Frankreich
Totschlag? Kundgebung zur Unterstützung eines angeklagten Polizisten

Ein Polizeifahrzeug in Frankreich. Symbolbild.
Foto: iStock
In Paris gingen Polizisten aus Protest auf die Straße, nachdem ein Kollege festgenommen und des Totschlags beschuldigt worden war. Kollegen und Vertreter der Polizeigewerkschaft halten die Anschuldigung für ungerechtfertigt. NTD Korrespondent in Paris, David Vives, berichtet darüber.
Nur wenige Stunden nachdem klar war, dass Präsident Emmanuel Macron eine zweite Amtszeit antreten wird, ereignete sich in der Nähe des Louvre eine Tragödie.
Auf der Brücke Pont Neuf eröffneten Polizisten das Feuer auf ein Auto, das auf sie zuraste und in Gegenrichtung zum Verkehr fuhr. Bei dem Schusswechsel kamen der Fahrer als auch ein Beifahrer ums Leben, ein dritter Insasse des Autos wurde verletzt.
Während der Polizeiermittlung wurde einer der beteiligten Polizisten festgenommen und des Totschlags beschuldigt. Am Montag versammelten sich Hunderte Demonstranten in der Nähe der Pont Neuf und forderten die Freilassung des angeklagten Polizisten.
Der Sprecher der Polizeigewerkschaft, Thierry Clair, sagte, er könne nicht verstehen, warum der Polizist festgenommen wurde. „Wir verstehen nicht, warum sie von ‚Totschlag‘ sprechen. Es gibt noch keinen Schuldbeweis. Dieser Polizist steht jetzt ohne Gehalt und ohne Arbeit da.“ – Thierry Clair, Sprecher der Polizeigewerkschaft UNSA.
Auch andere Pariser Bürger demonstrierten zur Unterstützung des Polizisten.
„Es ist absolut unnormal, dass man Polizisten für schuldig erklärt, ohne Beweise zu haben. Man könnte denken, dass Gesetze gemacht werden, um Verbrecher zu schützen; die Unschuldsvermutung muss wiederhergestellt werden!“ – Beatrice de Saint Germain, Demonstrantin, Einwohnerin von Paris.
Am Sonntag, während der Proteste zum 1. Mai, haben gewalttätige Demonstranten Geschäfte geplündert.
Die Demonstranten bewarfen die Polizei mit Tränengas und Gegenständen. Dabei wurden Schaufensterscheiben eingeschlagen und Wände verwüstet.
Als Tränengaskanister explodierten, stiegen dicke Rauchschwaden auf.
Laut Clair zeigen die Vorfälle der letzten Tage eine zunehmende Gewaltbereitschaft in der Gesellschaft.
„Polizeibeamte arbeiten in einer Gesellschaft, in der Gewalt an der Tagesordnung und Respekt immer seltener wird. Ähnlich wie den Polizisten ergeht es auch anderen im Öffentlichen Dienst Tätigen, wie zum Beispiel Lehrern.“ – Thierry Clair, Sprecher der Polizeigewerkschaft UNSA.
In Frankreich steht auf Totschlag eine Gefängnisstrafe von bis zu 30 Jahren.
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