
Das BSW – eine Partei zwischen Aufstieg und Fall
Die junge Partei konnte bei den Landtagswahlen der drei ostdeutschen Bundesländer punkten. Hindernisse sind jedoch für die anstehenden Bundestagswahlen zu sehen. Es rumort, auch intern. Und es fehlt Geld.

Der frühere Linke-Politiker Alexander King macht Politik für das BSW – und erntet Kritik aus eigenen Reihen.
Foto: Joerg Carstensen/dpa
„In Bezug auf Alexander King hat man mittlerweile das Gefühl, dass er der neue Sonnenkönig von Berlin ist. Es ist kaum zu fassen, dass die Personalentscheidungen für die Bundestagswahl durch eine Einzelentscheidung des Landesvorsitzenden Alexander King getroffen werden – auf einer Pressekonferenz vor einem breiten Publikum“
, schrieb ein Mitglied, welches es vorzieht, anonym zu bleiben.
Eva B. aus Marzahn, eine 43-jährige Angestellte, die sich als BSW-Unterstützerin zu erkennen gibt, klagt:
„Es wäre wünschenswert, dass sich das Tableau der Kandidaten ändert. Am Ende des Tages ist es die Basis der Partei, die in einer Demokratie entscheidet – und nicht (…) Alexander King.“
Doch wie schon erwähnt: Von diesen Unmutsäußerungen ließ sich King nicht irritieren, als er die vier Kandidatinnen und Kandidaten der Presse im Sprechsaal in Berlin-Mitte präsentierte.
Die Kandidaten
Spitzenkandidat des Berliner BSW soll Oliver Ruhnert werden. Der Geschäftsführer beim Fußball-Erstligisten 1. FC Union Berlin besitzt in dem Bezirk im Südosten der Hauptstadt so etwas wie Kultstatus. Ob Ruhnerts Kandidatur als direkte Konfrontation auf Gregor Gysi zu verstehen ist, diese Frage umging King elegant.
Immerhin holt Gysi aber in dem Wahlkreis regelmäßig ein Direktmandat für die um das politische Überleben kämpfende Linke. King wies daraufhin, dass Ruhnert ja kein Direktkandidat sei und versprach die Antwort nach den Direktkandidaten in Bälde.
Auf Platz 2 präsentierte King die enge Wagenknecht-Vertraute und Außenpolitik-Expertin Sevim Dağdelen. Die Endvierzigerin stammt aus dem Ruhrgebiet und ist seit 2005 im Bundestag. Ihr bisheriger Wahlkreis als Linke war Bochum. Ihre beiden Söhne seien in Berlin geboren, erklärte die Politikerin unter anderem als Grund für die Kandidatur in Berlin.
Für Platz 3 wurde Norman Wolf vorgestellt, der BSW-Politiker aus der BVV in Lichtenberg. Wolf, der sich öfter gegen die weitere Aufnahme von Flüchtlingen in seinem Bezirk engagiert, sagte in einem Interview, unmittelbar nach der Pressekonferenz, dass er das BSW politisch in der Mitte verorte.
Auf Platz 4 kandidiert die amtierende Co-Vorsitzende des BSW Berlin, Josephine Thyrêt. Die 50-Jährige ist ausgebildete Krankenschwester bei Vivantes, seit vier Jahren Betriebsratschefin und seit zwei Jahren als Arbeitnehmervertreterin stellvertretende Aufsichtsratschefin des größten kommunalen Klinikkonzerns Deutschlands.
Die Pankowerin ist organisiert in der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und engagiert sich in der Friedensbewegung. Erst im Oktober wurde Thyrêt in einer außerordentlichen Sitzung des Aufsichtsrates des Vivantes-Netzwerkes als stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende abgewählt. Das BSW Berlin äußerte den Verdacht einer politischen Entscheidung.
Interne Schwierigkeiten
„Nach den Wahlen am 23. Februar 2025 wird sich für die Menschen in Deutschland das atomare Vernichtungsrisiko dramatisch erhöhen. Gleich in welcher Konstellation wird die künftige Bundesregierung von der CDU/CSU geführt.
Damit rücke Merz, so Baab, auf ins Kanzleramt, während dieser zu leichtfertig mit dem Risiko einer Kriegsbeteiligung Deutschlands umgehe. Merz will dem Kreml ein Ultimatum stellen und mit der Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern der Atommacht Russland praktisch den Krieg erklären. Diese Waffen können nur von Technikern der deutschen Bundeswehr für die Zielsuche programmiert werden.
„Die Russische Föderation hat deutlich gemacht, dass sie dies als Kriegseintritt Deutschlands betrachtet.” heißt es in dem Schreiben, welches in verschiedenen Medien abgedruckt wurde.
Wer sich dieser Tage an der Basis des BSW umhört – nicht nur in Berlin–, stellt fest, dass Baabs Positionen auf Anklang treffen.
Die Mühen der politischen Positionierung
Dass eine Koalition in Thüringen zustande kommt, dürfte also doch an den Personen liegen. In Sachsen sind Sondierungsgespräche zwischen CDU, SPD und BSW unlängst gescheitert. Der Grund: Keine Einigung beim vom BSW geforderten Bekenntnis zum Frieden. CDU-Ministerpräsident Michael Kretschmer schob die Schuld auf Wagenknecht: Sie habe den Landesverband auf „die Beine gestellt“.
In Brandenburg waren die Verhandlungen dagegen einfach, dort reicht eine Zusammenarbeit zwischen SPD und BSW für eine Mehrheit, weshalb sich in Potsdam ein Koalitionsvertrag anbahnt. Inwieweit sich die Partei positionieren möchte, ob als Regierungspartei oder als Fundamental-Opposition bleibt vielen Wählern momentan verborgen.
In jüngsten Umfragen hat das BSW Stimmen verloren. Hinzu kommen finanzielle Probleme, speziell dadurch, dass der Termin der Bundestagswahl vorverlegt wurde. Die sogenannte Wahlkampfkostenrückerstattung für die erfolgreichen Wahlen in den drei Ostdeutschen Bundesländern wird die Partei erst nach der Bundestagswahl erhalten.
4 Millionen Euro fehlen
Schatzmeister Ralph Suikat, dem die Parteigründerin mehr vertraut als manchen Mandatsträgern ihrer Partei, spricht von ca. 4 Millionen Euro, die fehlen. So viel dürfte der Wahlkampf kosten, die Gelder sind jedoch nicht vorhanden.
Im Bundestag sind Wagenknecht und andere ehemalige Linke-Politiker lediglich als Gruppe vertreten, weshalb die Bildung einer Fraktion als Ziel postuliert wurde.
Dafür sind aber 37 Sitze nötig, derzeit sind aber nur 10 BSW-Abgeordnete im hohen Haus vertreten. Aufgrund der Tatsache, dass Bewerbungen vor einer Aufnahme in die Partei aus Sorge vor Problemfällen intensiv geprüft werden, gibt es derzeit nur knapp 1.000 Mitglieder. Das macht auch die Verteilung von Aufgaben schwierig. In manchen Bundesländern wie Hamburg oder Schleswig-Holstein müssen zudem erst noch Landesverbände gegründet werden.
Quo Vadis BSW
Die Ausgangslage der Partei ist also durchwachsen. Knapp ein Jahr nach der Gründung des BSW und unmittelbar vor den Bundestagswahlen stellt der Aufstieg dieser neuen politischen Kraft eine Erfolgsgeschichte dar. Andererseits droht die junge Partei, an ihren Erfolgen zu scheitern. Die Frage, wie dieses bei den Wählern ankommt, wird sich am 23. Februar beantworten und damit auch das Schicksal des BSW aufgezeigt.
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