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Österreich

Lockdown für Ungeimpfte bleibt – Kommen Einschränkungen für alle?

Österreichs Ungeimpfte befinden sich im Lockdown. Die Inzidenzwerte steigen. Während der Grünen-Gesundheitssenator Mückstein Beschränkungen auch für Geimpfte ins Spiel bringt, hält Kanzler Schallenberg weiter an seinem Kurs fest.

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Österreichs neuer Bundeskanzler Alexander Schallenberg (ÖVP). Wien, 11. Oktober 2021.

Foto: Thomas Kronsteiner/Getty Images)

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Lesedauer: 4 Min.

Der scharfe Kurs des österreichischen Bundeskanzlers Alexander Schallenberg gegen Ungeimpfte im Land als angebliche „Treiber der Pandemie“, stößt innerhalb der Regierung auf Kritik.
Noch am Sonntag kam es zwischen Schallenberg und dem Gesundheitsminister Dr. med. Wolfgang Mückstein (Grüne) zu Meinungsverschiedenheiten darüber, inwieweit nächtliche Ausgangsbeschränkungen für die gesamte Bevölkerung, also auch für Geimpfte verhängt werden sollten.
Mückenstein forderte den Kanzler zu einer Beratung am Mittwoch auf. Schallenberg lehnte dies ab, trotz steigender Infektionen und überlasteter Intensivstationen, wie „Krone“ berichtet.

„Keine Pandemie der Ungeimpften“

Nun äußerte sich auch die Generaldirektorin für die Öffentliche Gesundheit, Dr. med. Katharina Reich, zum Regierungskurs und fordert eine Änderung. Am Dienstag sagte sie: „Es ist keine Pandemie der Ungeimpften, sondern wir sind in einem Stadium angekommen, wo es uns alle betrifft.“
Wie berichtet, sei es am Mittwoch zu keinem Gespräch gekommen. Maßnahmen für Geimpfte lehnt Schallenberg nach wie vor ab. Selbst die Nachtgastronomie soll nicht angetastet werden. Mit dem Kurs will Schallenberg insbesondere die Ungeimpften zum Impfen bringen.
Dabei hat Schallenberg mit seiner Strategie Erfolg. Schon in der Vorwoche des Lockdowns seien 500.000 zusätzliche Impfungen verzeichnet worden, so der Kanzler, der auch schon bei der Einführung der 2G-Regeln eine Zunahme der Impfbereitschaft festgestellt hatte.
Schallenberg und sein Parteikollege, Innenminister Karl Nehammer, hatten zu Beginn des Lockdowns für Ungeimpfte ein „engmaschiges Netz“ an Kontrollen zur Überprüfung der Einhaltung der Maßnahmen angekündigt.
Laut Medienangaben gab es am ersten Tag des Lockdowns für Ungeimpfte rund 15.000 „Lockdown-Einsätze“ der Polizei, wie die Epoch Times bereits berichtete.

Lockdown für Ungeimpfte

Wer nicht über einen 2G-Nachweis verfügt, unterliegt in Österreich der ganztägigen Ausgangssperre. Sie gilt nicht nur für Erwachsene, sondern auch für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren.
Ebenfalls gilt 2G für die Gastronomie (ohne Abholungen), öffentliche Sportstätten und Geschäfte (außer Grundversorgung). An den Arbeitsplätzen herrscht 3G-Pflicht, in speziellen Fällen sogar 2G.
Die Ausgangsbeschränkungen sind derzeit noch mit einer Reihe von Ausnahmen versehen, wie etwa Einkaufen für Grundbedürfnisse, Aufsuchen der Arbeit, enge familiäre Kontakte, religiöse Grundbedürfnisse, Wahlen, Versorgung von Tieren und sogar „Aufenthalt im Freien zur körperlichen und psychischen Erholung“.
Am Freitag findet ein Lagetreffen mit den Landeshauptleuten der Bundesländer statt. Noch steht aus, ob es dann eine Richtungskorrektur geben wird oder Kanzler Schallenberg die einseitigen Maßnahmen weiter verschärfen wird.

In Deutschland setzt man auf „2G-Plus“

In Deutschland werden aktuell die Geimpften in die Corona-Strategie mit einbezogen. Man setzt auf „2G-Plus“, wie Bundesgesundheitsminister Jens Spahn es nannte.
Der Berliner Mobilitätsforscher Kai Nagel von der Technischen Universität Berlin hält dieses Modell für sehr sinnvoll: „Die Wirkung des Testens ist mehr als doppelt so groß, wenn sich hier die Geimpften und Genesenen beteiligen“, sagte Nagel dem „Tagesspiegel“.
Im Interview mit „ntv“ sprach Professor Nagel von zwei Ansteckungskanälen, den Ungeimpften, die einen erheblichen Beitrag dazu beitragen würden, und den Geimpften, bei denen nach drei bis vier Monaten der Übertragungsschutz der Impfung von Faktor 10 auf Faktor 3 zurückgehe.
„Wir sehen, dass auch die Geimpften erheblich daran beteiligt sind, wenn jetzt die Infektionszahlen steigen“, so Nagel. Er schlug zum einen eine beschleunigte Booster-Impfung vor und zum anderen eine breite Teststrategie unter Einbeziehung der Geimpften.

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