Wer soll die Hilfsgüter verteilen?
Israel vs. Iran: Weitere Angriffe auf Hisbollah angekündigt - Plan für „Belagerung“ des Nordens Gazas
Solange die Hamas die Kontrolle über die Verteilung von Lebensmitteln und Treibstoff behalte, sei sie in der Lage, ihre Kassen zu füllen und neue Terroristen zu rekrutieren. Vertreter des Militärs wollen Israels Regierungschef daher mehrere Alternativen zur künftigen Verteilung humanitärer Hilfe im nördlichen Gazastreifen vorlegen.

Ein israelischer Sicherheitsmitarbeiter überprüft ein beschädigtes Haus im Bezirk Haifa in Israel nach einem Angriff der libanesischen Hisbollah am 22. September 2024.
Foto: Jack Guez/AFP via Getty Images
Die israelische Armee hat der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah vorgeworfen, im Süden des Libanons gezielt Angriffswaffen in Häusern von Zivilisten zu verstecken. Der israelische Militärsprecher Daniel Hagari sagte, dies betreffe Dutzende von Dörfern in einer Zone bis zu 80 Kilometer nördlich der israelischen Grenze.
„Die Hisbollah hat den Süden Libanons in eine Kampfzone verwandelt“, sagte er. Damit gefährde die Organisation die Bürger des eigenen Landes. Er rufe alle Zivilisten, die sich in der Nähe von Häusern aufhielten, in denen die Hisbollah Waffen versteckt habe, dazu auf, das Gebiet sofort zu verlassen.
Weitere Angriffe auf Hisbollah angekündigt
Die israelischen Streitkräfte kündigten weitere Luftangriffe an. Man werde in Kürze „umfangreiche und präzise Angriffe“ auf Terrorziele durchführen, die im gesamten Libanon verstreut seien, teilte die israelische Armee am Montag mit.
Man rate Zivilisten aus libanesischen Dörfern, die sich in und in der Nähe von Gebäuden und Gebieten befinden, die von der Hisbollah für militärische Zwecke genutzt würden, wie zum Beispiel als Waffenlager, sich zu ihrer eigenen Sicherheit sofort in Sicherheit zu bringen.
Die Israelis wiederholten zudem ihren Vorwurf, dass die Hisbollah Marschflugkörper aus Wohnhäusern abschießt. Dazu veröffentlichten sie auch ein Video, welches zeigen soll, wie Hisbollah-Mitglieder versuchen, Raketen aus einem Haus im Libanon abzufeuern.
Auf die Frage eines Journalisten, ob Israel eine Bodenoffensive im Süden des Libanons plane, sagte Hagari, man werde „alles unternehmen, um die Einwohner des israelischen Nordens sicher in ihre Häuser zurückkehren zu lassen“.
„Und wenn die Hisbollah dies nicht verstanden hat, dann wird sie einen weiteren Schlag und einen weiteren Schlag abbekommen – bis die Organisation es versteht“, sagte Generalstabschef Herzi Halev. Israel verfüge über weitere Fähigkeiten, die es bisher nicht eingesetzt habe.
Die Luftwaffe griff nach eigenen Angaben erneut eine Kommandozentrale der Islamisten an, die sich im Zentrum des abgeriegelten Küstenstreifens in einem Gebäude befunden habe, in dem früher eine Schule gewesen sei. Vor dem Angriff seien zahlreiche Maßnahmen ergriffen worden, um die Gefahr für Zivilisten zu mindern.
Iran bedroht Israel aus dem Norden, Süden und Osten – und mit Atomwaffen
Irans Bedrohung habe zwei Elemente, sagte Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu der „Jerusalem Post“ zufolge vor dem parlamentarischen Außen- und Verteidigungsausschuss.
Dazu zählten die atomare Bedrohung des Irans sowie gleichzeitige Angriffe aus dem Norden, Süden und Osten, sagte Netanjahu demnach bei der nichtöffentlichen Sitzung in Jerusalem.
Etwa die Hälfte der rund 100 Geiseln, die seit vergangenem Jahr im Gazastreifen festgehalten werden, sind nach Informationen von Netanjahu noch am Leben.
Die Iranischen Revolutionsgarden haben unterdessen zwölf Personen wegen angeblicher Spionage für den israelischen Auslandsgeheimdienst Mossad festgenommen.
In sechs Provinzen des Landes hätten sie versucht, geheime Informationen zu sammeln und diese an den Mossad weiterzuleiten, erklärten die IRGC. Weitere Details wurden nicht mitgeteilt. Den Festgenommenen könnte bei einer Verurteilung die Todesstrafe drohen. Im März war in einem ähnlichen Fall ein angeblicher Mossad-Agent hingerichtet worden.
Plan für „Belagerung“ des Nordens Gazas im Gespräch
Israelischen Medienberichten zufolge wollen Vertreter des Militärs in den kommenden Tagen Netanjahu und Galant mehrere Alternativen zur künftigen Verteilung humanitärer Hilfe im nördlichen Gazastreifen vorlegen.
Der Hamas solle die Kontrolle über die zivile Verwaltung und die Plünderung der Hilfsgüter verwehrt werden, berichtete die „Jerusalem Post“. Einer der Vorschläge sei eine „Belagerung“ des Nordens Gazas, berichtete die „Times of Israel“.
Man müsse den Bewohnern im nördlichen Abschnitt des abgeriegelten Küstenstreifens eine Woche Zeit geben, das Gebiet zu verlassen, wurde ein pensionierter General zitiert. Der Norden Gazas würde dann zur militärischen Zone erklärt, in die keine Hilfe mehr gelangen werde.
Solange die Hamas die Kontrolle über die Verteilung von Lebensmitteln und Treibstoff behalte, werde sie in der Lage sein, ihre Kassen zu füllen und neue Terroristen zu rekrutieren.
Ein solches Vorgehen sei auch die einzige Chance für ein Abkommen zur Freilassung der Geiseln, sagte der Zeitung zufolge ein Mitglied des parlamentarischen Ausschusses für Außen- und Sicherheitspolitik während der nichtöffentlichen Sitzung mit Netanjahu.
Dadurch würde der Hamas-Anführer im Gazastreifen, Jihia al-Sinwar, unter zusätzlichen Druck geraten, an den Verhandlungstisch zu kommen und Zugeständnisse zu machen, hieß es.
Ägyptens Außenminister warnt vor „Eskalation“
Vor dem Beginn der UN-Generaldebatte hat Ägyptens Außenminister Badr Abdelatty angesichts des anhaltenden gegenseitigen Angriffe zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah-Miliz vor einer „Eskalation“ und einem „umfassenden Krieg“ im Nahen Osten gewarnt.
„Es herrscht große Besorgnis (…) über die Möglichkeit einer Eskalation in der Region, die zu einem umfassenden Krieg führt“, sagte Abdelatty am Sonntag der Nachrichtenagentur AFP am Sitz der Vereinten Nationen in New York.
Die Verschärfung der Lage an der israelisch-libanesischen Grenze habe „negative Auswirkungen“ auf die Verhandlungen über eine Feuerpause zwischen Israel und der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas im Gazastreifen, sagte Abdelatty.
Die Verantwortung dafür, dass ein Abkommen bislang nicht zustande gekommen ist, wies der ägyptische Chefdiplomat der israelischen Regierung zu. Zwar seien Ägypten und die beiden anderen als Vermittler tätigen Staaten USA und Katar „entschlossen und engagiert“ in ihren Bemühungen und „alle Bestandteile eines Abkommens“ lägen vor. Abdelatty fügte an: „Das Problem bleibt der fehlende politische Wille auf israelischer Seite.”
(dpa/afp/red)
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