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Bayerischer Gesundheitsamtsleiter nach Versetzung: „Ich wähle die Würde! Ärzte dürfen nicht schweigen. Niemals!“

Als einer der ersten Kritiker wagte er sich aus den Reihen der Gesundheitsämter, Dr. Friedrich Pürner. Er kritisierte die Corona-Strategie der bayerischen Regierung unter Ministerpräsident Markus Söder – „auch wenn ich meine Beamten-Karriere aufs Spiel setze“, betonte Pürner in einem Interview. Nun wurde der Amtsleiter versetzt.

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Auf Anweisung der Regierung soll Gesundheitsamtsleiter Dr. Friedrich Pürner seinen Posten räumen.

Foto: iStock

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Ab dem 9. November soll Dr. Friedrich Pürner, Leiter des Gesundheitsamtes Aichbach-Friedberg  seinen Posten im Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit Oberschleißheim antreten. Pürner selbst hatte erst eine halbe Stunde vor der Pressemitteilung von seiner Versetzung erfahren, erklärte er gegenüber „BR“.
Er könne Widerspruch gegen die Entscheidung einlegen, eine aufschiebende Wirkung habe dieser aber nicht – Dienstbeginn bleibe der 9. November. Ebenso wie Pürner wurde auch das Landratsamt Aichbach-Friedberg mit der Versetzung überrascht. Vom bayerischen Gesundheitsministerium gab es kein offizielles Statement.
Der Mediziner nimmt seine Versetzung scheinbar gelassen. Auf Twitter schrieb er. „Nach Kant hat entweder alles einen Preis oder eine Würde. Ich wähle die Würde! Den Preis zahle ich gerne. Ärzte dürfen nicht schweigen. Niemals!“
Viele Twitter-User stellten sich hinter Pürner. Jemand äußerte:
„Ganz ehrlich, so Menschen wie Sie verdienen das Bundesverdienstkreuz tatsächlich!“

“Sie wären ein guter Gesundheitsminister”

Ein anderer schreibt:

Foto: Screenshot Twitter

Ein Dritter verneigt sich vor Pürners Mut und seiner Standhaftigkeit. Er schreibt: „Diejenigen, die jetzt triumphieren, werden eines Tages ihre Rechnung präsentiert bekommen, da bin ich zuversichtlich!“
Ein weiterer bemerkt:

Foto: Screenshot Twitter

Pürner kritisierte alleinige Ausrichtung der Pandemie-Maßnahmen

Wie viele Ärzte hatte auch der Gesundheitsamtsleiter Anfang Oktober scharfe Kritik an der Corona-Politik geäußert. Er bezeichnete eine alleinige Ausrichtung der Pandemie-Maßnahmen anhand positiver PCR-Tests als unangemessen und schlug vor, in Bayern eine differenzierte Meldepflicht von Corona-Fällen einzuführen.


500 Überstunden und ein Leben mit dem Virus

Im Gespräch mit dem Merkur sagte Pürner im Vorfeld, er werde Kritik an der Corona-Politik des Freistaats auch weiterhin öffentlich äußern – „auch wenn ich meine Beamten-Karriere auf Spiel setze“. Infolge seiner kritischen Positionen auf Twitter hatten Vorgesetzte Pürner bereits dazu veranlasst, die Bezeichnung „Leiter Gesundheitsamt“ aus seinem Twitter-Profil zu entfernen.

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Pürner erklärte gegenüber dem Blatt, es sei richtig gewesen, zu Beginn der Corona-Krise im Frühjahr Maßnahmen zu verhängen, um eine Überlastung des Gesundheitswesens abzuwenden. Dies sei erfolgreich gelungen. Mittlerweile habe sich die Situation jedoch verändert, und es zeichne sich ab, dass das Virus sich nicht vollständig ausrotten lasse. Entsprechend müsse die Regierung auch ihre Kommunikationspolitik gegenüber der Öffentlichkeit anpassen:
„Wir müssen mit Corona leben“, erklärt Pürner. „Daran wird auch eine Impfung nichts ändern. So schnell wird es keine geben, und einen 100-prozentigen Schutz bietet keinerlei Impfung. Das heißt, wir müssen lernen, mit dem Virus zu leben. Wir müssen es als allgemeines Lebensrisiko begreifen.“
Der Epidemiologe, der eigenen Angaben zufolge seit Ausbruch der Pandemie mehr als 500 Überstunden aufgehäuft hatte, nimmt vor allem an der anhaltenden Angst-Rhetorik Anstoß, die noch weitgehend die Szenerie beherrsche – für die es jedoch keine Grundlage mehr gäbe.
„Aufgabe der Politik wäre es: Ängste nehmen, nicht Panik schüren“, betont der Gesundheitsamtsleiter. „Das Gegenteil ist der Fall: Wir haben Panik-Stimmung.“

Ein positiver Befund sage noch nicht viel aus

Pürner mahnt, die bloße Summe positiv auf das neuartige Coronavirus Getesteter nicht 1:1 in tatsächlich Erkrankte oder gar stationär Behandlungsbedürftige umzurechnen. Ein positiver Befund als solcher sage noch nicht viel über eine tatsächliche Erkrankung, deren Schwere oder die vom Betroffenen ausgehende Ansteckungsgefahr aus.
Es sei immer damit zu rechnen, dass mit COVID-19 Infizierte ernsthaft erkranken, Folgeschäden davontragen oder sogar an den Folgen sterben. Dies treffe vor allem auf die Hauptrisikogruppen der Älteren und Menschen mit Vorerkrankungen zu. Allerdings sei das allgemeine Risiko, schwer an Corona zu erkranken, niedrig, ebenso das Sterberisiko: „Das ist nicht Ebola.“

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