Der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer will nach der Empörung über seinen jüngsten Post seine Facebook-Aktivitäten bis zur Europawahl am 26. Mai ruhen lassen. „Ich werde meinen Account stilllegen, um jedes Risiko auszuschließen, dass diesem Shitstorm noch ein weiterer folgt“, sagte er der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Palmer hatte am Dienstag eine Werbung der Deutschen Bahn kritisiert, die nach seiner Ansicht zu einseitig Personen mit Migrationshintergrund zeigte.
„Welche Gesellschaft soll das abbilden?“, fragte er. Palmer sagte der Zeitung, er wolle sich „ein Vorbild an Parteichef Robert Habeck nehmen“, der zum Jahreswechsel nach der Empörung über einen Post aus den sozialen Medien ausgestiegen war.
„Der Shitstorm wird nicht vermeidbar sein. Und dennoch: Ich finde es nicht nachvollziehbar, nach welchen Kriterien die „Deutsche Bahn“ die Personen auf dieser Eingangsseite ausgewählt hat“, schrieb Palmer auf Facebook.
Palmer aktualisierte später seinen Facebook-Post noch zweimal und fragte: “Wenn die Auswahl dieser Bilder vollkommen belanglos, normal, unbedeutend ist, warum regt ihr euch dann so auf?“
Später schrieb er: „Also, liebe Freunde von Vielfalt, Toleranz und Offenheit, denkt mal drüber nach, ob die tausenden von empörten, herabwürdigenden und niederträchtigen Kommentare….wirklich dazu beitragen, die Gesellschaft so zu formen, wie ihr sie gerne sehen wollt. Ich fürchte, das Gegenteil ist der Fall.“
Noch am Mittwoch erklärt Palmer seine Position in einem längeren Post, bevor er ihn später still legte.
Viele Grüne kritisierten ihn offen. Daniel Lede Abal, der Tübinger Landtagsabgeordnete der Grünen, wies Palmers Post als „einfach völlig daneben“ zurück.
Der nordrhein-westfälische Grünen-Politiker Ali Bas forderte auf
Twitter: „Es wird Zeit den Hut zu nehmen, Herr #Palmer!“.
Der Bundesgeschäftsführer der Grünen, Michael Kellner, lobte die Kampagne demonstrativ: „Die Bahn ist für alle da, und dass sie mit Vielfalt wirbt, begrüße ich“, sagte er.
Auf ein Twitter-Posting der Deutschen Bahn-Pressestelle reagierte Palmer postwendend. Er habe „kein Problem mit einer offenen und bunten Gesellschaft“.