Meinung
Osterlachen mit der Kirche
Österliches Brauchtum in Deutschland

Foto: Visipix
In der katholischen Kirche gab es seit dem 14. Jahrhundert einen erstaunlichen Brauch, genannt das „Osterlachen“. In der Predigt zum Ostersonntag sollte mit dem Osterlachen nach der Fastenzeit und den stillen Tagen nach Karfreitag, der Gemeinde ein wenig auf die Sprünge geholfen werden, um der Freude an der Überwindung des Todes lebhaften Ausdruck zu verleihen. Der lateinische Begriff für Osterlachen, ‚risus paschalis’ bedeutet soviel wie ‚österliches herzhaftes Lachen’. Der Tübinger Theologie-Professor Karl-Josef Kuschel bezeichnet die Auferstehung Christi sogar als „Ausdruck von Gottes Gelächter über den Tod“.
Nicht überall stieß das Gelächter auf Gegenliebe, nahmen doch viele Priester es zum Anlass, die Obrigkeit zu kritisieren. Auch vor anstößigen Witzeleien schreckte man nicht zurück, um das Kirchenvolk zu amüsieren. So verkam das ursprünglich inhaltsreiche, „ernsthafte“ und erlösende Gelächter zu einer harmlosen Belustigung.
Vom Ende des 17. Jahrhunderts an wurden sogar die die humoristischen Einlagen immer seltener. Im 18. und 19. Jahrhundert wurden es belanglose „Ostermärlein“. Skurril-humorige Geschichten, die das Herz der Gläubigen für Gottes Wort öffnen sollten. Doch auch diese Anekdoten blieben schließlich aus. Ein Regensburger Erlass von 1853 verbannte „Fabeln, gereimte Dichtungen und Obskures“ aus den Predigten.
Heute gibt es in einigen kirchlichen Kreisen wieder Diskussionen über das „Osterlachen“, von dem man sich einen lösenden Impuls erhofft zur Erfrischung von Leib und Seele. Dann könnte ein „beherztes“ Halleluja auch aus einem frommen Lachen gespeist werden.
Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers oder des Interviewpartners dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.
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