KIT: Green Deal ist keine Lösung, EU verschiebt Probleme ins Ausland
Der „Green Deal“ ist gut für Europa, aber möglicherweise schlecht für den Planeten. Statt wie geplant, die Emissionen VON Europa auf Null zu senken, werde man lediglich die Emissionen in Europa reduzieren. Zunehmender Import, um den Wegfall einheimischer Produktion auszugleichen, verlagert die Probleme ins Ausland.

Der "Green Deal" ist ein Ziel der EU.
Foto: iStock
Europa soll bis 2050 der erste klimaneutrale Kontinent werden. Das hat die EU mit dem „Green Deal“ Ende 2019 angekündigt. Ziel ist, die Kohlenstoffemissionen zu verringern sowie Wälder, Landwirtschaft, umweltfreundlichen Verkehr, Recycling und erneuerbare Energien zu fördern.
In der Zeitschrift „Nature“ zeigen Wissenschaftler des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), dass der „Green Deal“ ein schlechter Deal für den Planeten sein könnte. Mit steigendem Import von Agrargütern verlagere die EU ihre Umweltschäden lediglich nach außen. Zugleich entwickelten die Wissenschaftler Maßnahmen, wie der „Green Deal“ die globale Nachhaltigkeit doch fördern könnte.
Grünes Europa verlagert Emissionen ins Ausland
Der „Green Deal“ soll die europäische Landwirtschaft in den nächsten Jahren stark verändern und dazu beitragen, dass Europa zum ersten klimaneutralen Kontinent wird. Bis 2030 soll ein Viertel der landwirtschaftlichen Flächen ökologisch bewirtschaftet und der Einsatz von Düngemitteln um 20 und der von Pestiziden um 50 Prozent reduziert werden.
Die EU plant außerdem, drei Milliarden Bäume zu pflanzen, 25.000 Kilometer Flüsse wiederherzustellen und den Rückgang der Bestände von Bestäubern wie Bienen oder Wespen umzukehren.
„Diese Maßnahmen sind wichtig und sinnvoll“, sagte Richard Fuchs vom Institut für Meteorologie und Klimaforschung des KIT in Garmisch-Partenkirchen. Weiter sagte er:
„Es müssen aber auch parallel Ziele für den Außenhandel festgelegt werden, sonst verlagern wir das Problem nur nach außen und schaden weiter dem gesamten Planeten.“
Millionen Tonnen nicht-nachhaltiger Produkte, aber die grünen Lorbeeren ernten
So importiert die Europäische Union gemäß der Studie jährlich Millionen Tonnen an Agrargütern. 2019 hat sie ein Fünftel der Feldfrüchte und viele Fleisch- und Milchprodukte aus dem Ausland eingekauft. Die Importe kommen jedoch aus Ländern, deren Umweltgesetze weniger streng sind als die in Europa.
Beispielsweise sind gentechnisch veränderte Organismen in der EU-Landwirtschaft seit 1999 stark eingeschränkt. Dennoch importiert Europa genveränderte Sojabohnen und genveränderten Mais aus Brasilien, Argentinien, den USA und Kanada, wie aus der Studie hervorgeht. „Die Handelspartner Europas verwenden außerdem im Durchschnitt mehr als doppelt so viel Düngemittel wie wir. Auch der Pestizideinsatz hat bei den meisten zugenommen“, erklärt Fuchs.
Das Problem sei, dass jede Nation Nachhaltigkeit anders definiere. Was in Europa verboten sei, könne in anderen Ländern erlaubt sein. „Importiert die EU also aus diesen Ländern Waren, lagert sie Umweltschäden einfach in andere Regionen aus, während sie gleichzeitig die Lorbeeren für die grüne Politik in den eigenen Ländern einheimst“, so der Klimaforscher.
Die Wissenschaftler des KIT empfehlen daher dringend, die Nachhaltigkeitsstandards zu harmonisieren und dafür beispielsweise den Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden stark zu reduzieren und Entwaldung zu vermeiden. „Zwar kann die EU ihre Standards anderswo nicht durchsetzen, dennoch kann sie verlangen, dass Waren, die auf den europäischen Markt kommen, ihren Vorschriften entsprechen“, sagt Richard Fuchs.
MEGA fürs Klima: Make Europa Great Again
Außerdem gelte es, den CO2-Fußabdruck Europas weltweit zu bewerten und dann zu verbessern, so der Forscher. Die Kohlenstoffbilanzierung nach dem Pariser Abkommen erfasse nur die Emissionen, die innerhalb eines Landes bei der Produktion anfielen, nicht aber diejenigen, die bei der Herstellung von dort verbrauchten, aber in einem anderen Land produzierten Gütern entstanden seien.
Zudem werben die Wissenschaftler dafür, den Konsum von Fleisch und Milchprodukten zu reduzieren. Das verringere gleichzeitig die Agrarimporte. Außerdem sollte die einheimische Produktion nach entsprechenden Standards gestärkt werden. Dazu könnten in Europa Gebiete mit geringer Artenvielfalt oder nicht-landwirtschaftlicher Nutzung umfunktioniert werden. So ließe sich auch die Entwaldung in den Tropen verringern, die für das Schaffen neuer landwirtschaftlicher Flächen ein wesentlicher Grund ist.
„Nicht alle Maßnahmen sind einfach umzusetzen. Eine Neuausrichtung der landwirtschaftlichen Produktion würde aber dazu beitragen, Europas Nahrungsmittelpflanzen vor globalen Marktschwankungen, vor Störungen in der Versorgungskette und vor einigen Auswirkungen [der Klimaveränderungen] zu schützen“, sagt Fuchs.
Nur so kann der ‚Green Deal‘ nicht nur ein guter Deal für ein klimaneutrales Europa, sondern auch für den ganzen Planeten werden.“
(Mit Material des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT))
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