Inhaftierung Yücels löst Welle der Solidarität in Deutschland aus
Der "Welt"-Journalist Yücel müsse "umgehend auf freien Fuß gesetzt werden", forderte SPD-Generalsekretärin Katarina Barley am Dienstag. Menschenrechtler und Journalistenverbände protestierten, in Berlin und anderen Städten sollte demonstriert werden. Der Bundestag wird sich voraussichtlich kommenden Woche mit dem Fall befassen.

Demonstration gegen die Unterdrückung der Meinungsfreiheit in der Türkei.
Foto: OZAN KOSE/AFP/Getty Images
Die Inhaftierung des deutsch-türkischen Journalisten Deniz Yücel hat eine Welle der Solidarität in Deutschland ausgelöst. Yücel müsse “umgehend auf freien Fuß gesetzt werden”, forderte SPD-Generalsekretärin Katarina Barley am Dienstag. Menschenrechtler und Journalistenverbände protestierten, in Berlin und anderen Städten sollte demonstriert werden. Der Bundestag wird sich voraussichtlich kommenden Woche mit dem Fall befassen.
Barley machte den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan mitverantwortlich. “Das Erdogan-Regime nutzt Verhaftungen, um nicht genehme Stimmen zum Schweigen zu bringen”, erklärte die SPD-Politikerin. Die türkische Regierung müsse dafür sorgen, “dass der Fall Yücel nicht zu einer Belastung für die deutsch-türkischen Beziehungen wird”, warnte sie.
Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) schrieb: “Wegsperren missliebiger Journalisten ist mit unserem Verständnis von Pressefreiheit völlig unvereinbar.”
Die Linke beantragte eine Aktuelle Stunde des Bundestages zu dem Fall. Die Fraktionschefs Dietmar Bartsch und Sahra Wagenknecht forderten von der Bundesregierung, sich “nachdrücklich und ernsthaft” für die Freilassung Yücels einzusetzen.
Auch die Grünen forderten ein entschiedeneres Auftreten der Bundesregierung. Ihr Außenpolitiker Omid Nouripour warf Kanzlerin Angela Merkel (CDU) vor, sich durch ihre Türkei-Politik “in die Geiselhaft Erdogans begeben” zu haben.
Die Organisation Reporter ohne Grenzen verlangte von Merkel, die Beziehungen zur Türkei grundsätzlich zu überdenken. In dem Land sollten nun auch Auslandskorrespondenten eingeschüchtert werden, sagte Geschäftsführer Christian Mihr dem Radiosender SWR Aktuell.
Das Deutschland-Büro von Human Rights Watch nannte die Untersuchungshaft ein weiteres Beispiel dafür, “wie in der Türkei die Medien zum Schweigen gebracht werden”. Das PEN-Zentrum Deutschland sprach von einer “weiteren Eskalationsstufe im Kampf der Erdogan-Administration gegen die Meinungsfreiheit”.
Auch in sozialen Netzwerken bekundeten viele Menschen ihre Solidarität. Im Kurzbotschaftendienst Twitter lief dies unter dem Hashtag FreeDeniz#. Die ZDF-Moderatorin Dunja Hayali twitterte: “Ohne Worte – was da in der Türkei los ist!”
Auf ganzseitigen Anzeigen in überregionalen Tageszeitungen forderten mehrere hundert Prominente die Freilassung Yücels. Zu den mehr als 300 Unterzeichnern zählen neben Künstlern, Schauspielern, und anderen Prominenten eine Reihe von Chefredakteuren wie Klaus Brinkbäumer vom “Spiegel” oder Giovanni di Lorenzo von der “Zeit”.
Aus Solidarität mit Yücel riefen Unterstützer zu Kundgebungen in elf Städten auf. Die Autokorsos sollen am Dienstagnachmittag unter anderem in Berlin, Hamburg, Köln, Wien und Zürich stattfinden. Für den frühen Abend ist zudem eine Demonstration vor der türkischen Botschaft in Berlin geplant.
Yücel hatte sich am 14. Februar freiwillig der Polizei in Istanbul zur Befragung gestellt und war daraufhin in Gewahrsam genommen worden. Am Montagabend wurde Untersuchungshaft angeordnet. Nach Angaben der “Welt” wird ihm Aufwiegelung der Bevölkerung und Terrorpropaganda vorgeworfen. Laut türkischem Recht kann die Untersuchungshaft bis zu fünf Jahre dauern. (afp)
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