Pandemie oder Endemie
Covid-19 wie eine Grippe behandeln? Spanien macht es vor

An vielen Orten in Belgien braucht man nun keine Maske mehr.
Foto: iStock
In Europa haben einige Länder damit begonnen, Covid-19 wie andere endemische Krankheiten ähnlich der Grippe zu behandeln und lockern bereits die Beschränkungen und verkürzen Isolationszeiten – allen voran Spanien.
Die spanische Regierung setzt sich dafür ein, Covid als endemische Krankheit einzustufen, mit deren saisonalen Ausbrüchen die Menschen leben können und die das Gesundheitssystem nicht überlasten. Dieser Schritt sei “an der Zeit und notwendig”, sagt Gesundheitsministerin Carolina Darias.
“Da Covid endemisch wird, müssen wir die gesetzlichen Vorschriften durch Ratschläge und Empfehlungen ersetzen”, sagte der britische Premierminister Boris Johnson am Mittwoch und kündigte an, dass die meisten Corona-Maßnahmen bald aufgehoben würden. “Wir müssen lernen, mit Covid zu leben”, hatte der britische Gesundheitsminister Sajid Javid bereits Anfang des Jahres argumentiert.
WHO: “Die Pandemie ist noch lange nicht vorbei”
“Die Pandemie ist noch lange nicht vorbei”, mahnt hingegen WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus. Es könnten immer neue Virusvarianten auftauchen. Krankheiten oder Erreger werden als endemisch bezeichnet, wenn sie dauerhaft und gehäuft in einer begrenzten Region oder in Teilen der Bevölkerung vorkommen.
Die Debatte um Covid als endemische Krankheit wecke “falsche Hoffnungen”, warnt auch Fernando García, Forscher an Spaniens Nationalem Zentrum für Epidemiologie.
“Wir bewegen uns tatsächlich darauf zu, dass das Virus endemischer wird, aber wir können nicht sagen, dass wir dieses Stadium bereits erreicht hätten”, sagt Marco Cavaleri von der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA). Wann dieser Punkt erreicht wird, lässt sich nicht an einer bestimmten Zahl von Fällen festmachen.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geht auch davon aus, dass Covid irgendwann endemisch wird. Für ihn sei dies aber ein Grund mehr, jetzt Maßnahmen wie eine allgemeine Impfpflicht voranzutreiben.
Mediziner in Spanien unterstützen den Kurs ihrer Regierung. “Hören wir auf, gesunde Menschen mit leichten Symptomen zu testen, hören wir auf, ihre Kontakte zu verfolgen, geben wir die Isolation und Quarantäne auf”, fordert beispielsweise der spanische Ärzteverband SemFYC, der 19.000 Allgemeinmediziner vertritt. “All diese Maßnahmen sind mit der erworbenen Immunität – sowohl durch Infektion als auch Impfung – und der Ankunft von Omikron sinnlos geworden.” (afp/dl)
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