Meißen: Das Kleinod Sachsens

Bürgerhäuser auf dem Markt.
Foto: Ekkehart Rudolph

Das sieht man der Stadt heute noch an. Sie ist ein Kleinod, das Besuchern leicht entgeht, die sich im glanzvollen Dresden aufhalten. Wer aber von Dresden aus die fünfzehn Kilometer auf der B 6 Richtung Leipzig nicht scheut, wird dafür schon belohnt, wenn in der Ferne das unverwechselbare Profil Meißens erscheint: die Türme des Doms und die Albrechtsburg, die seit fünfhundert Jahren den Berg über der Stadt krönen. Entstanden sind sie zwischen dem 14. und dem 16. Jahrhundert. Zu der Zeit wurde auch die Altstadt planmäßig angelegt.
Erstes Porzellanglockenspiel der Welt

Es lohnt sich, beim Kaffee sitzen zu bleiben, bis vom Dom der spätgotischen Frauenkirche an der Südwestecke des Marktes das Glockenspiel erklingt. Man sieht die Glocken und Glöckchen in sieben Reihen in einem offenen Spitzbogen des Turms hängen. Sie sind aus Meißner Porzellan. 1929 kamen sie als erstes Porzellanglockenspiel der Welt an diesen Ort.
Bischofsschloss und Albrechtsburg

Die Albrechtsburg, die zwischen 1471 und 1500 für die fürstlichen Brüder Albrecht und Ernst geschaffen wurde, ist indessen nie deren Wohnsitz gewesen. Nachdem nämlich beide immerhin zwanzig Jahre lang gemeinsam in Sachsen regiert hatten, teilten sie 1485 ihr Land in zwei Hälften. Meißen fiel Albrecht zu, der aber von Dresden aus herrschte. Bruder Ernst regierte in Weimar, seine Nachfolger zog es nach Wittenberg und nach Torgau. So kam das Gebiet des heutigen Sachsen zu mehreren Residenzstädten mit prachtvollen Schlössern. Die Albrechtsburg erwies sich nach ihrer Fertigstellung als nutzlos. Sie war eine Fehlinvestition, die Albrecht allerdings kaum in Bedrängnis gebracht haben dürfte. Er verfügte über reichlich Silber, das im Erzgebirge abgebaut wurde.
Die Geschichte des Burgbergs, der Albrechtsburg und der wettinischen Herrscher dokumentieren zahlreiche großformatige Wandgemälde, die man in den geräumigen Sälen der Burg anschauen kann. Im oberen Stockwerk betritt man auch die Räume, in denen von 1710 an die Porzellanmanufaktur untergebracht war, nachdem Johann Friedrich Böttger im Jahr zuvor die Herstellung von weißem Hartporzellan gelungen war. August der Starke hielt den Alchimisten, der eigentlich Gold machen sollte, bis zu dessen Tod 1719 in bewachtem Gewahrsam. 1865 bekam die Manufaktur schließlich ein eigenes Gebäude in der Talstraße. Um dorthin zu gelangen, verlassen wir die Burg über den sogenannten „Wendelstein“, eine besonders schöne Wendeltreppe im Turm an der Hofseite, die zu den Meisterleistungen des Architekten Arnold von Westfalen zählt.
Zur Schauhalle der Staatlichen Porzellanmanufaktur
Der Weg ins Tal führt über den Afraberg, vorbei an der Kirche St. Afra und an der ehemaligen Fürstenschule St. Afra, die, 1543 gegründet, zu den bedeutendsten Bildungsanstalten Deutschlands zählte. Endlich stehen wir in der Schauhalle der Staatlichen Porzellanmanufaktur und bestaunen die zahlreichen Exponate, die einen Überblick über die Produktion der Manufaktur von ihren Anfängen bis in die Gegenwart vermitteln. Da aber dem Laien kaum vorstellbar sein dürfte, wie die farbigen und kunstvoll vielfältig verzierten Gegenstände und Figuren hergestellt werden, empfiehlt sich ein Besuch der Schauwerkstätten. Da kann man den Prozess der Porzellanfertigung, Verarbeitung und Bemalung Schritt für Schritt beobachten. Das ist ein spannender, ja erregender Vorgang, den zu verfolgen allein schon den Besuch in Meißen zu einem besonderen Erlebnis macht. Es gibt in dieser schönen Stadt jedoch noch viel mehr zu sehen als hier beschrieben werden konnte. Ein Aufenthalt von mehreren Tagen lohnt sich daher allemal.
Empfehlenswerte Literatur: Walter Fellmann: Sachsen. Dumont Kunst-Reiseführer
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