Wieviel Patriotismus ist bei WM erlaubt?
ARD-Kommentator Gerd Gottlob: Von Kollegen gerügt, von Fans geliebt

Der WIR-Sager: ARD-Kommentator Gerd Gottlob geriet wegen Einseitigkeit in die Kritik. Foto: Stuart Franklin / Bongarts / Getty Images
Foto: Stuart Franklin / Bongarts / Getty Images
Typisch Deutschland: Als der ARD-Kommentator Gerd Gottlob beim WM-Spiel Deutschland gegen Portugal unverhohlen mitfieberte, erntete er prompt Kritik von Journalisten-Kollegen: Zu emotional und nicht distanziert genug sei seine Kommentation gewesen. Aber wie neutral sollte ein Fernseh-Kommentator sein, wenn Deutschland bei der WM spielt? Eine Umfrage, die FOCUS-Online unter seinen Usern machte, kam zum eindeutigen Ergebnis, dass Emotionen und Patriotismus erwünscht sind.
88 Prozent wollen emotionalen Kommentator
Mehr als 16.000 Leser nahmen an der Umfrage teil, die bis Mittwochnachmittag durchgeführt wurde. Die Fans sollten wählen, was ihnen bei einem Fußball-TV-Kommentator wichtiger ist. Die möglichen Antworten lauteten: „Er muss neutral sein und eine hohe Fachkompetenz haben.“ Oder: „Er muss Emotionen wecken und darf gerne für sein Land sein.“ Das Ergebnis: 88 Prozent wünschen sich einen Kommentator, der Emotionen weckt und auch für sein Land Partei ergreift. Nur zwölf Prozent legten in erster Linie Wert auf Neutralität und Fachkompetenz.
Auch in den Kommentaren zum Artikel wurde die Kritik an ARD-Kommentator Gerd Gottlob weitgehend als ungerechtfertigt zurückgewiesen.
Weil er „WIR“ gesagt hatte
Entfacht worden war die Neutralitäts-Diskussion, weil Gottlob nicht nur die Schlüsselszenen – Elfmeter für die DFB-Elf und Rot gegen Portugals Pepe – „klar“ für Deutschland bewertet hatte. Der 49-Jährige hatte auch eindeutig vermittelt, dass er dem Team von Jogi Löw die Daumen drückt – in dem er von der deutschen Mannschaft in der „Wir“-Form sprach. Bei einem Ballverlust sagte er zum Beispiel: „Diese Fehler dürfen WIR uns nicht erlauben!“
Michael Schaffrath, ein Medien-Professor an der Sportfakultät der TU München, hatte daraufhin von Gottlob mehr „professionelle Distanz“ gefordert: Weder er noch die Redaktion der ARD stehe auf dem Platz. „Alberne Kritik“, schrieb Internetnutzer Gerhard Schwarz dazu: „Man höre sich mal die Reportagen der holländischen, brasilianischen etc. Kollegen an!“ (rf)
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