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Meinung

Niemals schweigen

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Für die Darstellung der Sophie Scholl erhielt Julia Jentsch am 19. Februar den Silbernen Bären.

Foto: Getty Images

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Lesedauer: 2 Min.

Eine junge Schauspielerin, Julia Jentsch, wird für Tage das Gesicht in den Medien, sie erhält den Silbernen Bären der Berliner Filmfestspiele für ihre Darstellung der Sophie Scholl in dem gleichnamigen Film. Niemand weiß, wie lange wir ihr sprechendes Gesicht in dieser Rolle in Erinnerung behalten werden, aber die Erinnerung an die junge Studentin, die sie verkörperte, wird immer wieder vor uns stehen – zu Recht.
Sie nannten sich während der Nazizeit „Die weiße Rose“, einige wenige Münchner Studenten und ihr Professor Kurt Huber. Sie verteilten Flugblätter gegen das herrschende Regime und mussten dafür mit ihrem Leben bezahlen.
Erst kürzlich gedachten Tausende, Zehntausende in verschiedener Weise der Toten, die Bomben und Feuersturm in jenen Nächten um den 13. Februar in der Endphase des Naziregimes vor 60 Jahren in Dresden gefordert hatten. Eine Stadt, die schon gewöhnt ist an diese Tage der schmerzlichen Erinnerung und ein Land, das voller Beklemmung schaut ob, es zu Gewalttaten kommen könnte zwischen Rechts und Links an diesen kalten Wintertagen. Es kam nicht dazu, ein Land atmete auf, betrachtete die Bilder und vergisst wieder, dass Fragen nicht gestellt wurden, die tiefer gehen als Schuld und Sühne.
Fragen danach, was eigentlich die Spezies Mensch in den Strudel von Zerstörung und Selbstzerstörung treibt. Fragen auch, wann denn der Zeitpunkt erreicht ist, an dem wir nicht mehr umkehren können, der Zeitpunkt, von dem an wir mitmachen, weil Weigerung mit Verlust verbunden wäre. Niemand kann sagen – ich würde nie…, oder – wie kann man nur so etwas tun …, wenn er nicht selbst vor diesen Situationen gestanden hat. Nicht jedem begegnen in seinem persönlichen Leben so tiefgehende Fragen, oder weichen wir ihnen nur aus?
Was heißt, Verantwortung tragen? Heißt es nicht auch Antworten geben oder verlangen? In unserem globalen Dorf, zu dem die Erde allmählich zu schrumpfen scheint, gibt es viele dunkle Ecken, wo der Zeitpunkt schon längst überschritten ist, an dem wir sagen könnten, wir hätten nichts gewusst.
Sophie Scholl hat nicht geschwiegen.

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers oder des Interviewpartners dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.

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