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Dreadlocks-Verbot für Weiße

Fridays for Future cancelt Auftritt von Sängerin Ronja Maltzahn

Die Klimaschutzbewegung „Fridays for Future“ hat ihre Einladung an die Sängerin Ronja Maltzahn zurückgezogen, am Freitag bei einer Kundgebung in Hannover aufzutreten. Begründung: Deren Dreadlocks-Frisur stelle eine Form der „kulturellen Aneignung“ dar.

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Die Musikerin Ronja Maltzahn darf wegen ihrer Frisur nach einem Entschluss von Fridays for Future nicht wie zunächst geplant bei einer Demonstration in Hannover auftreten. Dreadlocks seien in den USA ein Widerstandssymbol der Bürgerrechtsbewegung schwarzer Menschen geworden.

Foto: Zuzanna Badziong/dpa

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Lesedauer: 4 Min.


Die für Freitag (23.3.) angesetzte Kundgebung der selbst ernannten Klimaschutz-Bewegung „Fridays for Future“ (FfF) wird voraussichtlich ohne die Sängerin Ronja Maltzahn stattfinden. Dies teilte die Künstlerin, deren Auftritt ursprünglich eingeplant war, auf Instagram mit.
Die Ausladung sei durch FfF selbst erfolgt. Grund dafür sei, dass die Haartracht der Sängerin – sie trägt sogenannte Dreadlocks – nicht mit den antikolonialistischen Anliegen der Bewegung konform gehe.
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Man wolle, so hieß es in der Nachricht zur Absage, „gerade bei diesem globalen Streik auf ein antikolonialistisches und antirassistisches Narrativ setzen“. Dass Maltzahn die heute vor allem mit der Rastafari-Kultur der Karibik assoziierte Haartracht für sich in Anspruch nehme, läuft nach Ansicht von FfF Hannover diesem zuwider.
Weiße Menschen, so heißt es dort, sollten keine Dreadlocks tragen, weil sie sich auf diese Weise „einen Teil einer anderen Kultur aneigneten, ohne die systematische Unterdrückung dahinter zu erleben“.  Sollte sich Maltzahn bis Freitag die Dreadlocks abschneiden, könne ein Auftritt jedoch stattfinden.

Fridays for Future räumt „unsensiblen Tonfall“ ein

Ob Maltzahn dazu bereit ist, bleibt ungewiss. Auf Instagram ging sie jedenfalls davon aus, dass der Auftritt nicht stattfinden wird. Sie bedauerte die Entscheidung. Immerhin habe man sich „darauf gefreut, ein Zeichen für Frieden und gegen Diskriminierung mit unserer Musik setzen zu dürfen“. Es sei „schade, dass wir aufgrund von äußerlichen Merkmalen davon ausgeschlossen werden“. Weiter versichern Sängerin und Team:
„Wir möchten keinen Menschen aufgrund von seiner/ihrer kulturellen Herkunft diskriminieren, sondern vielmehr kultureller Vielfalt eine Bühne geben, sie wertschätzen und zelebrieren, für Gender-Equality, Achtsamkeit und Toleranz einstehen.“
Am Freitag wird es dazu allerdings voraussichtlich nicht kommen. Immerhin soll es, wie der NDR berichtet, ein „nettes Telefonat“ mit der verantwortlichen FfF-Gruppe gegeben haben, in dem „sie sich entschuldigt haben für den unsensiblen Tonfall in der schriftlichen Absage“. Zuvor hatte es eine Vielzahl an kritischen Kommentaren zu der Absage in sozialen Medien gegeben.

Dreadlocks als Haartracht seit dem Mittelalter in Gebrauch 

Das Tragen von Dreadlocks als Teil der Rastafari-Kultur geht auf die 1930er-Jahre zurück. Tatsächlich waren die Angehörigen dieser Bevölkerungsgruppe der Insel Jamaika meist der sozialen Unterschicht zugehörig. Die Haartracht sollte die bewusste Abgrenzung vom Schönheitsideal der Oberschicht der damaligen britischen Kolonialmacht markieren.
Dreadlocks wurden allerdings zur gleichen Zeit und auch schon zuvor in verschiedenen Teilen der Welt getragen – von hinduistischen Sadhus über islamische Sufi-Bewegungen in afrikanischen und asiatischen Ländern bis hin zu Aztekenpriestern in Lateinamerika.
Auch in Europa wurden jedoch Dreadlocks im 16. und 17. Jahrhundert getragen – überwiegend aus modischen Gründen. König Christian IV. von Dänemark und Norwegen (1577–1648) litt an einer im Mittelalter und der frühen Neuzeit verbreiteten „Weichselzopf“-Erkrankung, die sich unter anderem im Verfilzen der Haare äußerte.
An seinem Hof imitierten Zugehörige diese Haartracht, um dem König zu schmeicheln. Auch französische Soldaten sollen verfilzte Haare getragen haben – zum Schutz vor Säbelangriffen auf den Nacken.
Verpönt wurden die Filzhaare erst durch die Aufklärung – unter anderem auch aus antisemitischen Ressentiments heraus, wie sie zahlreiche Protagonisten dieser Epoche hegten. Man wollte sich von den Juden unterscheiden, die Schläfenlocken (auch als Peot oder Beikeles bekannt) trugen, seit der große Gelehrte Maimonides (Rambam) im 12. Jahrhundert es als Ausdruck des Heidentums bezeichnet hatte, auf diese zu verzichten.

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