Stehen USA und Russland im Krieg? Lawrow verweist auf deutliche „Signale“
Der Ukrainekrieg, die „roten Linien“ Russlands und die Aussichten auf Frieden waren die Schwerpunkte des Interviews von US-Moderator Tucker Carlson mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow.

Russlands Außenminister Lawrow. (Archivbild)
Foto: ALBERTO PIZZOLI/AFP via Getty Images
Moskaus geopolitische Strategie
Lawrow verdeutlichte die unterschiedlichen geopolitischen Zielsetzungen Washingtons und Moskaus mit den Worten: „Sie kämpfen für den Erhalt der Hegemonie über die Welt in jedem Land, jeder Region, jedem Kontinent. Wir kämpfen für unsere legitimen Sicherheitsinteressen“.
Carlson, der schon Anfang dieses Jahres den russischen Präsidenten Putin interviewt hatte, kündigte Anfang dieser Woche sein neues Interview mit Russlands Chef-Diplomaten an.
In dieser Ankündigung ließ Carlson die Behauptung fallen, die USA und Russland befänden sich in einem unerklärten Krieg, für den die meisten Amerikaner „nicht gestimmt haben“.
Allerdings folgte Lawrow in dem Interview diesem Narrativ nicht.
Er vertrat die Position, dass keine ukrainischen Angriffe auf Russland mit Langstreckenraketen wie ATACMS ohne „direkte Beteiligung amerikanischer Soldaten“ möglich wären.
Lawrow: „Wir senden Signale“
Lawrow brachte die Hoffnung zum Ausdruck, dass man im Westen den Wink mit dem Zaunpfahl, beziehungsweise den Einsatz der neuartigen Rakete Oreschnik in der Ukraine ernst genommen hätten.
Lawrow dazu: „Wir senden Signale, und wir hoffen, dass das letzte, vor ein paar Wochen, das Signal mit dem neuen Waffensystem namens Oreschnik, (…) ernst genommen wurde“.
Diese Worte bezogen sich auf den Einsatz der neuen russischen Hyperschall-Rakete gegen ukrainische Stadt Dnipro.
Wladimir Putin ließ in diesem Zusammenhang die Drohung fallen, diese Waffe auch in der Hauptstadt Kiew einzusetzen, beispielsweise als Reaktion auf weitere ukrainische Attacken auf das russische Staatsgebiet.
„Zum Wohle des Universums“
Der Außenminister unterstrich aber in dem Interview mit dem Amerikaner, dass Russland die Situation nicht eskalieren lassen und „jedes Missverständnis“ mit den USA und ihren Partnern vermeiden wolle.
Dennoch warnte Lawrow, dass Moskau „weitere Botschaften senden“ werde, falls im Westen nicht die notwendigen Schlüsse daraus gezogen werden. Eher versöhnlich äußerte der Außenminister: „Wir würden gerne normale Beziehungen zu all unseren Nachbarn haben, natürlich, aber generell zu allen Ländern und insbesondere zu einem großen Land wie den Vereinigten Staaten“.
Auf diese Worte folgte eine Art Appell Lawrows, wonach Washington und Moskau zum „Wohle des Universums“ zusammenarbeiten sollten.
Über Trump
Immer wieder befragte Carlson seinen Gesprächspartner zu den Erwartungen, welche man im Kreml an die neue US-Regierung unter Donald Trump knüpft.
Der russische Außenminister antwortete diplomatisch, aber dennoch deutlich, dass der scheidende Präsident Biden „der Trump-Regierung ein möglichst schlechtes Erbe hinterlassen möchte“, indem er den Krieg in der Ukraine eskaliert.
Ferner lobte er Trump als eine starke Persönlichkeit, die Ergebnisse will. Lawrow negierte die Behauptung, wonach Trump prorussisch eingestellt sei. Lawrow verwies in diesem Zusammenhang auf die Tatsache, dass die Zahl der Sanktionen, die unter der ersten Trump-Regierung gegen Russland verhängt wurden, „sehr hoch“ war.
Der Außenminister legte Wert auf die Feststellung, dass Russland die Wahlentscheidung des amerikanischen Volkes respektiere und offen für Kontakte mit der nächsten Regierung sei. Allerdings betonte Lawrow, dass die Bedingungen Moskaus für die Beendigung des Krieges sich nicht geändert haben, sondern weiterhin so festgelegt sind, wie es der russische Präsident im Juni dieses Jahres erläutert hatte.
Was die westlichen Sanktionen gegen Russland angeht, so scheint die Aufhebung derselbigen im Kreml nicht jene Priorität zu besitzen, wie man in den NATO-Staaten vermuten würde. „Je mehr wir unter Sanktionen leben, desto mehr verstehen wir, dass es besser ist, sich auf sich selbst zu verlassen“, erklärte er. „Was dich nicht umbringt, macht dich stärker, wissen Sie. Sie würden uns niemals töten, also machen sie uns stärker“, sagte der Außenminister diesbezüglich im Interview.
Tucker Carlsons Interview mit Wladimir Putin im vergangenen Februar war das erste Interview des russischen Präsidenten mit einem westlichen Journalisten seit Beginn des Kriegsausbruchs in der Ukraine.
Carlson arbeitete jahrelang für den konservativen Nachrichtensender Fox News und besitzt eine große Gefolgschaft bei konservativen Fernsehzuschauern.
Im April des vergangenen Jahres wurde Carlson allerdings von Fox News entlassen, nachdem der Sender in einem Rechtsstreit im Streit um falsche Wahlbetrugsvorwürfe nach der Präsidentschaftswahl 2020 einen teuren Vergleich mit einem Wahlmaschinen-Unternehmen schließen musste.
Seitdem publiziert Carlson vorwiegend auf der Onlineplattform X, früher Twitter, die Millionen Followers hat.
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