Mehr Sterbefälle als im "Jahr" 2017,5
Statistisches Bundesamt: Sterblichkeit im Januar 18 Prozent über dem Durchschnitt
Bundesweit sind im Januar 18 Prozent mehr Menschen gestorben als im Schnitt der Vergleichsmonate der Vorjahre. Das teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden unter Verweis auf eine Hochrechnung mit. Im Januar starben 103.804 Menschen.

Ein Mann legt rote Rosen auf kleine Särge.
Foto: Patrick Pleul/dpa
Bundesweit sind im Januar 18 Prozent mehr Menschen gestorben als im Schnitt der Vergleichsmonate der Vorjahre. Das teilte das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden unter Verweis auf eine Hochrechnung mit. Im Januar starben demnach 103.804 Menschen.
Damit starben laut Bundesamt exakt 15.925 Menschen mehr, als gemäß des Januardurchschnitts der Jahre 2017 bis 2020 zu erwarten gewesen wäre. Bezogen auf die langfristige Bevölkerungsentwicklung entspricht das dem „Jahr“ 2017,5. Dieser Durchschnitt lässt zudem die Alterung sowie die zu erwartende Steigerung der Sterbefälle der letzten 2,5 Jahre unberücksichtigt. Deutliche Schwankungen zwischen einzelnen Jahren sind ebenfalls nicht ungewöhnlich.
Corona-Pandemie ähnlich Hongkong-Grippe
Vor allem unter den über 80-Jährigen sei die Sterblichkeit laut Bundesamt „ungewöhnlich hoch“. Sie lag 29 Prozent und damit fast ein Drittel höher, als es der Durchschnitt der vier Vorjahre erwarten ließe.
Die deutlich höhere Zahl der Todesfälle in dieser Altersgruppe war zugleich maßgeblich für den Anstieg der Sterblichkeit insgesamt verantwortlich. Bei den Menschen unter 80 Jahren wichen die Zahlen nur um vier Prozent vom Schnitt ab. Starke Schwankungen gibt es zudem zwischen den Bundesländern. Während die Zahlen in Sachsen weiterhin sehr hoch liegen, liegen sie in Bremen exakt im Durchschnitt.
Für den Dezember hatte das Statistische Bundesamt einen Anstieg der Sterbefälle um 29 Prozent gegenüber dem Durchschnitt der Vorjahre errechnet. Mit 106.607 Todesfällen starben im Dezember 2020 so viele Menschen wie seit 1969 nicht mehr, jenem Jahr mit der Hongkong-Grippe.

Wöchentliche Sterbefälle bis einschließlich Januar 2021. Die hellblaue Spitze zeigt die Grippewelle 2017/18.
Foto: Statistisches Bundesamt
Verkürzter Zeitraum zur Datenerfassung
Erstmals basierten die Angaben zur bundesweiten Sterbefallzahl nach Angaben des Bundesamts auf einem von diesem entwickelten Schätzmodell zur Hochrechnung. Dadurch liegen Informationen für einen Monat bereits nach rund einer Woche vor. Bisher dauerte es etwa vier Wochen, die Sterbefälle in ausreichendem Umfang zu erfassen. Die neue Methode führte das Bundesamt aufgrund der „hohen Relevanz“ der Zahlen in der Pandemie ein.
Sterbefälle müssen zwar binnen drei Tagen an die Standesämter gemeldet werden, die Beurkundung und damit die Übergabe der Daten an die Gesundheits- und Statistikämter könne nach Insideraussagen „einige Wochen dauern“. In der Regel habe man nach zwei bis vier Wochen etwa 97 Prozent der Fälle bearbeitet. Meldung und Beurkundung am selben Tag sind die Ausnahme. Laut Bundesamt beziehen sich die neuen Daten dennoch auf den Sterbetag und nicht auf das Meldedatum.
Auch die vom RKI veröffentlichten Sterbefallzahlen sind laut Prof. Dr. Bertram Häussler, Leiter des unabhängigen Gesundheitsforschungsinstituts IGES in Berlin „kaum aussagekräftig [und] im Durchschnitt über drei Wochen alt“. Die täglichen Sterbefälle im Corona-Dashboard geben demnach an, wie viele Meldungen das RKI an jenem Tag erhalten hat. Die Todesfälle sind bereits beurkundet und damit zwangsläufig älter. (ts)
(Mit Material von afp)
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