
Die meisten Corona-Fälle im Krankenhaus wegen anderer Krankheiten hospitalisiert
Jüngste Veröffentlichungen der Krankenhausgruppe Helios zeigen, dass die meisten der dokumentierten Corona-Fälle im Krankenhaus dort wegen anderer Krankheiten behandelt werden. Grund für die Einstufung als Corona-Infizierter war ein positiver Corona-Test bei der Aufnahme.

Nicht alle Patienten, die als Corona-Fälle geführt sind, sind auch an COVID erkrankt.
Foto: iStock
Die zum Fresenius-Konzern gehörende Gruppe der Helios-Kliniken ist Deutschlands größter privater Klinikbetreiber und betreut jährlich in ihren 89 Kliniken rund fünf Millionen Patienten. Während der Pandemie hat die Gruppe seit Monaten tagesaktuell die Situation im Hause Helios veröffentlicht.
Seit einigen Tagen ist Helios noch einen Schritt weiter gegangen, berichtet die „Welt“ und thematisiert die Frage, ob die als Corona-Fälle gezählten Patienten in den Kliniken tatsächlich COVID-19-Erkrankte sind oder lediglich Corona-positiv.
Das Ergebnis: Von den aktuell gelisteten 1.500 Corona-Fällen in den Helios-Kliniken sind 1.000 gar nicht wegen COVID-19 in Behandlung, sondern wegen anderen Krankheiten oder medizinischen Eingriffen aufgenommen worden.
Krankenhaus reagiert auf Nachfrage
Deren Weg in die Corona-Statistik der Krankenhäuser ging über einen im Verlauf der Aufnahme gemachten positiven Corona-Test. Gegenüber der Zeitung erklärte eine Sprecherin der Firmengruppe, dass man zuletzt vermehrt entsprechende Nachfragen bekommen habe.
Man reagierte mit Transparenz: „Wir halten die Daten für relevant und haben uns im Zuge unseres transparenten Umgangs mit Corona-Zahlen dafür entschieden, die tagesaktuellen Statistiken, um diese Angaben zu erweitern.“ Die Unternehmenssprecherin merkte jedoch auch an, dass Helios nicht bekannt sei, dass auch andere Krankenhausbetreiber diese Daten veröffentlichen würden.
Krankenhaus verzeichnet Rückgang von Lungenerkrankungen
Dabei gehe es Helios mit der Veröffentlichung der Daten nicht um eine Verharmlosung der COVID-Erkrankung. Aber mit der Omikron-Variante habe sich die Lage gegenüber der Situation mit der Delta-Variante geändert. Seit Mitte Januar habe der Anteil von symptomatischen Lungen- und/oder Bronchialerkrankungen bei den stationären COVID-Patienten abgenommen.
Diese Befunde seien der Sprecherin nach die typischen Haupt- oder Nebendiagnosen der durch SARS-CoV-2 ausgelösten Erkrankung: „Waren es während der Delta-Wellen mehr Patienten, die wegen Covid in unseren Kliniken behandelt wurden, ist nun mit Omikron das Gegenteil der Fall.“
Wie die „Welt“ im Dezember von einer Sprecherin des Robert-Koch-Instituts erfuhr, sollten eigentlich nur Personen gemeldet werden, „die aufgrund ihrer Covid-19-Erkrankung hospitalisiert wurden“. Offenbar sieht die Realität jedoch anders aus.
Helios meldet alle Fälle beim RKI
Die Helios-Sprecherin gab demnach an, dass gemäß den Anforderungen der Behörden alle Fälle gemeldet würden. Da scheint Helios nicht allein. Laut „Welt“ hätten auch andere große Klinikbetreiber mitgeteilt, alle positiv Getesteten zu melden.
Inwieweit die Corona-Krankenhauszahlen also den tatsächlichen Zustand in Deutschlands Kliniken im Zusammenhang mit der ausgerufenen Pandemie darstellen, könnte dadurch fraglich werden. Allerdings werden von den Landesregierungen aufgrund solcher Daten die Krankenhauskapazitäten – und im Extremfall eine drohende „Überbelastung“ – eingeschätzt. Die aus diesen Überlegungen resultierenden Maßnahmen könnten daher an der Realität vorbeigehen.
Ein Beispiel, dass die Tragweite der Daten-Diskrepanz stark verdeutlicht, schreibt das Blatt der Lungenklinik der Medizinischen Hochschule Hannover zu. Deren Direktor Tobias Welte habe zuletzt erklärt, dass an seinem Klinikum 90 Prozent der in die Statistik eingeflossenen Corona-Fälle gar nicht „COVID-19-krank“ seien. (sm)
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