Schweden: Mindestens 150.000 Frauen genitalverstümmelt – Tendenz steigend
In Schweden nimmt die Zahl der Frauen und Mädchen mit Genitalverstümmelung dramatisch zu, wie eine neue Studie herausfand.

Dieses kleine Mädchen wurde am 20. Februar 2017 in Indonesien rituell verstümmelt.
Foto: BAY ISMOYO/AFP/Getty Images
Mindestens 150.000 Frauen und Mädchen, die Opfer von Genitalverstümmelung wurden, leben heute in Schweden. Die meisten von ihnen kommen aus afrikanischen Ländern, wo es Tradition ist, Mädchen noch vor dem fünften Lebensjahr die äußeren Genitalien zu zerstören.
In der Region Stockholm werden nun große Anstrengungen unternommen, um im Schul- und Gesundheitswesen über das kulturelle Tabu-Thema aufzuklären und zu informieren – zumal die Gefahr besteht, dass auch in Schweden geborenen Mädchen die „Female Genital Mutilation“ (FGM) angetan wird.
Zwar ist die Verstümmelung in Schweden verboten. Falls in einer Familie die Tradition jedoch stark ist, wird das Kind einfach im Ursprungsland „operiert“.
Eine neue Dimension
Was ist Genitalverstümmelung?
Im Rahmen der Prozedur, die meist ohne Betäubung stattfindet, werden den Mädchen Klitoris und Schamlippen ganz oder teilweise abgeschnitten und ihre Vagina künstlich zugenäht. Ziel ist, die weibliche Sexualität lebenslang zu unterdrücken.
Frauen, die verstümmelt wurden, leiden unter Dauerschmerzen, haben Probleme beim Urinieren und der Menstruation – von Intimverkehr und dem Gebären von Kindern ganz zu schweigen.
Für sie ist dieser Zustand Alltag – und das von Kindheit an. Viele können deshalb gar keinen Zusammenhang mehr herstellen, zwischen dem, was ihnen als Kind angetan wurde und ihrer körperlichen Verfassung. Zumal wenn der Eingriff so früh erfolgte, dass sie sich nicht mehr daran erinnern können.
Falls sie Opfer der „pharaonischen Beschneidung“ wurden, können sie sich nicht einmal normal bewegen. Der Schmerz in Bauch und Unterleib sei einfach zu groß, berichtete SVT.
In Deutschland wurde die Zahl der FGM-Opfer zuletzt auf 50.000 geschätzt.
„Es ist ein Verbrechen. Es ist weder Kulturgut und schon gar keine Tradition“, sagt Waris Dirie, somalisches Ex-Top-Model dazu. Sie widmete ihr Leben dem Kampf gegen FGM.
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