Energieversorgung
Netzbetreiber: Strom abschalten, bevor es zum Blackout kommt
Gehen in Deutschland bald flächendeckend die Lichter aus? Der Amprion-Konzern hat durchgerechnet und schaltet sich nun in die Debatte ein.

Stromnetz.
Foto: iStock
Der Winter steht vor der Tür, die Gaspreise explodieren, die Bevölkerung ist verunsichert. In den Medien werden warnende Stimmen zuletzt immer lauter, die einen möglichen „Blackout“, einen flächendeckenden, länger andauernden Stromausfall, befürchten. Nun entwarnen auch die Netzbetreiber – zumindest teilweise.
Der Amprion-Konzern, einer der vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber, rechnet jedoch nicht mit solch einem Szenario. Regionale Stromausfälle seien in diesem Winter aber denkbar.
In einem sogenannten zweiten Stresstest im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums hatten mehrere Netzbetreiber unterschiedliche Szenarien zur Sicherheit der Stromversorgung untersucht. Man kam zu dem Ergebnis, dass „selbst auf Basis des schlechtesten von uns untersuchten Szenarios […] nicht mit einem Blackout zu rechnen“ sei. Eine Entwarnung ist das trotzdem nicht.
Der Netzbetreiber Amprion macht einen klaren Unterschied zwischen einem Blackout – also einem unkontrollierten Stromausfall – und einer kontrollierten Abschaltung.
Letztere ist eine Maßnahme, die dann gezielt angewendet wird, wenn der Strommarkt die Nachfrage zeitweise nicht mehr decken kann. Dieses Szenario könne angesichts der zu erwartenden „äußerst angespannten Versorgungssituation“ im Winter nicht ausgeschlossen werden, so das Unternehmen. Regional und zeitlich begrenzt würden Verbraucher, ob Privathaushalte oder Unternehmen, in diesem Fall vom Stromnetz getrennt. Dabei gebe es keinen Unterschied zwischen den verschiedenen Verbrauchern. Auf diese Weise würde man einen Blackout verhindern.
FDP-Generalsekretär zum Stresstest: “zu optimistisch”
Kritiker und Befürworter der Kernenergie äußerten Zweifel am Optimismus der Stromnetzanalyse. FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai warf den Netzbetreibern vor, bei dem jüngsten Stresstest mit zu positiven Annahmen gerechnet zu haben. „Der Stresstest weist zahlreiche Unzulänglichkeiten auf“, sagte Djir-Sarai. „Die Parameter sind viel zu optimistisch gewählt worden.“
Die Union fordert die Veröffentlichung der kompletten Ergebnisse des Stresstests. Bislang gebe es lediglich eine Zusammenfassung, sagte Andreas Jung, energiepolitischer Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag. „Aber der Stresstest, die Berechnungen, die Fakten, die kennen wir nicht.“
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hatte den zweiten Stresstest vor dem Hintergrund der Diskussion um den Weiterbetrieb der Kernkraftwerke in Auftrag gegeben. Auf Grundlage der Ergebnisse der Sonderanalyse will Habeck zwei der drei verbliebenen Kernkraftwerke in Deutschland bis Mitte April für den Notfall bereithalten. Union und FDP fordern hingegen einen Weiterbetrieb über mehrere Jahre hinweg.
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