
IBM setzt sich gegen Telekom durch: Digitaler Impfpass schon ab Juni
Der US-Konzern IBM wird der Partner des deutschen Bundesgesundheitsministeriums bei der Entwicklung des EU-weit anerkannten elektronischen Impfpasses sein. Die Amerikaner setzten sich im Dringlichkeitsverfahren unter anderen gegen die Telekom durch.

Hauptsitz von IBM im Silicon Valley.
Foto: iStock
Eine der gemessen am Umfang des Auftrags wahrscheinlich kürzesten Ausschreibungen aller Zeiten ist zu Ende. Das deutsche Bundesgesundheitsministerium hat dem US-Konzern IBM den Auftrag erteilt, den EU-weit anerkannten digitalen Impfpass für Deutschland zu entwickeln. Dies berichten mehrere Medien, unter anderem die „Süddeutsche Zeitung“.
Zu den Mitbewerbern gehörte unter anderem die Deutsche Telekom, die im Vorjahr zusammen mit SAP die Corona-Warn-App entwickelt hatte. IBM wird den digitalen Impfnachweis zusammen mit dem Kölner Start-up Ubirch umsetzen. Der Europäische Rat hatte am 21. Januar beschlossen, Teilnehmer an der Corona-Schutzimpfung mit nationalen Impfzertifikaten auszustatten, die in weiterer Folge über ein gemeinsames Gateway miteinander vernetzt werden sollen.
Am vergangenen Montag gab die Bundesregierung grünes Licht und schon am Mittwoch begann die Einreichungsfrist. Am Montag (8.3.) fiel die Entscheidung über den Auftrag. Der digitale Impfpass könnte dessen Besitzern nicht nur das Reisen innerhalb der Europäischen Union erleichtern, sondern auch Tests ersetzen, die andernfalls vor der Nutzung von Geschäften, Restaurants, Hotels, Fitnessstudios oder Freizeiteinrichtungen absolviert werden müssten.
IBM kann auf zweistelligen Millionenbetrag durch Zertifizierungen hoffen
Für die Entwicklung soll IBM 2,7 Millionen Euro erhalten, dazu kommen Vergütungen für die Zertifizierung. Diese werden voraussichtlich noch deutlich einträglicher sein.
Laut Ausschreibungsunterlagen soll es 50 Cent pro Zertifikat geben. Bereits bei einer Impf- und Zertifizierungsquote von 50 Prozent, was etwa 40 Millionen Menschen entspräche, würden sich die Einnahmen daraus auf 20 Millionen Euro belaufen. Das Ministerium hofft auf 80 Prozent.
Die Einspruchsfrist beträgt zehn Tage, bis der Vertrag in Kraft tritt. Danach soll eine Testphase beginnen. Schon ab Juni könnten die ersten Impfpässe in Impfzentren und bis dahin auch Arztpraxen ausgegeben werden.
Pionier-Modell bereits in zwei Landkreisen im Einsatz
Der Auftrag beinhaltet die Entwicklung einer Impfnachweis-App, einer Prüf-App und eines Backendsystems, das den Arztpraxen und Impfzentren die Möglichkeit gibt, einen Nachweis zu gerieren, der in gedruckter Form und/oder auf dem Smartphone gespeichert werden kann.
Die Firma Ubirch unterhält ein System, das dem nun beauftragten ähnelt, bereits im bayerischen Landkreis Altötting und im Zollernalbkreis (Baden-Württemberg). Dort bekommen geimpfte Bürger bereits jetzt einen mit einem QR-Code versehenen Plastikausweis, der als digitaler Impfausweis genutzt werden kann.
Auch die nun geplante App soll allen Geimpften die Erstellung eines Codes ermöglichen, der „eine datenschutzkonforme Prüfung des COVID-19 Impfstatus durch Dritte ermöglicht“.
Das Zertifikat soll sich zudem auf dem Smartphone speichern lassen, sodass dieses Dritten gegenüber in Verbindung mit einem regulären Ausweisdokument dem Nachweis des eigenen Impfstatus dient. Der Impfstatus soll zu dem auch offline geprüft werden können, so das Anforderungsprofil der Bundesregierung.
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