Johnson verteidigt Öffnungsschritt
England hebt fast alle Beschränkungen auf - Maskenpflicht und Abstandsregeln fallen weg
In England sind am Montag die meisten Corona-Beschränkungen aufgehoben worden. Damit fallen nach Regierungsangaben unter anderem die Maskenpflicht und Abstandsregeln weg.

Der britische Premierminister Boris Johnson. Foto: Jack Taylor/Getty Images
Foto: Jack Taylor/Getty Images
Die britische Regierung hat fast alle Corona-Beschränkungen für England aufgehoben. In der Nacht zu Montag trat der Beschluss in Kraft, wodurch unter anderem die Maskenpflicht und Abstandsregeln wegfielen. Auch Diskotheken dürfen wieder öffnen, Theater und Sportstadien sämtliche Plätze besetzen. Die Empfehlung zum Homeoffice wurde ebenfalls aufgehoben.
Ausnahmen gelten in London, wo Bürgermeister Sadiq Khan von der Labour-Partei einen strikteren Corona-Kurs beibehalten will als die Zentralregierung. Auch in den in der Gesundheitspolitik eigenständigen Provinzen Wales und Schottland bleiben die bisherigen Restriktionen zunächst bestehen.
Die Regierung von Premierminister Boris Johnson hatte den Öffnungsschritt mit der hohen Impfquote im Land begründet. Mehr als zwei Drittel der Erwachsenen sind bereits vollständig geimpft.
Johnson verteidigt Öffnungsschritt vor Kritik
Am Vortag des “Tags der Freiheit” verteidigte Johnson den Öffnungsschritt in einer auf Twitter veröffentlichten Videobotschaft. “Wenn wir es jetzt nicht tun, müssen wir uns fragen, wann wir es jemals tun werden”, sagte der Regierungschef. “Dies ist also der richtige Moment, aber wir müssen es vorsichtig angehen.”
Wissenschaftler warnen, dass sich die Delta-Variante des Coronavirus in Großbritannien stark ausbreiten würde. Zuletzt überschritt die Zahl der täglichen Neuinfektionen die Marke von 50.000.
Großbritannien verzeichnet aber deutlich weniger Todesfälle als in früheren Corona-Wellen. Dennoch würde ein starkes Ansteigen der Fallzahlen nach Angaben von Medizinern den Gesundheitsdienst NHS unter Druck setzen. Derzeit werden rund 550 Covid-19-Patienten auf der Intensivstation behandelt. Auf dem Höhepunkt der zweiten Welle im Januar waren es mehr als 4000.
“Rücksichtsloses” Vorgehen
Die Entscheidung der Regierung ist umstritten. Der gesundheitspolitische Sprecher der oppositionellen Labour-Partei, Jonathan Ashworth, sprach von einem “rücksichtslosen” Vorgehen. “Wir sind gegen Öffnungen, ohne dass es Vorsichtsmaßnahmen gibt”, sagte er der BBC.
Kritik an der Regierung kam auch aus den eigenen Reihen. Downing Street sollte von Israel und den Niederlanden lernen, sagte der konservative Abgeordnete und ehemalige Gesundheitsminister Jeremy Hunt. Die beiden Länder hatten angesichts eines Anstiegs der Infektionsfälle Lockerungen wieder rückgängig machen müssen. “Die Warnleuchte auf dem Armaturenbrett des NHS blinkt nicht gelb, sie blinkt rot”, sagte er der BBC.
Eine der Regeln, die in Kraft bleiben, ist die verpflichtende Selbstisolation nach Kontakt zu einem Infizierten. Dies betrifft auch Johnson und Finanzminister Rishi Sunak, die Kontakt zu dem an Corona erkrankten Gesundheitsminister Sajid Javid hatten.
Ein Regierungssprecher hatte zunächst erklärt, dass die Politiker nur in Teil-Quarantäne müssten – ihrer Arbeit in der Downing Street dürften sie weiterhin nachgehen. Nach Kritik machten beide jedoch eine Kehrtwende und erklärten, sie würden die Quarantäne vollständig einhalten. (afp/oz)
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