
Großbritannien: Anschläge auf 5G-Masten nach Verschwörungstheorien zu Corona-Pandemie
In mehreren Städten in Großbritannien ist es in den vergangenen Wochen zu Brandanschlägen auf Mobilfunk-Masten gekommen. Ermittler vermuten einen Zusammenhang mit Verschwörungstheorien über einen angeblichen Zusammenhang zwischen der Corona-Pandemie und dem 5G-Netz.

Techniker beim Installieren von 5G-Antennen (Symbolbild aus Südkorea).
Foto: JUNG YEON-JE/AFP via Getty Images
In Großbritannien macht sich in Zeiten der Corona-Pandemie ein verstörender neuer Trend breit: Immer häufiger verüben Unbekannte Brandanschläge auf 5G-Masten. Hintergrund sind Verschwörungstheorien über einen angeblichen Zusammenhang zwischen dem Ausbau des Mobilfunkstandards und der Ausbreitung des Virus.
Wie der „Guardian“ berichtet, soll es allein in der Umgebung von Liverpool und in den West Midlands bereits zu 20 Anschlägen diese Art gekommen sein. Die Täter konnten bis dato nicht ermittelt werden. In der Regierung geht man jedoch von einem Zusammenhang mit einer Verschwörungstheorie aus, die sich bereits seit Januar ihren Weg durch soziale Netzwerke bahnt und in den vergangenen Wochen an Dynamik gewonnen hat.
Behauptete Auswirkungen auf menschliches Immunsystem
Ein mittlerweile gelöschter Facebook-Post vom 27. Januar soll dabei eine wichtige Rolle gespielt haben. Darin wurde ein vermeintlicher Zusammenhang zwischen dem Ausbruch der Corona-Pandemie im chinesischen Wuhan und der dortigen Abdeckung mit dem 5G-Standard behauptet – mit dem Argument, Wuhan wäre die erste Stadt gewesen, wo die 5G-Technologie zum Einsatz gekommen wäre.
In dem Beitrag wird suggeriert, ein Ausbau des 5G-Netzes habe das Immunsystem der Menschen in der Stadt geschwächt und auf diese Weise dazu beigetragen, dass sich Infektionskrankheiten noch leichter ausbreiten konnten.
Allerdings gibt es weit und breit keinerlei belastbare Erkenntnisse darüber, dass sich der 5G-Standard überhaupt in irgendeiner Weise auf das menschliche Immunsystem auswirkt – geschweige denn etwas mit der Corona-Pandemie zu tun hat. Wuhan war zudem zwar unter den ersten Städten in China, in denen in einigen Teilen der 5G-Standard zur Anwendung gebracht wurde. Allerdings war es nicht die einzige Stadt, auf die das zutraf.
Kein 5G in Corona-Hotspots wie Bergamo
Zwar verbreitete sich COVID-19 in weiterer Folge aufgrund des Missmanagements durch das kommunistische Regime in Peking auch auf andere Städte, unter anderem auch solche mit 5G-Standard. Es entspricht jedoch allgemeiner Lebenserfahrung, dass sich ein hoch ansteckendes Virus vor allem in dicht bevölkerten Ballungsräumen ausbreitet. Diese sind jedoch auch die ersten Gebiete, in denen der Ausbau des Mobilfunkstandards erfolgt.
Andererseits gibt es auf internationaler Ebene auch eine Vielzahl an Hotspots in Regionen ohne jedwede 5G-Abdeckung, unter anderem in Ländern wie dem Iran oder Japan. Auch in Italien sind kleinere Städte ohne 5G-Standard wie Lodi stärker von Infektionen mit COVID-19 betroffen als jene, in denen dieser bereits in Anwendung steht.
In Südkorea, wo 5G seit längerem fast flächendeckend den Standard darstellt, ist es hingegen gelungen, die Seuche rasch in den Griff zu bekommen. Bereits seit Mitte März ist dort die Zahl der aktiven Fälle einer Infektion mit COVID-19 rückläufig.
Elektromagnetische Strahlung in Großbritannien deutlich unter Grenzwerten
Eine Recherche des britischen Faktenchecker-Dienstes „Full Fact“ ist der Frage nachgegangen, inwieweit die elektromagnetische Strahlung, die mit dem 5G-Standard verbunden ist, eine potenziell gesundheitsgefährdende Wirkung auf den menschlichen Organismus entfalten könnte. Das Ergebnis: 5G nutzt zwar eine höhere Frequenz von Radiowellen als die Vorgängerstandards 3G und 4G. Die elektromagnetische Strahlung, die damit verbunden ist, liegt in Großbritannien jedoch immer noch deutlich unter den international als unbedenklich eingestuften Grenzwerten.
Wie „The Verge“ berichtet, kam es auch in Birmingham zu einem mutmaßlichen Übergriff auf einen Mast, der von Vodafone betrieben wurde – obwohl dieser nicht einmal Versorgung nach dem 5G-Standard liefert.
Ein Sprecher des Mobilfunkanbieters EE erklärte dazu: „Die Stätte [die angegriffen wurde] dient dazu, tausenden Menschen in der Umgebung von Birmingham lebensnotwendige 2G-, 3G- und 4G-Konnektivität zu gewährleisten, wie dies bereits seit Jahren der Fall ist. Wir werden versuchen, die volle Abdeckung so schnell wie möglich wiederherzustellen. Aber der Schaden durch das Feuer ist immens.“
Russische Medien warnen vor 5G und ergreifen gleichzeitig Partei für Huawei
Der britische Vodafone-CEO Nick Jeffery spricht davon, dass die Angelegenheit mittlerweile eine der nationalen Sicherheit wäre. Die Polizei und auch Antiterrorermittler hätten sich der Sache angenommen. Auch zu Beleidigungen von Arbeitern, die Fiberglaskabel für den 5G-Ausbau verlegten, sei es vielerorts schon gekommen. Diesen war vorgeworfen worden, wenn 5G ans Netz gehe, würde dies „uns alle umbringen“.
Unter anderem waren es englischsprachige russische Auslandsmedien mit westlichem Zielpublikum, die sich der Theorien über einen angeblichen Zusammenhang von 5G und Corona angenommen und diese – regelmäßig ohne kritische Auseinandersetzung – weiterverbreitet hatten. Dies ungeachtet des parallel dazu seit Monaten gepflegten Narrativs, dass die Warnungen westlicher Regierungen und Geheimdienste vor Spionage-Schlupflöchern und Sabotagegefahren bei einer Beteiligung des regimenahen chinesischen Tech-Konzerns Huawei lediglich den Zweck hätten, Konkurrenz auszubooten.
Soziale Medien gehen mittlerweile gegen Gerüchtekocher vor
Mittlerweile haben die Betreiber großer sozialer Netzwerke wie Facebook, Twitter und YouTube damit begonnen, gegen Seiten und Gruppen vorzugehen, die mit falschen Informationen versuchen, den Ausbau der Mobilfunk-Infrastruktur zu diskreditieren. Auch eine offizielle Abmahnung der Rundfunkaufsicht “Ofcom” an den Radiosender „Uckfield FM“ hat es gegeben, der eine angebliche „eingetragene Krankenschwester“ in einer 20-minütigen Ausstrahlung zu Wort kommen ließ, die erklärte, 5G „saugt den Sauerstoff aus den Lungen der Menschen“.
Der 5G-Standard gilt als wichtiger Schritt auf dem Weg zur sogenannten „Industrie 4.0“ und dem „Internet der Dinge“. Entwicklungen wie die automatisierte Steuerung hochkomplexer Versorgungssysteme oder das autonome Fahren hängen vom Ausbau des 5G-Netzes ab.
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