Streit von zwei Großmächten
Grenzkonflikt zugespitzt: China und Indien schmeißen Journalisten des Nachbarlandes raus
Das Klima zwischen Indien und China hat sich weiter verschlechtert. In den vergangenen Wochen haben die beiden Länder Journalisten des Nachbarlandes ausgewiesen, sodass der gegenseitige Zugang zu den Medien fast vollständig unterbrochen wurde.

Das Foto wurde am 10. Juli 2008 aufgenommen. Ein chinesischer Soldat hält am Grenzübergang Nathu La zwischen China und Indien Wache.
Foto: Diptendu Dutta/AFP via Getty Images
Diesen Monat verweigerte Neu-Delhi den letzten beiden Journalisten von Chinas staatlicher Nachrichtenagentur „Xinhua“ und „China Central Television“ die Verlängerung ihres Visums, sodass sie das Land verlassen mussten. Der Konflikt dauert schon seit einigen Jahren an.
Erst im Dezember forderte Neu-Delhi einen Reporter von Chinas Staatsfernsehen ohne Vorwarnung auf, Indien innerhalb von zehn Tagen zu verlassen, obwohl er ein gültiges Visum besaß. Eine Erklärung gab es nicht.
Peking verweigerte im Gegenzug indischen Journalisten die Einreise ins Land.
Vergangenen Monat wurde Reportern der indischen Zeitung „Hindu“ und Neu-Delhis staatlicher Rundfunkanstalt „Prasar Bharati“, die außerhalb Chinas unterwegs waren, die Rückkehr ins Land verweigert. Einem Reporter der „Hindustan Times“ wurde in diesem Monat mitgeteilt, dass seine Presseausweise keine Gültigkeit mehr besäßen.
„Der Ball liegt bei China“: Umstrittenes Grenzgebiet trübt die Beziehungen
Seit dem tödlichen Grenzkonflikt zwischen Indien und China im Juni 2020 ist das Verhältnis zwischen den beiden Mitgliedern der BRICS-Gruppe in einen bilateralen Streit ausgeartet.
In den vergangenen Monaten hat Peking bestimmte Gebiete im indischen Bundesstaat Arunachal Pradesh umbenannt. Die Kommunistische Partei Chinas (KPC) beansprucht die Region fast vollständig für sich und nennt sie Südtibet. In den Bergen bauen sie heimlich Militärstützpunkte insbesondere an strategisch wichtigen Straßen und dringen so immer mehr in indisches Territorium vor.
Indiens Außenminister S. Jaishankar erklärte, dass sich die Beziehungen erst dann wieder normalisieren würden, wenn an der gemeinsamen Grenze Frieden herrscht.
„Der Ball liegt bei China“, sagte Srikanth Kondapalli, Professor für internationale Beziehungen an der Jawaharlal-Nehru-Universität in Neu Delhi laut „Wall Street Journal“. „Wenn sie wollen, dass sich die Beziehungen verbessern, müssen sie das Land, das sie besetzt haben, räumen.”
Indien wendet sich USA zu
Indien hat noch andere Maßnahmen getroffen, um Pekings Einfluss in Indien einen Riegel vorzuschieben. So verbot das Land zahlreiche Social-Media-Plattformen aus China, darunter TikTok und WeChat.
Mittlerweile hat sich Indien der von den USA angeführten Quad-Gruppe angeschlossen, der auch Australien und Japan angehören. China ist seit mindestens 1750 das bevölkerungsreichste Land der Welt. Doch seit April übertrifft die indische Bevölkerung die chinesische. Experten zufolge könnte sich das auf die Wirtschaftsleistung Chinas und das Machtverhältnis der beiden Länder auswirken.
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