Anhand eines Cheeseburgers hat das Brüssler Magazin “Politico”
zusammengestellt, was die kürzlich von der Europäischen Kommission vorgestellte neue „From Farm to Fork-Strategie“ in Zukunft für die Essgewohnheiten der Europäer bedeutet. Der ideale Green-Deal-Burger beinhaltet:
Das Brötchen: Sie sollten nicht gefroren werden, sondern nur frisch verwendet. Am besten vom lokalen Bäcker, da Brüssel plant, die Lebensmittelketten der Mitgliederstaaten der EU zu verkürzen. Es ist wahrscheinlich, so „Politico“, dass die Burgerbrötchen aus Vollkorn hergestellt sein werden.
Das Fleisch: „Seien Sie darauf vorbereitet, dass ihr Burger mit Gemüse- oder insektenbasiertem Bratling gemacht wird.“ Die Kommission will eine allgemeine Reduzierung des roten Fleisches.
Die Strategie setzt auf Alternativen bei den Proteinen und damit auf pflanzliche, mikrobielle, marine und insektenbasierte Proteine sowie Fleischersatzstoffe. Selbst wenn Fleisch in dem Burger sein wird, wird die Portion deutlich kleiner, so die Vorhersage des Brüsseler Blattes.
Der Käse: Brüssel möchte, dass der Käufer in der Lage sein soll, den Käse vor dem Kauf richtig zu prüfen und zwar vom Nährwert bis zur Herkunft. Die Strategie sieht auch eine obligatorische Nährwertkennzeichnung auf der Packung vor.
Das Gemüse: „Ganz viel davon!“, lautet die Devise der Kommission. Der künftige Burger wird mit ganz viel Gemüse zubereitet, das vorzugsweise aus einem europäischen Betrieb stammt.
Ketchup und Mayo: Diese Zutaten enthalten meistens sehr viel Fett, Zucker und Salz, daher wird es schwierig sein, sie zu ersetzen. „Politico“ sieht Alternativen in einer Ketchup-Sorte mit Paprikabasis, welche „gesünder“ und „organisch“ ist, und „weniger Zucker“ enthält.
Was ist die „From Farm to Fork-Strategie“?
Die kürzlich von der Europäischen Kommission vorgestellte „From Farm to Fork-Strategie“ („Vom Erzeuger zum Verbraucher“) zielt darauf ab, die Essgewohnheiten auf dem gesamten Kontinent in den nächsten zehn Jahren zu ändern. Ziel ist, das Lebensmittelsystem nachhaltiger zu gestalten.
Auf der
Website der Kommission heißt es, dass die Strategie den Übergang zum nachhaltigen Ernährungssystem beschleunigen will. Das System sollte:
- eine neutrale oder positive Auswirkung auf die Umwelt haben.
- zur Eindämmung des Klimawandels und zur Anpassung an seine Auswirkungen beitragen.
- den Verlust der biologischen Vielfalt umkehren.
- Ernährungssicherheit, Ernährung und öffentliche Gesundheit gewährleisten und dafür sorgen, dass jeder Zugang zu ausreichender, sicherer, nahrhafter und nachhaltiger Nahrung hat.
- die Erschwinglichkeit von Lebensmitteln erhalten und gleichzeitig einen gerechteren wirtschaftlichen Ertrag erzielen, die Wettbewerbsfähigkeit des EU-Versorgungssektors fördern und den fairen Handel unterstützen.
Brüssel hat damit ziemlich hohe Ambitionen, die Art und Weise, „wie die Europäer Landwirtschaft betreiben, essen und die Natur schützen, zu ändern“,
schreibt „Politico“ in einer Analyse.
EU-Kommission hat zwei Pläne für die Reform des Lebensmittelsystems
Am 20. Mai gab die EU-Kommission zwei Pläne bekannt: einen für die umweltgerechte Gestaltung des Lebensmittelsystems der EU und einen für den Schutz des Landes, der Meere und der Arten des Kontinents. Die Pläne sind unter dem Namen
„From Farm fo Fork“ und
„Biodiversitätsstrategie“ bekannt.
Die Eckdaten sehen eine Halbierung der agrochemischen Nutzung bis 2030 vor. Ziel der „From Farm to Fork-Strategie“ ist, bis 2030 auf 25 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche der EU ökologische Produkte anzubauen – derzeit sind es 7,5 Prozent, schreibt „Politico“. Diese Maßnahmen folgen auf eine Debatte über die Sicherheit des Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat.
Die Pläne der Kommission gehen Hand in Hand mit dem breit angelegten „Green Deal“ von Brüssel. Der ‘Deal’ sieht es vor, Europa bis 2050 komplett klimaneutral zu machen. Gleichzeitig soll die EU als „globalen Standard für Nachhaltigkeit“ etabliert werden.
Mit den Gesetzesvorschlägen und Zielen sollen europäische Lebensmittel gesünder, nahrhafter und pflanzlicher werden. Die Entscheidungen der Verbraucher sollen dabei bewusster werden, so „Politico“. Das hat Auswirkungen auf die Art und Weise, wie Lebensmittel angebaut und kultiviert werden – bis hin zu den Mahlzeiten auf den Tellern der Europäer.
„Politico“ ist ein Nachrichtenportal für politische Themen und wurde im April 2015 gegründet. Laut einem „Zeit“-Artikel hat das Blatt die Ambition, das einflussreichste Magazin in Brüssel zu werden. Die europäische Ausgabe ist ein Gemeinschaftsunternehmen zwischen Politico LLC mit Sitz in den USA und dem Axel Springer Verlag in Europa.