Heute in Brüssel
EU-Außenministertreffen: Debatte zu Orbán-Reisen, der Ukraine und dem Nahen Osten
Mit einer unabgesprochenen Reise zu Kremlchef Wladimir Putin hat Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán innerhalb der EU für Empörung gesorgt. Drohen nun weitere Konsequenzen?

Das Berlaymont-Gebäude, Sitz der Europäischen Kommission in Brüssel.
Foto: GordonBellPhotography / iStock
Die Außenminister der 27 EU-Staaten kommen in Brüssel zu Beratungen über die Lage im Nahen Osten und in der Ukraine zusammen. Bei dem letzten regulären Treffen vor der Sommerpause ist auch eine Videokonferenz mit dem ukrainischen Außenminister Dmytro Kuleba geplant.
Überschattet wird das Treffen von EU-internen Differenzen darüber, wie auf die Reisen des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán zu Russlands Präsident Wladimir Putin, Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping sowie zum früheren US-Präsidenten Donald Trump reagiert werden sollte.
Ein Teil der Mitgliedstaaten würde wegen des Alleingangs gerne ein für Ende August geplantes informelles Außenministertreffen in der ungarischen Hauptstadt Budapest absagen oder zumindest verschieben.
Länder wie Deutschland sind allerdings dagegen – unter anderem, weil sie lieber vor Ort noch einmal thematisieren wollen, warum sie Orbáns Gespräche mit Putin, Xi und Trump für falsch hielten.
Warum die Reisen für Ärger sorgen
Als besonders ärgerlich gilt die Reise, weil Ungarn derzeit die rotierende EU-Ratspräsidentschaft innehat und befürchtet wurde, dass im Ausland der Eindruck entsteht, dass Orbán bei den Treffen im Namen der Europäischen Union spricht.
Aus Sicht der EU-Kommission schadete Orbán zudem den Bemühungen der EU, in der Ukraine-Politik geschlossen aufzutreten. Inhaltlich wurde vor allem kritisiert, dass die Reise von Putin als Entgegenkommen gewertet werden konnte.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte als Reaktion auf Orbáns Alleingang angekündigt, dass Spitzenvertreter ihrer Institution vorerst nicht mehr zu von der ungarischen EU-Ratspräsidentschaft organisierten Ministertreffen reisen werden.
Orbán: Zügig Friedensverhandlungen nötig
Orbán begründet seine Reisen damit, dass es aus seiner Sicht so schnell wie möglich Friedensverhandlungen geben muss. Der Ungar vertritt seit Langem den Standpunkt, dass der politische Kurs von EU und NATO zu einer Ausweitung des Krieges über die Ukraine hinaus führen könnte.
Aus Sicht der Ukraine sind Verhandlungen allerdings sinnlos, solange Russland keinerlei Bereitschaft zeigt, sich aus den besetzten Gebieten zurückzuziehen.
Bei dem Treffen in Brüssel geht es zudem um Militärhilfen für die Ukraine. Orbán, der Anfang Juli nach Moskau zu Präsident Wladimir Putin gereist war, blockiert laut Diplomaten weiter rund 6,5 Milliarden Euro. Borrell will zudem über den Gaza-Krieg und einen geplanten Assoziationsrat mit Israel diskutieren. (dpa/red)
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