Wegen mangelhafter Prüfung von Beiträgen auf schädliche Inhalte hat Italien TikTok zu einer zehn Millionen Euro schweren Strafe verdonnert. „TikTok hat keine angemessenen Maßnahmen ergriffen, um die Verbreitung solcher Inhalte zu verhindern“, teilte die Kartellbehörde AGCM am Donnerstag in einer
Stellungnahme mit.
Außerdem habe die vor allem bei Jugendlichen beliebte Kurzvideo-Plattform ihre eigenen Richtlinien zum Schutz der Nutzer missachtet. Gefahren gingen unter anderem von den „Challenges“ aus. Dabei filmen sich Anwender bei bestimmten Aufgaben.
Besonders beliebt seien beispielsweise zahlreiche Videos zu selbstverletzendem Verhalten wie die „Französische Narbe“ gewesen, bei der Nutzer sich oder andere in die Wangen kneifen, bis es zu einem dauerhaften blauen Fleck kommt.
TikTok fördert potenziell gefährliche Inhalte
Eine Untersuchung der Kartellbehörde hatte ergeben, dass die Verantwortung für die Verbreitung von solchen gefährlichen Inhalten bei TikTok lag.
TikTok wies die Anschuldigungen der italienischen Regulierungsbehörde zurück. “Bevor die AGCM letztes Jahr ihre Untersuchung ankündigte, gab es in Italien im Durchschnitt nur 100 Suchanfragen pro Tag nach der sogenannten „Französischen Narbe“, sagte ein Sprecher des Unternehmens in einer Erklärung.
TikTok wurde im Februar angewiesen, solche gefährlichen Inhalte aus seiner Anwendung zu entfernen. Dies geht aus einer
Entscheidung hervor, die von einer anderen Aufsichtsbehörde in Italien, der Communications Guarantee Authority, erlassen wurde.
Die Wettbewerbsbehörde erklärte am Donnerstag, dass „potenziell gefährliche Inhalte“ durch Algorithmen von TikTok in Umlauf gebracht wurden, die automatisch Videos auswählen können, die den Interessen der Nutzer entsprechen. Ziel sei es, die Verweildauer auf der App zu erhöhen und das Engagement der Nutzer zu steigern, um so die Werbeeinnahmen zu erhöhen, so die Behörde weiter.
Die Strafen wurden gegen drei Abteilungen von ByteDance, der Muttergesellschaft von TikTok, verhängt: die irische TikTok Technology Limited, die britische TikTok Information Technologies UK Limited und die italienische TikTok Italy Srl.
Wachsende Aufmerksamkeit im Westen
Die hohe Geldstrafe verschärft TikToks Probleme in Europa. Die Europäische Kommission hat im Februar dieses Jahres mehrere Untersuchungen eingeleitet, um festzustellen, ob das chinesische Social-Media-Unternehmen gegen den
Digital Services Act verstoßen hat.
Das neue Gesetz verpflichtet Social-Media-Plattformen, insbesondere die sehr großen, dazu, schädliche Inhalte oder Desinformationen zu bekämpfen. Nichteinhaltung kann zu einer Geldstrafe von bis zu sechs Prozent des weltweiten Umsatzes führen. Die Untersuchung wird sich unter anderem mit dem „süchtig machenden Design“ von TikTok und dem möglichen Versagen beim Schutz von Kindern befassen.
Im September 2023 verhängte die irische Datenaufsichtsbehörde
eine Geldstrafe von rund 368 Millionen Dollar gegen die Video-Sharing-App, weil sie die Privatsphäre minderjähriger Nutzer nicht geschützt hatte. Im Januar 2023 wurde das Unternehmen von der französischen Datenaufsichtsbehörde wegen Verstößen gegen den Datenschutz zu einer Geldstrafe von rund 5,4 Millionen Dollar
verurteilt.
Die Verbindungen des Unternehmens zum kommunistischen China haben die Bedenken verstärkt. Einige Sicherheitsanalysten sind der Meinung, dass TikTok durch seine Überwachungspraktiken, Zensur und die Förderung von staatlich unterstützter Propaganda zu einer
Waffe gegen US-Bürger werden könnte. Mehr als die Hälfte der US-Bundesstaaten hat die Nutzung von TikTok auf Geräten der Regierung verboten.
Anfang dieser Woche verabschiedete das Repräsentantenhaus eine
Gesetzesvorlage, die TikTok rechtlich dazu verpflichtet, sich von seinem in China ansässigen Eigentümer ByteDance zu trennen, andernfalls droht dem Konzern ein Verbot von App-Stores und Hosting-Diensten in den USA. Der Gesetzentwurf wird nun an den Senat weitergeleitet. Präsident Joe Biden hat versprochen, ihn zu unterzeichnen, wenn er das Oberhaus passiert.
Die App zum Teilen von Videos ist bei den Amerikanern sehr beliebt und hat landesweit rund 170 Millionen Nutzer. Im Vergleich dazu hat TikTok durchschnittlich 125 Millionen monatlich aktive Nutzer in der EU.
Auf der anderen Seite der Welt hat Indien bereits ein
landesweites Verbot der App im Jahr 2020 verhängt. Neu-Delhi
verbot die Nutzung von TikTok und anderen chinesischen Apps wie der beliebten Messaging-App WeChat nach einem tödlichen Grenzkonflikt zwischen den beiden Nachbarn über eine umstrittene Region im Himalaja.
Die nepalesische Regierung
erklärte letztes Jahr, dass sie TikTok verbieten wolle. In der Zwischenzeit hat Kanada im September letzten Jahres heimlich eine nationale Sicherheitsüberprüfung von TikTok eingeleitet, die jedoch erst Anfang dieses Monats veröffentlicht wurde.
Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: “TikTok Hit With $10.9 Million Fine in Italy for Failing to Protect Minors“. (deutsche Bearbeitung nh)