Toleranz ohne Ende gibt, besonders wenn es um die Beziehung zwischen Eltern und Kindern geht. Man findet es aber auch in anderen Gesellschaftsschichten. Und weil dies ganz normal ist, pendeln wir von einer Seite zur anderen, immer auf der Suche nach dem Mittelweg. Offen gesagt, wenn man die Dinge so betrachtet, wie sie jetzt sind, nämlich sich nicht zu sehr einzuschränken, das ist meiner Meinung nach eine bessere Lösung als die, die wir jetzt haben.
 
Desiree BergersDesiree BergersFoto: The Epoch Times
Utrecht, Niederlande
Desiree Bergers, 42, Rechtsanwältin
Ja und nein. Zuweilen neigen wir dazu, egozentrisch zu sein. Schauen Sie doch mal, wie sich die Menschen im Straßenverkehr benehmen, da gibt es null Toleranz. Wir haben eine Einwanderungspolitik, wir akzeptieren Flüchtlinge und laden sie sogar ein. Aber wir neigen zu selektiver Denkweise, was Regeln für uns und andere betrifft. Wir suchen einige Regeln aus, die am wichtigsten erscheinen, beharren darauf und erwarten von anderen, dass sie sich dem anschließen. Regeln, die wir für unwichtig halten, weisen wir von uns. Man will sich nicht an Regeln halten, die andere für wichtig halten. Dies ist keine Toleranz von unserer Seite.
 
G.B. LuthriaG.B. LuthriaFoto: The Epoch Times
Bangalore, Indien
G.B. Luthria, 77, Geschäftsmann
Ja, wir leben in einer toleranten Gesellschaft, die Menschen sind zivilisierter. Ich denke mit zunehmendem Druck durch die Wirtschaft haben die Menschen genug mit ihren eigenen Geschäften zu tun, als dass sie auf die Probleme der anderen schauen oder andere beneiden. Im Allgemeinen herrscht Friede unter den Menschen, abgesehen von den Politikern, die versuchen, die Gefühle der Menschen zu reizen. Manchmal sind sie sogar mit dem Erhitzen der Gemüter in einer Stadt oder einem Land erfolgreich.
 
Elisa FranceseElisa FranceseFoto: The Epoch Times
Biella, Italien
Elisa Francese, 38, Kundenbetreuerin
Leider wird die italienische Gesellschaft immer intoleranter. In der Presse liest man oft Geschichten darüber; verschiedenste Dinge werden toleriert bis hin zu armen Kindern, die nichts zu essen haben, weil sie kein Geld haben, um in die Kantine zu gehen. Oder man macht Vorschläge, um die Roma-Kinder zu registrieren, indem man Fingerabdrücke von ihnen nimmt. Ich denke, dass dieser Trend mittlerweile weit verbreitet ist. Diejenigen an der Spitze der Regierung oder solche, die als Verwalter fungieren, gießen häufig eher Öl ins Feuer als mit gutem Beispiel voranzugehen.
Anmerkung: Roma sind in Italien als „Zigeuner” bekannt, stammen ursprünglich aus dem Ausland. Viele leben in Lagern an den Stadträndern.
 
Lee Elias TemboLee Elias TemboFoto: The Epoch Times
Tschechische Republik (aus Sambia stammend; in der Tschechischen Republik lebend)
Lee Elias Tembo, 26, Sozialarbeiter und Vermittler
Tja, das ist eine gute Frage. Einige der Tschechen sind tolerant und einige nicht. Natürlich habe ich verschiedene Erfahrungen gemacht. Ich kann nur sagen, manche sind es und manche nicht.
 
 
Therezinha GomesTherezinha GomesFoto: The Epoch Times
Rio de Janeiro, Brasilien
Therezinha Gomes, 60, Pädagogin im Ruhestand
Nein, weil heutzutage niemand auch nur irgendetwas toleriert. Die Menschen sind oft mit allem überfordert. Schon allein wenn man sich wegen einem Stau auf der Straße beschwert, könnte man dafür ermordet werden. Arbeitslosigkeit, Wohnungsmangel, schlechte Familienstrukturen… all dies trägt dazu bei, dass die Menschen immer intoleranter in allem werden.
 
Christer KallnerChrister KallnerFoto: The Epoch Times
Aneby, Schweden
Christer Källner, 42, Künstler
In Schweden können wir selbst bestimmen, was toleriert wird. Man kann die Stimmung der Gesellschaft spüren und jeder einzelne hat direkten Einfluss darauf. Das „Jante-Gesetz” spielt auch eine Rolle bei dem, was in der Gesellschaft für „OK” empfunden wird. Es ist nicht leicht, hervorzutreten. Selbst wenn es nicht beabsichtigt ist, dass man hervortritt, kann es leicht in der Gesellschaft wahrgenommen werden.
Anmerkung: Das „Jante-Gesetz” bezieht sich auf ein Verhaltensmuster von Personen innerhalb skandinavischer Gemeinschaften, die negativ auffallen, Erfolge kritisieren und diese als unwürdig und unpassend bezeichnen.
 
Jitka RackovaJitka RackovaFoto: The Epoch Times
Otrokovice, Tschechische Republik
Jitka Rackova, 31, Verkäuferin
Ich glaube hier könnte es mehr Toleranz geben. Von vielen Menschen ist die Toleranz nicht wirklich ehrlich gemeint. Ich denke auch, dass die Freiheit bei dem einem da anfängt wo sie beim dem anderen aufhört. Wenn jeder toleranter wäre, wäre die Welt sicherlich besser.
 
Pino FlegoPino FlegoFoto: The Epoch Times
Mudgeeraba, Australien
Pino Flego, 49, IT-Spezialist
Ich würde sagen nein. Ich denke, dass wir in einer Gesellschaft leben, in der jeder zurückhaltend ist. Wir sorgen uns nicht mehr um den anderen. Wir gehen unserer Arbeit nach, kommen nach Hause, sind kurz zu Hause und schauen Fernsehen. Das ist alles. Wir bewegen uns nicht mehr so in der Gesellschaft wie es einmal war. Oder vielleicht sind wir Europäer (in der Schweiz geboren) einfach anders, vielleicht auch mehr. Die Menschen sollten offener sein, mehr miteinander kommunizieren, einander achten, besonders wenn man sich umeinander kümmert. Wir sollten eher offen sein als uns reserviert verhalten. Man sollte sich nicht verschließen und allem aus dem Weg gehen.
 

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers oder des Interviewpartners dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.

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