EU-Parlament mehrheitlich: Glyphosat für weitere 7 Jahre zulassen
Die große Koalition aus Konservativen und Sozialdemokraten hat heute im Europäischen Parlament für die Neuzulassung von Glyphosat gestimmt. Dabei wurde sogar der eigene Fachausschuss überhört.

Können wir überhaupt noch ohne Glyphosat?
Foto: EITAN ABRAMOVICH/AFP/Getty Images
Das EU-Parlament hat sich mit klarer Mehrheit für eine weitere Zulassung des Unkrautvernichters Glyphosat ausgesprochen – für 7 statt der geplanten 15 Jahre. Die Stimmen der Grünen und Teilen der Linken, den wahrscheinlich krebserregenden Stoff (WHO) in der EU nicht wieder zuzulassen, konnten daran nichts ändern. Das berichten die “Deutschen Wirtschafts Nachrichten”.
Das Ergebnis zeigt, wie gegen den Willen der Bevölkerung Politik betrieben wird. Obwohl einer aktuellen Umfrage zufolge die Mehrheit der EU-Bürger gegen das Herbizid ist, stimmten 374 EU-Abgeordnete für die zeitlich beschränkte Neuzulassung. 225 waren dagegen und 102 enthielten sich.
Kleine Zugeständnisse
Glyphosat wird nicht wie geplant 15 Jahre sondern nur für 7 Jahre neuzugelassen. Dieser Vorschlag kam aus den konservativen Reihen. Zugleich soll die EU-Kommission einen Plan erstellen, um den Einsatz des Pflanzengifts zu reduzieren. Auch eine Liste von Zusatzstoffen, die in Insektenvernichtungsmitteln nicht mehr zum Einsatz kommen dürfen, wird die Kommission herausgeben.
Umwelt- und Gesundheitsausschuss trifft sich im Mai erneut
Da die Neuzulassung durch die EU-Kommission erst im Juni fällig wird, soll sich dieser Ausschuss, dem Experten aus den 28 EU-Staaten angehören, im Mai erneut mit der Frage befassen.
Das Problem ist ein ganz anderes. Ein Landwirtschaftssystem, das auf Masse anstatt Qualität setzt und vor allem den Agrar-Riesen in die Hände spielt, kommt ohne großflächigen Einsatz von Pestiziden und Herbiziden wie Glyphosat nicht mehr aus. Nach Angaben des EU-Parlaments ist der weltweite Verbrauch von Glyphosat in den vergangenen Jahrzehnten um das 260-Fache angestiegen – von 3200 Tonnen im Jahre 1974 auf 825.000 Tonnen im Jahre 2014. Auf etwa 40 Prozent der deutschen Felder werden glyphosathaltige Pflanzengifte gespritzt, so die “Deutschen Wirtschafts Nachrichten”.
Die SPD-Abgeordnete und Umweltschutzexpertin Susanne Melior verteidigte den vom Parlament verabschiedeten Kompromiss. Ein sofortiges Verbot von Glyphosat wäre „unrealistisch“, betonte sie. Die europäische Landwirtschaft sei von Futtermittel-Importen etwa aus den USA und Brasilien abhängig, die mit Glyphosat behandelt worden seien. (kf)
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