Brisante Aussage bei „Markus Lanz“
Korruption in deutscher Botschaft in Beirut? Privatbüros sollen Termine „verkauft“ haben
In der Sendung „Markus Lanz“ hat der in Syrien geborene Ostelsheimer Bürgermeister Alshebl Fälle von Korruption in der deutschen Botschaft in Beirut angesprochen. So sollen Termine gegen Zahlung von 400 Euro „verkauft“ worden sein.

Ryyan Alshebl, Bürgermeister von Ostelsheim, hat ein mögliches System von Korruption bei der deutschen Botschaft in Beirut angesprochen.
Foto: Christoph Schmidt/dpa
Mit brisanten Aussagen hat sich der aus Syrien stammende Bürgermeister der Gemeinde Ostelsheim (Baden-Württemberg), Ryyan Alshebl, zu Wort gemeldet. In der Talksendung „Markus Lanz“ hat der Kommunalverwaltungschef Fälle mutmaßlicher Korruption in der deutschen Botschaft in Beirut angesprochen. Diese soll es zumindest in der Zeit der Flüchtlingskrise Mitte der 2010er und Jahre danach gegeben haben.
Botschaft in Beirut vergab keine Termine selbst
Alshebl führt in diesem Zusammenhang sogar das Beispiel seines eigenen Bruders an. Da es in Damaskus keine deutsche diplomatische Vertretung mehr gibt, habe sich dieser um einen Termin bei der Botschaft in Beirut bemüht. Sein Ziel sei die Erlangung eines Visums gewesen, um in Deutschland studieren zu können.
Es habe keine direkte Terminvergabe bei der Botschaft gegeben. Diese habe ihn vielmehr an ein Privatbüro verwiesen, das mit der Vermittlung von Terminen betraut sei. Dort habe es mit der Terminvermittlung nicht funktioniert. Allerdings sei es über eine nicht genau zuordenbare Privatperson möglich gewesen, einen Termin bezüglich eines Schengen-Visums zu erlangen – gegen Bezahlung von 400 Euro.
Schwierige legale Einreise als Anreiz für irreguläre Einwanderung
Ob es diese Praktiken heute noch gebe, ist Alshebl eigenen Angaben zufolge nicht bekannt. Auf dem Höhepunkt der Fluchtbewegung und in den Jahren danach habe es für einen Botschaftstermin Wartezeiten von bis zu zwei Jahren gegeben. Dies sei ein erheblicher Pull-Faktor für irreguläre Einwanderung gewesen – und möglicherweise auch für Korruption. Das Visum sei übrigens abgelehnt worden. Es habe sich allerdings um keinen Einzelfall gehandelt.
Der nordrhein-westfälische CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak zeigte sich in der Sendung irritiert. Gegenüber dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (RND) hat er angekündigt, der Angelegenheit nachzugehen.
Union will mögliche Korruption in der Botschaft untersuchen lassen
Die Unionsfraktion im Bundestag werde die Vorwürfe „sowohl im Auswärtigen Ausschuss als auch im Innenausschuss thematisieren“. Vonseiten der Ampel erwarte man „vollständige Aufklärung und Transparenz – insbesondere auch, welche Rolle sogenannte Dienstleister spielen“.
Die Vorfälle dieser Art sollen sich jedoch bereits vor acht Jahren abgespielt haben. Damals regierte die Union selbst mit Bundeskanzlerin Angela Merkel. Außenminister war der heutige Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.
Vor einigen Wochen machten Meldungen über Schengen-Visa die Runde, die Polen gegen Zahlung von Schmiergeldern ausgestellt habe. Wie hoch das exakte Ausmaß tatsächlich gewesen sein soll, ist noch Gegenstand von Untersuchungen. Polen hatte „oe24“ zufolge jedoch insgesamt zwei Drittel aller EU-Arbeitsvisa ausgestellt. Allein im Jahr 2022 seien es 700.000 gewesen.
Kommentare
Noch keine Kommentare – schreiben Sie den ersten Kommentar zu diesem Artikel.
0
Kommentare
Noch keine Kommentare – schreiben Sie den ersten Kommentar zu diesem Artikel.