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Ermittlungen in Kasachstan

Abschuss oder Absturz? Rätselraten nach Flugzeugunglück in Kasachstan

Nach dem Absturz eines Flugzeugs der Azerbaijan Airlines nahe Aktau, bei dem 38 Menschen ums Leben kamen, hat Aserbaidschans Präsident Ilham Alijew eine umfassende Untersuchung eingeleitet, um die Ursache der Katastrophe zu klären. GPS-Störungen und Spekulationen über äußere Einwirkungen werfen weitere Fragen auf.

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Das Flugzeug stürzte bei der Stadt Aktau am Kaspischen Meer ab.

Foto: Uncredited/The Administration of Mangystau Region/AP/dpa

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Nach dem Absturz einer Passagiermaschine der Azerbaijan Airlines am Mittwoch, 25.12. über dem kasachischen Aktau hat Aserbaidschans Präsident Ilham Alijew eine Untersuchung veranlasst. Diese soll die genaue Ursache des Absturzes der Maschine klären, die ursprünglich von Baku in die tschetschenische Hauptstadt Grosny unterwegs war.
Fest steht bisher, dass die Maschine gezwungen war, wegen schlechter Witterungsverhältnisse einen Umweg einzuschlagen. Üblicherweise verläuft die Flugstrecke über Dagestan am Westufer des Kaspischen Meeres. Aktau liegt am Ostufer. Nach aktuellem Stand kamen mindestens 38 Passagiere ums Leben, als das Flugzeug bei einer versuchten Notlandung beim Aufprall Feuer fing und zerbrach. 29 Passagiere überlebten das Unglück. Sie werden nun in Aktau in Krankenhäusern behandelt.

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Alijew reiste nach Bekanntwerden des Vorfalls nach Aserbaidschan zurück

Wie „Euronews“ berichtet, befand sich Präsident Alijew selbst am gleichen Tag auf dem Weg nach St. Petersburg, um am Gipfel der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) teilzunehmen. Noch in der Luft erfuhr der Präsident von dem Vorfall, ordnete eine Kehrtwende an und flog nach Baku zurück. Noch während des Fluges gab Alijew Anweisungen und führte ein Gespräch mit seinem Premierminister Ali Asadov.
In weiterer Folge bildete Aserbaidschans Staatsspitze eine Kommission, um die Absturzursache zu untersuchen und die Öffentlichkeit zu informieren. In einer Erklärung forderte Alijew eine vollständige Aufklärung der Ursache.
Bis dato gebe es Videos des Absturzes in traditionellen und sozialen Medien. Die Gründe für das Unglück seien jedoch nicht bekannt, so der Staatschef:
„Es gibt verschiedene Theorien, aber ich halte es für verfrüht, sie zu diskutieren. Die Angelegenheit muss gründlich untersucht werden.“

Flugzeug war über 74 Minuten vom Radar verschwunden

Die Maschine sollte Berichten zufolge ursprünglich von ihrem Kurs ins dagestanische Machatschkala ausweichen. Die Notlandung fand drei Kilometer vom Flughafen in Aktau entfernt statt. Der Grund für diese erhebliche Kursabweichung ist derzeit noch Gegenstand der Untersuchung. Auch Kasachstan hat mittlerweile eine Untersuchung des Vorfalls angeordnet.
Eine Auswertung von Flugverfolgungsdaten von FlightRadar24 zeigte Achterbewegungen der Maschine mit erheblichen Schwankungen der Flughöhe kurz vor dem Aufprall. Außerdem äußerte der Dienst, die Maschine sei mit „starken GPS-Störungen“ konfrontiert gewesen. Dies habe zur Folge gehabt, dass die für die Flugverfolgung erheblichen ADS-B-Daten von schlechter Qualität gewesen seien. Der Pilot hat offenbar durch seine Flugmanöver noch schlimmere Folgen verhindern können.
Das Flugzeug verschwand aus dem Tracker, als es über Dagestan unterwegs war. Erst eine Stunde später, knapp vor dem Absturz, tauchte es wieder auf. In der Nähe von Grosny sei es GPS-Störungen und sogenanntem Spoofing ausgesetzt gewesen. Über die darauffolgenden 74 Minuten hinweg sei die Embraer E190 nur beschränkt steuerbar über das Kaspische Meer geflogen.

Schäden an der Maschine aus Aserbaidschan sprechen für „Einwirkung von außen“

Nach Bekanntwerden des Unglücks war vonseiten aserbaidschanischer Medien vielfach die Rede von einem Vogelschwarm, in den die Maschine geraten sei. Je mehr Aufnahmen des Wracks in sozialen Medien die Runde machten, desto stärker wurden die Zweifel an diesem Erklärungsansatz.
Gegenüber der „Tagesschau“ gab Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt an, eine „Einwirkung von außen“ sei die realistischste Erklärung für das Unglück. Das Flugzeug sei teilweise nicht steuerbar und schwer beschädigt gewesen.

Aserbaidschan geht von russischem Raketentreffer aus

Auch Bilder, die Löcher im Rumpf des Flugzeugs zeigen, nähren Spekulationen über einen möglichen Abschuss. Da in den vergangenen Tagen ukrainische Drohnenangriffe über dem Gebiet zu verzeichnen waren, erscheint es als eine mögliche Erklärung, dass russisches Abwehrfeuer die Maschine ins Visier genommen haben könnte.
Der Sender „Euronews“ zitierte inoffiziellen Angaben der Regierung von Aserbaidschan mit den Angaben, Passagiere und Besatzungsmitglieder der Maschine seien von Splittern einer neben dem Flugzeug explodierenden Rakete getroffen worden. Womöglich hätte die russische Luftabwehr demnach den Aserbaidschan-Airlines-Flug 8243 mit einer ukrainischen Drohne verwechselt.
Dem „Euronews“-Bericht zufolge hieß es zudem, der Maschine sei trotz Bitten der Piloten um Notlande-Genehmigung keine Landung innerhalb Russlands erlaubt worden. Stattdessen habe die Besatzung die Anweisung erhalten, nach Aktau in Kasachstan zu fliegen – weit von seiner geplanten Flugroute entfernt.
 

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Gesicherte Erkenntnisse dazu gibt es jedoch bislang noch nicht. Als ein weiterer Erklärungsansatz gilt die Explosion eines Sauerstofftanks im Cockpit, die den Rumpf in Stücke gerissen haben könnte. Derzeit arbeiten Spezialisten an der Auswertung des Flugschreibers, der am Mittwochabend geborgen wurde.

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