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Sitzen als Zeitbombe fürs Herz

Studie warnt: Bewegungsmangel in der Kindheit schädigt das Herz dauerhaft

Schule, Hausaufgaben, Bildschirme – bereits Kinder verbringen einen großen Teil ihres Tages sitzend. Doch das hat negative Folgen für ihr Herz im Erwachsenenalter.

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Bewegungsmangel in jungen Jahren beeinträchtigt die Gesundheit im Erwachsenenalter.

Foto: Miljan Živković/iStock

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Lesedauer: 6 Min.

Wenn Kinder viel sitzen und sich wenig bewegen, erhöht es das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle im späteren Leben – selbst bei Personen mit normalem Gewicht und gesundem Blutdruck.
Das ist das Ergebnis einer finnischen Studie, die im November 2023 im „European Health Journal“ erschien. Die Nachfolgestudie erschien fast ein Jahr später in der Fachzeitschrift „European Journal of Preventive Cardiology“.
Dies ist die erste Untersuchung ihrer Art, die die kumulative Wirkung von sitzender Zeit bei jungen Menschen und Herzschäden im späteren Leben beleuchtete.
Sie war Teil der Studie „Children of the 90s“ (Kinder der 90er) der Universität Bristol in Großbritannien. Im Rahmen der Studie beobachteten die Forscher „intensiv“ über 14.000 Kinder, geboren in den Jahren 1991 und 1992, sowie ihre Familien über 25 Jahre lang.
Ziel war es, umweltbedingte und genetische Faktoren zu verstehen, die die Gesundheit und Entwicklung beeinflussen.

Körperliche Betätigung und das Gewicht der linken Herzkammer

Die aktuelle Studie – mit dem alleinigen Studienautor Dr. Andrew Agbaje von der Universität von Ostfinnland in Kuopio – untersuchte 766 elfjährige Kinder. 55 Prozent waren Mädchen und 45 Prozent Jungen. Sie erhielten einen Aktivitätstracker, der sieben Tage lang aufzeichnete, wie aktiv sie körperlich waren.
Im Alter von 15 Jahren und 24 Jahren mussten die Probanden erneut jeweils sieben Tage den Tracker tragen. Als die Teilnehmer 17 und 24 Jahre alt waren, maß der Studienautor bei ihnen das Gewicht der linken Herzkammer mittels Echokardiografie. Das ist eine Ultraschalluntersuchung, bei der das Herz und die umgebenden Blutgefäße überprüft werden. Dann gab Dr. Agbaje das Gewicht der Kammer in Gramm im Verhältnis zur Körpergröße in Metern hoch 2,7 an (g/m2,7).
Anschließend analysierte er den Zusammenhang zwischen der Zeit, die die Teilnehmer im Alter zwischen 11 bis 24 Jahren sitzend verbrachten, und den Herzmessungen im Alter von 17 und 24 Jahren.
Berücksichtigt wurden dabei Faktoren, die diesen Zusammenhang beeinflussen könnten, wie Geschlecht, Blutdruck, Körperfett, Rauchen, körperliche Aktivität und sozioökonomischer Status.

Bewegungsmangel führt buchstäblich zu einem schwereren Herzen

Laut den Studienergebnissen verbrachten Kinder im Alter von 11 Jahren durchschnittlich 362 Minuten pro Tag (etwa 6 Stunden) sitzend. Diese Zahl stieg im Alter von 15 Jahren auf 474 Minuten (8 Stunden) täglich. Im Alter von 24 Jahren waren es 531 Minuten (fast 9 Stunden) pro Tag. Folglich saßen die Teilnehmer im jungen Erwachsenenalter jeden Tag durchschnittlich um 169 Minuten (fast 3 Stunden) länger als in ihrer Kindheit.
In diesem Zusammenhang erhöhte sich mit jeder zusätzlichen Minute des Sitzens im Alter zwischen 11 und 24 Jahren das Gewicht der linken Herzkammer um 0,004 g/m2,7.
„Multipliziert mit 169 Minuten zusätzlicher Inaktivität entspricht dies einer täglichen Zunahme von 0,7 g/m2,7“, schreibt der Studienautor. Das bedeutet, dass das Gewicht der linken Herzkammer zwischen den Herzuntersuchungen beim durchschnittlichen Körperwachstum zwischen 17 und 24 Jahren um 3 Gramm zunahm, heißt es in der Studie.
Einer früheren Studie bei Erwachsenen zufolge „war eine ähnliche Zunahme der linksventrikulären Masse (1 g/m2,7) über einen Zeitraum von sieben Jahren mit einem zweifach erhöhten Risiko für Herzkrankheiten, Schlaganfall und Tod verbunden“, fügte Dr. Agbaje hinzu.
Dies merkten auch mehrere andere Studien an. Nach ihnen steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, koronare Herzkrankheiten, Herzversagen und Schlaganfälle, wenn die Masse der linken Herzkammer zunimmt.

Eltern sollten Kinder und Jugendliche ermutigen, sich mehr zu bewegen

Laut der Deutschen Herzstiftung erleiden 300.000 Menschen in Deutschland jährlich einen Herzinfarkt. In Österreich liegt diese Zahl bei 32.000 und in der Schweiz bei 30.000 Personen jährlich.
Ein hoher Blutdruck ist ein wichtiger Risikofaktor für Herzerkrankungen. Doch auch ungesunde Cholesterinwerte, Diabetes, Übergewicht und Rauchen können zum Risiko beitragen, schreibt die Deutsche Herzstiftung auf ihrer Website. Ferner kann auch Bewegungsmangel Herzerkrankungen verursachen.
„Unsere Studie deutet darauf hin, dass die Anhäufung von inaktiver Zeit mit Herzschäden zusammenhängt, unabhängig von Körpergewicht und Blutdruck. Eltern sollten Kinder und Jugendliche ermutigen, sich mehr zu bewegen, indem sie mit ihnen laufen oder spazieren gehen und die Zeit, die sie mit sozialen Medien und Videospielen verbringen, einschränken“, empfahl Dr. Agbaje auf dem Kongress der Europäischen Fachgesellschaft der Kardiologen im Jahr 2023.
Ferner würden all die Stunden, die junge Menschen am Bildschirm verbringen, „zu einem schwereren Herzen führen“. Aus Studien mit Erwachsenen wisse man, dass ein schwereres Herz die Wahrscheinlichkeit eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls erhöht, erklärte der Studienautor.
„Kinder und Jugendliche müssen sich mehr bewegen, um ihre Gesundheit langfristig zu schützen“, so sein Fazit.
Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.
 

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