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“Volksverräter” – Kritik am Unwort 2016: Wissenschaftsmagazin wirft Unwort-Setzern “Sprachdiktatur” vor

Sozialistische Agenda? Ein Blick auf die Unworte der Jahre seit 1991 zeigt, dass die Feinde der Sprachkritik auf drei Begriffe gebracht werden können: Kapitalismus, Rechte und Eigentümer. Das entdeckte das Wissenschaftsmagazin "Science Files" und verglich im aktuellen Fall die Häufigkeit von "Volksverräter" mit der von "Kartoffelkäfer".

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Beim Besuch von Angela Merkel im sächsischen Heidenau skandierten Demonstranten "Volksverräter" - ein politischer Kampfbegriff aus der NS-Zeit.

Foto: Jan Woitas/dpa

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Lesedauer: 4 Min.

„Volksverräter“ ist das Unwort 2016. Das hat zumindest eine Darmstädter Jury von Sprachwissenschaftlern gestern so bekannt gegeben und damit bei vielen eine Mischung aus Unverständnis, Heiterkeit und Ignoranz erzeugt. Ignoranz vielleicht gerade deshalb, weil man nichts anderes erwartet hat. Zielen die Unworte der letzten Jahre doch immer wieder in die gleiche Richtung – nach rechts.
„Welche Theorie man bemühen muss, um zu erklären, wie ein kleines Häuflein von Sprachwissenschaftlern, das sich Jury nennt, es jedes Jahr aufs Neue in die Medien schafft, ist eine Frage, die man nicht einfach beantworten kann“ kommentiert das online Magazin „Science Files“, dass Wissenschaft immer wieder kritisch hinterfragt.
Und doch versuchen sie eine Antwort zu finden: „Nehmen wir an, dass Interesse und Motivation, die die Unwort-Jury treiben, mit denen der Medienschaffenden übereinstimmen, dass also beide: „sprachkritisch“ sein wollen, allerdings nur gegenüber „Pegida, AfD oder ähnlichen Initiativen“, wie es dieses Jahr in der Unwort-Wahlbegründung der Jury heißt.” Ein Blick auf die Unworte der Jahre seit 1991 zeige, dass die Feinde der Sprachkritik auf drei Begriffe gebracht werden könnten: Kapitalismus, Rechte und Eigentümer.

Sozialistische Agenda

„Science Files“ ist überzeugt, dass die Agenda, die die Jury mit ihrer Unwortwahl setzen will, eine sozialistische Agenda ist. „Hier treffen sich die Unwort-Setzer wohl mit den Medienvertretern, deren Agenda eine ähnlich sozialistische zu sein scheint.“
Die Unwortsetzer würden dabei nicht zensieren sondern nur mahnen und dafür sorgen, dass bestimmte Begriffe nicht mehr verwendet würden oder ein öffentliches Klima schafften, dass die Nutzung der entsprechenden Begriffe nicht mehr erlaube. Das sei Sprachdiktatur.
Schenkt man dem Urteil von “Science Files” Glauben, so vertreten die Juroren offenbar die Ansicht, dass das Wort „Volk“ nur Blutsverwandte und seit der Schlacht im Teutoburger Wald auch keinerlei Neuankömmlinge mehr umfasse und umfassen könne. Die Bezeichnung Volk gelte für immer für das gleiche Volk und schließe deshalb alle, die nicht in der 10ten Generation einen reindeutschen Vorfahren hätten, aus. „Es ist schon erstaunlich, welche Nachwirkungen die Nürnberger Rassengesetze in den Köpfen mancher auch noch im Jahre 2017 haben.“

Volkverräter versus Kartoffelkäfer

“Science Files” spricht von einer absoluten Irrelevanz des zum Unwort aufgebauschten Begriffs, der im Darmstädter „Unwort-Echozimmer“ mehr halle als außerhalb. Um eine tatsächliche Häufigkeit des „Volksverräters“ aufzuspüren, verglichen sie den Begriff bei google Trends mit der Häufigkeit des Begriffs „Kartoffelkäfer“ und kamen dabei zu dem Ergebnis: „Die Unwort-Geber zeichnen sich durch eine ungesunde Fixierung auf Begriffe aus, die außer ihnen kaum jemand zu benutzen scheint.“ Wenn es aber das Ziel war, den Begriff „Volksverräter“ wieder salonfähig zu machen, dann hätten die Unwort-Juroren dieses Ziel mit Bravour erreicht.
Die Unwort-Jury gibt es seit 1991 und besteht im Kern aus vier Sprachwissenschaftlern und einem Journalisten. Ihr Ziel sei die Sensibilisierung für den Sprachgebrauch.

Ein Rückblick auf die Wörter und Unwörter des Jahres seit 1991

(Liste von Wikipedia)
1991Besserwessiausländerfrei
1992Politikverdrossenheitethnische Säuberung
1993SozialabbauÜberfremdung
1994SuperwahljahrPeanuts
1995MultimediaDiätenanpassung
1996SparpaketRentnerschwemme
1997ReformstauWohlstandsmüll
1998Rot-Grünsozialverträgliches Frühableben
1999MillenniumKollateralschaden
2000Schwarzgeldaffärenational befreite Zone
2001der 11. SeptemberGotteskrieger
2002TeuroIch-AG
2003das alte EuropaTätervolk
2004Hartz IVHumankapital
2005BundeskanzlerinEntlassungsproduktivität
2006Fanmeilefreiwillige Ausreise
2007KlimakatastropheHerdprämie
2008Finanzkrisenotleidende Banken
2009Abwrackprämiebetriebsratsverseucht
2010Wutbürgeralternativlos
2011StresstestDöner-Morde
2012RettungsroutineOpfer-Abo
2013GroKoSozialtourismus
2014LichtgrenzeLügenpresse
2015FlüchtlingeGutmensch
2016postfaktischVolksverräter
Quellen: GfdS.de, unwortdesjahres.net
 
https://www.youtube.com/watch?v=GS1W7G5m4uk
 

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