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EU-Ölembargo

Indien und Arabische Emirate: Briefkastenfirmen halten russisches Öl am Laufen

Man nehme Schifffahrtsunternehmen, die nur auf dem Papier existieren, und Millionen Barrel russisches Öl. Das Ergebnis sind milliardenschwere große Flotten. Russland beliefert weiterhin die Welt. Wie funktioniert das? Zwei Beispiele.

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Indien und die Vereinigten Arabischen Emirate haben sich nicht an den Sanktionen gegen russisches Öl beteiligt und auch keiner Preisobergrenze zugestimmt.

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Russland hat trotz westlicher Sanktionen eine neue Erdölversorgungskette aufgebaut, die Millionen von Barrel russisches Öl in die ganze Welt liefert. Kleine und unbekannte Schifffahrtsunternehmen, deren Adresse oft nur auf dem Papier bestehen, haben innerhalb kürzester Zeit Flotten in Milliarden Dollar-Höhe, wie aus einem Artikel von „Bloomberg“ zu entnehmen ist.
Als Beispiele werden eine Firma in Indien sowie eine in den Vereinigten Arabischen Emiraten genannt, deren Standorte die Zeitung näher untersuchte.
Der Firmensitz des ersten Unternehmens mit dem Namen Gatik Ship Management sollte sich laut eigenen Angaben in Mumbai befinden. Nach Überprüfung des Standortes findet sich jedoch nur ein verlassenes kleines Büro vor, deren Angestellte dieses bereits vor einiger Zeit schon verlassen hätten, wie ein Mitarbeiter des benachbarten Büros mitgeteilt habe.
Auch bei der zweiten Firma, Fractal Shipping in Dubai, sei es ähnlich gewesen, was darauf hindeutet, dass diese als sogenannte Briefkastenfirmen agieren. Die beiden Standorte seien laut „Bloomberg“ in einer internationalen Seeverkehrsdatenbank als Unternehmen aufgeführt, die zusammen über Tanker im Wert von zwei Milliarden Dollar verfügen.

Neues Lieferkettennetz

Doch weder Gatik noch Fractal werden als tatsächliche Besitzer der Tanker aufgeführt. Sie betreiben diese Schiffe wahrscheinlich für andere Unternehmen, deren Identität oft nicht bekannt ist. Dies ermöglicht es den beiden Unternehmen, westliche Dienstleistungen zu nutzen, da Indien und die Vereinigten Arabischen Emirate nicht an den Sanktionen gegen russisches Öl beteiligt sind und auch keiner Preisobergrenze zugestimmt haben.
Die Flotte von Gatik kann nach Angaben von Bloomberg etwa 30 Millionen Barrel Öl und Kraftstoffe transportieren. Die Transportkapazität von Fractal beläuft sich auf etwa 15 Millionen Barrel. Fast alle Tanker von Fractal und Gatik liefen in diesem Jahr russische Häfen an oder übernahmen russische Ladungen im Schiff-zu-Schiff-Transfer, wie aus den von „Bloomberg“ zusammengestellten Tankerdaten hervorgeht.
Russland exportierte in den zwei Monaten nach Verhängung der Obergrenze und des europäischen Einfuhrverbots am 5. Dezember etwa 3,2 Millionen Barrel Rohöl pro Tag aus seinen Häfen, was kaum eine Veränderung gegenüber den beiden Vormonaten darstellt. So stellen oben genannte Unternehmen nur einen Teil des neuen Lieferkettennetzes dar, das diese Entwicklung ermöglicht.

Wenig Auswirkungen der EU-Sanktionen auf Ölexport

Exporte russischer Lieferungen in die EU-Länder sind zwar deutlich zurückgegangen, doch hat Russland andere Wege gefunden.
Auch das Londoner Schifffahrtsbüro Vessels Value belegt gegenüber „Bloomberg“, dass sich kaum eine Veränderung an den gelieferten Mengen russischen Öls gezeigt hat. Das Büro misst die weltweiten Mengen an Bord von Tankschiffen und deren Lieferwege. Analystin Rebecca Galanopoulos Jones von Vessels Value bestätigt:
„Es ist diese neue Art von Tankermarktteilnehmern, die dazu beigetragen haben, dass russisches Öl weiterhin um die Welt fließt”.
So hätten die Sanktionen gegen russisches Öl laut Jones nur sehr geringe Auswirkungen auf die Gesamtexporte.
Die von der EU im vergangenen Dezember beschlossene Preisobergrenze für über den Seeweg transportiertes Öl liegt bei 60 Dollar (57 Euro) pro Barrel. Mit ihrem Embargo wollte die EU Russland zwingen, Erdöl künftig unter Marktpreis an Abnehmer in andere Staaten zu verkaufen.
Die Regelung gilt nicht nur für Reedereien, sondern auch für Dienstleister wie Versicherungen, technische Hilfe, Finanzierungs- und Vermittlungsdienste.

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