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Airbus H145M

Bundeswehr: Ministerium will zivile Airbus-Helikopter zu Kampfhubschraubern umrüsten

Die Bundeswehr hat zu wenig Kampfhubschrauber. Das Ministerium bastelt nun an einer Notlösung, die auch in der Truppe selbst auf erhebliche Skepsis trifft.

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Ein Kampfhubschrauber der Bundeswehr vom Typ Tiger.

Foto: Philipp Schulze/dpa/dpa

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Das Bundesverteidigungsministerium will an seiner geplanten Notlösung festhalten, Hubschrauber des Typs H145M von Airbus zu bewaffnen. Damit will man dem Mangel an Kampfhubschraubern gegensteuern, den die Bundeswehr zunehmend zu beklagen hat. In der Truppe selbst regt sich erhebliche Skepsis mit Blick auf das Vorhaben.

Flotte der Bundeswehr bald nicht mehr einsatztauglich

Bei H145M-Helikoptern handelt es sich um zivile Hubschrauber, wie sie unter anderem auch der ADAC im Einsatz hat. Wie der „Business Insider“ berichtet, will man nun einen Teil des Bestandes mit Stinger- und Panzerabwehrraketen für den Kampfeinsatz bewaffnen.
Der Grund dafür ist der Zustand der überalterten, bereits seit 1984 bestehenden Tiger-Flotte. Diese soll ab 2025 nur noch eingeschränkt und ab 2029 wahrscheinlich gar nicht mehr einsatztauglich sein. Davon gehen zumindest interne Berichte des Bundesverteidigungsministeriums aus. Die Umrüstung der zivilen H145M zu behelfsmäßigen Kampfhubschraubern soll nun eine „Brückenlösung“ für die Bundeswehr darstellen.

Ministerium hofft auf schnellere Beseitigung des Engpasses

Wie „Military Leak“ informiert, plant das Ministerium die Anschaffung von 82 Hubschraubern des Typs H145M, um ausscheidende Tiger-Geräte vorübergehend zu ersetzen. Der Helikopter ist zwar grundsätzlich für die militärische Nutzung zugelassen, dies gilt jedoch vor allem für Bereiche wie den Transport – dort setzen ihn etwa Kommando Spezialkräfte (KSK) ein. Als Kampfhubschrauber selbst ist er aber nicht konzipiert.
Eine alternative Möglichkeit, Ersatz zu beschaffen, wären etwa neue Tiger-Modelle aus Frankreich oder Spanien. Außerdem könnten die USA Kampfhubschrauber des Typs Apache liefern. Allerdings wäre diese Variante aus Sicht des Ministeriums zu teuer und würde zu viel Wartezeit in Anspruch nehmen.
Deshalb will man in Berlin die 82 H145M für 3,05 Milliarden Euro anschaffen und 24 davon mit Panzerabwehrraketen ausrüsten.

USA setzen aufgerüstete Versionen des H145 bereits ein

Anders als die vollständig zivile Version des H145 von Airbus weist die M-Version bereits einige Merkmale auf, die eine militärische Nutzung erleichtern. So ist es möglich, den Hubschrauber mit ballistischem Schutz, selbstabdichtenden Treibstofftanks oder einem elektrooptischem/Infrarotsensor auszustatten.
Zudem lassen sich M134-Miniguns oder 7,62-Millimeter-Maschinengewehre des Typs FN MAG montieren. Es ist zudem denkbar, den Helikopter mit militärischen Geräten zu Kommunikation oder Navigation oder einem Selbstschusssystem für elektronische Kriegsführung auszustatten.
In den USA, wo es die angepasste Version der UH-72A Lakota gibt, sind die Hubschrauber sogar mit Lenkwaffen ausgestattet und weisen Fähigkeit zur Panzerabwehr auf. In seiner zivilen Version ist der H145 in den USA bei Strafverfolgungsbehörden im Einsatz.

Bundeswehr wenig begeistert von der Notlösung

Skepsis macht sich hingegen in der Bundeswehr selbst breit. In der Abteilung Strategische Fähigkeitsentwicklung fürchtet man um „Gefechtstauglichkeit, Durchsetzungs- und Durchhaltefähigkeit“ sowie den „Schutz der Besatzung“. So heißt es zumindest in einem vertraulichen Papier, das dem „Business Insider“ vorlag.
Ein neuer Bericht geht nun auch davon aus, dass es an den Raketen für die Helikopter fehlen könnte, die man zu kaufen plant. Auch am Zeitplan und an der Finanzierung gibt es Zweifel. Die Umrüstung des H145M zu einem Kampfhubschrauber scheint deutlich komplexer zu sein, als man im Ministerium annimmt.
Experten der Bundeswehr selbst hatten dies bereits zuvor intern zu bedenken gegeben. Der H145M ist ursprünglich als Mehrzweckhubschrauber konzipiert. Entsprechend fehlt es ihm an integrierten Waffensysteme und Sensoren, wie sie für einen Kampfhubschrauber erforderlich wären.

Großer Aufwand für Umrüstung und ungewisse Auswirkungen

Anpassungen wären auch im Bereich des Leistungspotenzials erforderlich. Kampfhubschrauber haben in der Regel höhere Leistungsanforderungen als Mehrzweckhubschrauber. Sie müssen schneller fliegen, eine größere Reichweite haben und eine größere Nutzlast tragen können. Auch hier wären zusätzliche strukturelle Modifikationen und möglicherweise auch eine Motoraufrüstung erforderlich.
Um komplexe Aufgaben wie Zielverfolgung, Waffensteuerung und Kommunikation zu bewerkstelligen, verfügen originäre Kampfhubschrauber über fortschrittliche Avionik- und Elektroniksysteme. Auch diese fehlen dem H145M.
Die Integration der fehlenden Waffen, Sensoren und sonstigen Systeme würde umfassende Überarbeitungen erfordern. Diese beträfen das Flugzeugdesign selbst, damit verbundene Strukturanpassungen und elektronische Systeme. Je nach Komplexität würde dies entsprechende Rückwirkungen auf zu erwartende Kosten und den Zeitrahmen haben.
Ungewiss wären zudem die potenziellen Auswirkungen dieser Anpassungen. Sie könnten ihrerseits die strukturelle Integrität, Gewicht, Leistung, Vielseitigkeit und Wartungserfordernisse der Hubschrauber beeinflussen.

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