
Impfweltmeister Israel verzeichnet 10.000 positiv Getestete pro Tag
Der Impfweltmeister Israel entwickelt sich zum Sorgenkind. Das Land mit einer der höchsten Impfraten weltweit kämpft nun mit der sogenannten vierten Welle.

Ein israelischer medizinischer Mitarbeiter bereitet eine Dosis des Pfizer/BioNTech-Impfstoffs COVID-19 vor (Archivbild).
Foto: JACK GUEZ/AFP via Getty Images
Israel gilt als das Vorzeigeland mit einer der höchsten Corona-Impfraten der Welt. Von etwa neun Millionen Einwohnern sind bereits etwa sechs Millionen gegen COVID-19 geimpft – und zwar doppelt geimpft. Das sind rund 60 Prozent der Gesamtbevölkerung. Zu verdanken ist diese hohe Impfquote der unvergleichlich schnellen Impfkampagne, die das Land an den Tag legte.
Vor einigen Monaten fielen aus diesem Grund die Corona-Maßnahmen nach und nach weg, das öffentliche Leben sowie der Arbeitsalltag in Israel kehrten zur Normalität zurück. Selbst das Tragen von Masken war keine Pflicht mehr. Unbeschwerte Restaurantbesuche, Partys und Familienfeiern waren wieder möglich.
10.000 positiv Getestete pro Tag
Seit Juni steigt die Zahl der positiv Getesteten jedoch steil an. Zum ersten Mal seit Januar meldete Israel am Dienstag letzter Woche wieder 10.000 positiv Getestete pro Tag. Der Impfweltmeister entwickelt sich zum Sorgenkind. Die Regierung droht mit einem erneuten Lockdown und vielen Restriktionen.
Auf diese neuen Ankündigungen reagiere die Bevölkerung mit Frustration und Widerwillen, sagt Susanne Brunner, Nahost-Korrespondentin, in einem Interview mit SRF. Die Regierung mache Druck, damit sich die Menschen zum dritten Mal – und das innerhalb von weniger als einem Jahr – impfen lassen. Niemand wolle zudem so richtig in einen vierten Lockdown gehen.
Jetzt fragen sich viele Israelis, wieso es trotz der hohen Impfquote in ihrem Land dennoch so viele Ansteckungen gibt? Während sich manche wie „Versuchskaninchen“ fühlen, geben andere wiederum den Ungeimpften die Schuld an den hohen Corona-Zahlen.
Vor wenigen Tagen wurden die Einreisebedingungen erneut verschärft – selbst für vollständig Geimpfte. Nach der Einreise gilt grundsätzlich eine Quarantänepflicht. Zudem werden viele religiöse Feste, an denen sich die Familie und Verwandtschaft trifft, nicht mehr stattfinden können, wie beispielsweise Sukkot – das Laubhüttenfest im September. Es sei denn, die Menschen nehmen trotz vollständiger Impfung eine Quarantäne in Kauf.
60 Prozent geimpfte Krankenhauspatienten
Die jüngsten Daten des israelischen Gesundheitsministeriums deuten darauf hin, dass die Wirksamkeit des BioNTech-Impfstoffs in Israel seit der Ausbreitung der Delta-Variante deutlich nachlässt. Er schütze nur noch zu 64 Prozent vor einer Ansteckung. Schwere Krankheitsverläufe würden allerdings abgemildert und Krankenhausaufenthalte abgewendet – das seien immerhin 93 Prozent.
Offiziellen Daten zufolge waren rund 60 Prozent der Menschen, die am 15. August mit COVID-19 im Krankenhaus behandelt wurden, geimpft, berichtet der „Spiegel“.
Dass mehr als die Hälfte der stationär behandelten Personen geimpft seien, führe unter der Bevölkerung zu Verwirrung. Man stelle sich die Frage, ob die Impfstoffe womöglich nicht wirken, berichtet Jeffrey Morris, Professor für Biostatistik an der Perelman School of Medicine der University of Pennsylvania. Das genaue Gegenteil sei jedoch der Fall.
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