Uran-Recycling
Frankreich erwägt Bau einer Anlage zur erneuten Anreicherung von Uran
Der Ukraine-Krieg hat die Abhängigkeiten von Russland aufgezeigt. Um dem entgegenzuwirken, plant die französische Regierung, ausgediente Brennelemente erneut anzureichern. Eine entsprechende Anlage soll dafür gebaut werden.

Ein Archivbild zu einem Atomkraftwerk.
Foto: via dts Nachrichtenagentur
Um die Abhängigkeit von Russland zu verringern, erwägt die französische Regierung den Bau einer Anlage zur erneuten Anreicherung von Uran aus ausgedienten Brennelementen. „Diese Möglichkeit wird ernsthaft geprüft“, teilte das Industrie- und Energieministerium am Donnerstagabend in Paris mit.
Der französische Stromkonzern EDF bestätigte, dass er mit mehreren Partnern im Gespräch sei, um eine Anlage zur Wiederanreicherung von Uran „bis 2030 in Westeuropa“ zu bauen.
Einzige Anlage zur Wiederanreicherung von Brennelementen in Russland
Derzeit befindet sich die einzige Anlage, die Uran aus benutzten Brennelementen für den Einsatz in Kernkraftwerken erneut anreichern kann, im sibirischen Sewersk.
EDF hatte 2018 einen Vertrag über 600 Millionen Euro mit einer Tochter des russischen Kernkonzerns Rosatom unterzeichnet, um das Uran aus benutzten Brennelementen in Sewersk wieder anreichern zu lassen. Dies ist ein aufwändiger Prozess, bei dem größere Mengen radioaktiver Abfälle zurückbleiben.
Dieser Vertrag werde eingehalten, erklärte Jean-Michel Quilichini, Direktor der Nuklearsparte bei EDF. Er sehe keinen Grund, einen funktionierenden Vertrag zu kündigen, sagte er der Zeitung „Le Monde“. EDF bemühe sich aber, „die geografischen Quellen und die Lieferanten zu diversifizieren“.
Recycling soll 25 Prozent der Rohstoffe einsparen
EDF erklärte, dass es sich um eine „Kreislaufwirtschaft“ handele, die in den kommenden Jahrzehnten ein Viertel des Rohstoffs einsparen könne. Ziel sei es, in den 2030er-Jahren etwa 30 Prozent der Reaktoren mit auf diese Weise wieder angereichertem Uran zu bestücken.
Die zahlreichen Sanktionen, mit denen die EU Russland seit dem Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine belegt hat, sparen die Kernindustrie bislang aus.
Kritik von Greenpeace
Die Umweltorganisation Greenpeace kritisiert den fortgesetzten Handel mit Russland zugunsten der französischen Kernindustrie. Schon vor Beginn des Krieges kritisierte die Umweltorganisation, dass Frankreich radioaktive Abfälle in Sibirien „entsorge“.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron wirbt seit Längerem für den Aufbau einer europäischen Kernindustrie, die auch die Verarbeitung von Uran umfasst. Im Februar 2022 hatte er in Frankreich die Wende zu einem erneuten Ausbau der Kernkraft ausgerufen und den Bau von bis zu 14 Reaktoren in Aussicht gestellt.
Macron begründet dies damit, dass Kernkraft emissionsarm sei und zur unabhängigen Energieversorgung des Landes beitrage. Kritiker verweisen darauf, dass Frankreich etwa die Hälfte des für die Kernkraftwerke benötigten Urans aus Kasachstan und Usbekistan importiere. (afp)
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