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Irritationen in Dresden: Gedenkschrift für Opfer der Luftangriffe „professionell“ entfernt

Die Meldung verbreitete sich in Windeseile: Auf dem Dresdner Altmarkt soll eine in Sandstein gravierte Gedenkinschrift für die Opfer der alliierten Luftangriffe auf Dresden plangeschliffen worden sein. Die Stadt bleibt dazu bis zum Nachmittag stumm.

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Gedenkstelle am Dresdner Altmarkt. 2020 wurden hier Blumen zum Gedenken an die Opfer des alliierten Brandbombenangriffs auf Dresden am 13. Februar 1945 abgelegt.

Foto: Gabriel Kuchta/Getty Images

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Lesedauer: 4 Min.

Auf dem Dresdner Altmarkt wurden folgende in eine Bank aus Sandstein eingemeißelte Sätze der Erinnerungskultur plangeschliffen und damit entfernt:
„Dies ist ein Ort der Mahnung, des Erinnerns und Gedenkens. Hier wurden die Leichname tausender Opfer der Luftangriffe des 13. und 14. Februar 1945 verbrannt. Damals kehrte der Schrecken des Krieges, von Deutschland aus in alle Welt getragen, auch in unsere Stadt zurück.“
Ein X-User namens „Team Sotogrande“ meldete dazu am Vormittag als einer der Ersten:
„Inschrift auf dem Dresdner Altmarkt geschliffen! Zunächst dachten wir, es sei eine Falschmeldung. Doch heute früh wurde die Tatsache von einem Dresdner bestätigt. Am Altmarkt wurde die Inschrift zum Gedenken an die Opfer der Luftangriffe geschliffen. Vor Ort kann man noch Reste von Schleifstaub und die Füße einer Baustellenabsprerrung erkennen. Die Inschrift wurde 2009 zunächst mit einer Tafel angebracht, später dann in den Sandstein gemeißelt.“
Epoch Times sprach am frühen Nachmittag mit der Pressestelle der Stadt, die von einem hohen Nachfrageaufkommen berichtete, am späteren Nachmittag werde die Stadt dazu eine Pressemitteilung herausgeben. Eine Sprecherin bestätigte, dass die Inschrift tatsächlich „professionell“ entfernt wurde. Aber für nähere Angaben sei die Pressemeldung abzuwarten. 

Auch die Polizei sitzt ratlos über vielen Anfragen

Ein Sprecher der Polizei Dresden kann auch nur bestätigen, dass die Inschrift nun fehle, aber auch die behördenübergreifende Kommunikation mit der Stadt habe keine Hinweise ergeben, wer da nun die Inschrift – wie und warum – entfernt hat, eine Anzeige liege bisher jedenfalls noch nicht vor.
Ein aktuelles Foto hat ein X-User Michael Seidel hier zur Verfügung gestellt.

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Ein von Epoch Times kontaktierter Dresdner Steinmetz kann keine Auskunft geben, er weiß auch von keinem Steinmetz, der von der Stadt bevorzugt für solche Jobs ausgewählt werde, da gebe es üblicherweise Ausschreibungen. Eine Onlinerecherche zu solchen Ausschreibungen ergibt keinen Treffer.
Am späten Nachmittag dann schickt ein Sprecher der Stadt anstelle der angekündigten Pressemitteilung eine schmale Notiz per E-Mail an die Redaktion mit folgendem Wortlaut:
„Die Umgestaltung der Erinnerungsstätte für die Opfer der Luftangriffe des 13. und 14. Februar 1945 geschieht planmäßig. Zu weiteren Details informieren wir morgen.“

FDP-Stadtrat hat kein Verständnis für die Verwaltung

FDP-Stadtrat Holger Hase befasst sich seit Jahrzehnten mit der Erinnerungskultur seiner Stadt. Auch er war vollkommen überrascht von der Entfernung. Hase hat sich sogleich um Informationen bei der Kulturverwaltung bemüht, aber keine bekommen:
Man wusste nichts Näheres bis hin zur Sitzung des Ältestenrates, der auch heute tagte, aber ebenfalls keine Informationen über die Vorgänge hatte.“
Hase hat kein Verständnis für die Hilflosigkeit der Verwaltung, die nicht sagen kann, wer hier was angeordnet hätte, „denn wenn etwas angeordnet wird, dann kostet es ja Geld.“ Er könne sich auch nicht vorstellen, dass das einfach aus der Verwaltung heraus passiert: „Bei solchen Vorhaben zur Erinnerungskultur hat die Verwaltung noch nie von sich aus eine Initiative unternommen, sondern der Anstoß kam immer aus der Politik.“ Dass hier etwas „planmäßig“ passiert sei, ist für Hase „völliger Unsinn.“
Epoch Times möchte abschließend noch wissen, was der Stadtrat denn jetzt für eine Erklärung für die Entfernung habe. Radikale von links oder rechts schließt er aus, sagt Hase, das sei handwerklich unbemerkt – zumal im Herzen der Stadt nicht zu bewerkstelligen. Allerdings hätte es dort Bauarbeiten gegeben, möglicherweise gab es aus „Dussel“ eine Beschädigung, die nun ausgebügelt werden sollte. Aber so ein „Unfall“ widerspräche wiederum der von der Stadt behaupteten Planmäßigkeit.
Sollte die Stadt Dresden morgen eine Erklärung veröffentlichen, wird Epoch Times darüber informieren.

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