Forschungsergebnis
Antarktische Pinguine in Ekstase
Neue Studien legen nahe, dass das ekstatische Verhalten antarktischer Pinguine womöglich ein bislang unbekanntes Revierverhalten darstellt.

Sie strecken sich, schauen in den Himmel, schlagen mit ihren Flügeln und stoßen einen lauten Ruf aus.
Foto: Kneonlight/iStock
Forschende haben das teils merkwürdige Verhalten von antarktischen Pinguinen neu eingeordnet. Die Pinguine strecken sich oft, schauen in den Himmel, schlagen mit ihren Flügeln und stoßen einen lauten Ruf aus.
In der Fachwelt wird dieses Verhalten als „ekstatische Vorführung“ beschrieben und könnte eine Art Revierverhalten sein. Zu diesem Schluss kommen Wissenschaftler der Technischen Universität Berlin sowie Kollegen aus Oxford laut einer Mitteilung vom Mittwoch.
Die Pinguine geraten demnach vor allem in Ekstase, wenn sie lange auf ihren Partner warten müssen. Bisherige Annahmen, dass es sich um ein Paarungsritual handeln könnte, bestätigten sich den Forschenden zufolge nicht.

Pinguine jagen im Meer nach Krill, einem garnelenähnlichen Krebstier.
Foto: Nancy Pauwels/iStock
Pinguine teilen sich das Brüten und auch die Versorgung der Küken. Sie sitzen abwechselnd auf dem Nest, während der andere im Meer nach Krill jagt. Die Jungtiere werden mit hervorgewürgtem Mageninhalt gefüttert. In dieser Fütterungszeit steigt die Zahl der „ekstatischen Vorführungen“ demnach exponenziell zur bereits verstrichenen Zeit seit der Wachablösung.
„Besonders nach der sechsten Stunde, zu der der Partner eigentlich wieder zurück sein sollte, nimmt die Häufigkeit extrem zu“, erklärte Ignacio Juarez Martínez von der University of Oxford. Das betreffe beide Geschlechter gleichermaßen. Da die Forschenden das Verhalten auch außerhalb der Paarungszeit beobachteten, sehen sie darin kein Paarungsritual.
Zudem ist die Ekstase offenbar ansteckend. Direkte Nachbarn werden von diesem Verhalten animiert, ebenfalls mit den Flügeln zu schlagen und zu rufen. Es könne „so etwas wie eine ekstatische Welle durch die gesamte Pinguinkolonie laufen“.

Antarktis-Panorama mit Hunderten von Zügelpinguinen
Foto: Vadim_Nefedov/iStock
Die Forschenden fanden dies bei Untersuchungen in einer Kolonie von rund 20.000 Zügelpinguinen auf einer Insel im Norden der Antarktis heraus. Dabei setzten sie sogenannte Eventkameras ein, die ohne Belichtungszeit arbeiten und sich daher gut für schlechte Lichtverhältnisse eignen.
Zudem ist die Reaktionszeit der Kameras damit kleiner, was es einfacher macht, schnelle Bewegungen – wie etwa das Schlagen der Pinguinflügel – zu analysieren. Die Aufnahmen wurden anschließend mit Hilfe von Algorithmen ausgewertet. (afp/red)
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