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300.000 Gebäude hochwassergefährdet

Versicherungsverband ist für ein Bauverbot in Überschwemmungsgebieten

Angesichts verheerender Überschwemmungen setzen die Versicherungswirtschaft und Umweltverbände auf strengere Bauvorschriften, um die Hochwassergefahr zu reduzieren.

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Hochwasser in Dresden 2013 mit 8,70 Meter Wasserhöhe.

Foto: mweirauch/iStock

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Lesedauer: 3 Min.

Die deutsche Versicherungswirtschaft hat schärfere Regeln für Bauland in Überschwemmungsgebieten gefordert. „Wir brauchen jetzt ein klares gesetzliches Bauverbot in Überschwemmungsgebieten“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Jörg Asmussen, den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland vom Dienstag.
Deutschlandweit seien 300.000 Gebäude hochwassergefährdet, das zeige, wie gefährlich es sei, „dass in Überschwemmungsgebieten weiterhin Bauland ausgewiesen wird und neu gebaut werden darf“.
In Mittel- und Osteuropa waren bei verheerenden Überschwemmungen in den vergangenen Tagen seit Samstag mindestens 18 Menschen ums Leben gekommen. Auch in Sachsen, Brandenburg und Bayern ist die Lage angespannt. „Allein in Sachsen, wo die Pegel aktuell wieder steigen, sind rund 35.000 von den dortigen insgesamt 975.000 Adressen gefährdet“, warnte Asmussen.

Verpflichtenden Nachweis einer „Hochwasserpositivität”

Strengere Regeln verlangte vor dem Hintergrund der jüngsten Katastrophe auch der Umweltverband WWF. Der Verband forderte den verpflichtenden Nachweis einer „Hochwasserpositivität“ bei allen Bauvorhaben.
„Es muss sichergestellt werden, dass jedes Bauprojekt nicht nur das Hochwasserrisiko vor Ort nicht erhöht, sondern idealerweise sogar reduziert“, erklärte der WWF-Wasserexperte Ruben van Treeck. Dies könne zum Beispiel durch Versickerungsflächen erreicht werden, die Wasser speichern und so die Hochwassergefahr mindern.
„Wir brauchen in Deutschland mehr Schwammstädte und -landschaften“, verlangte van Treeck. „Urbane Regionen und unsere menschengeprägten Kulturlandschaften müssen zu Wasserspeichern werden. Das hilft gegen Hochwasser genauso wie gegen Dürre und Trockenperioden.” Der WWF pocht auch darauf, dass es weniger Ausnahmen als bisher für Bauvorhaben in ausgewiesenen Überschwemmungs- und Risikogebieten gibt.

Gesetz für die Rückverlegung von Deichen

Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) arbeitet derzeit an einem neuen Hochwasserschutzgesetz. Der WWF verlangte, dieses müsse eine langfristig angelegte, ambitionierte Klimaanpassungsstrategie festschreiben.
„Naturnahe Hochwasserschutzmaßnahmen, wie die Rückverlegung von Deichen und die Wiederanbindung von Auen, sind von entscheidender Bedeutung. Sie geben dem Wasser den nötigen Raum und schaffen gleichzeitig wertvolle Lebensräume für die Natur“, erklärt dazu van Treeck.
„Es ist höchste Zeit, den Hochwasserschutz an die Anforderungen der Klimakrise anzupassen und damit die Menschen in Deutschland besser zu schützen“, sagte auch Grünen-Fraktionsvize Julia Verlinden der Nachrichtenagentur AFP.
„Nur gesunde Böden, Wälder und Auen nehmen große Massen Wasser auf und schützen uns davor, dass kleine Bäche sich zu reißenden Flüssen verwandeln“, hob sie hervor.
Dafür brauche es beim Hochwasserschutzgesetz „eine Runderneuerung“. Zudem solle noch in dieser Legislaturperiode der Versicherungsschutz gegen Elementarschäden wie Hochwasser sozialverträglich ausgeweitet werden.
Verlinden verlangte auch mehr Anstrengungen im Kampf gegen die Erderwärmung. „Klimaschutz ist Schutz vor Hochwasser und Schutz von Menschenleben“, stellte sie klar. (afp/red)

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