Zahl der Drogentoten gestiegen
Bundesdrogenbeauftragter fordert „Paradigmenwechsel“ in der Drogenpolitik
Die Zahl der Drogentoten steigt das fünfte Jahr in Folge. Wie im vergangenen Jahr ist der Bundesdrogenbeauftragte Burkhard Blienert über die Zahlen „schockiert“ und sieht die Länder in der Pflicht.

Drogen
Foto: Marcus Brandt/dpa
Die Zahl der Drogentoten in Deutschland ist erneut gestiegen. Im vergangenen Jahr starben 1.990 Menschen durch den Konsum illegaler Drogen, wie der Bundesdrogenbeauftragte Burkhard Blienert (SPD) am Donnerstag in Berlin mitteilte. Dies war eine Zunahme um knapp neun Prozent im Vergleich zu 2021. Haupttodesursachen waren den Angaben zufolge Heroinmissbrauch und Langzeitfolgen des Drogenkonsums. Die Zahl der Drogentoten steigt bereits seit mehreren Jahren.
Die meisten Toten entfielen 2022 wie auch in den Vorjahren schon auf die bevölkerungsreichen Bundesländer Nordrhein-Westfalen mit 703 und Bayern mit 277 sowie auf Berlin mit 230. Bei mehr als 80 Prozent der Drogentoten – 1.684 Fälle – handelte es sich um Männer.
Blienert: Niedrigschwellige Hilfen nötig
Blienert forderte “einen Paradigmenwechsel” in der Drogenpolitik: “Sucht ist eine Krankheit, kein Stigma – Suchtkranke Menschen dürfen nicht länger ausgegrenzt werden”, erklärte er. “Deshalb müssen wir über Drogenkonsum, über eine bessere Suchthilfe und mehr Prävention sprechen.”
Nötig seien “mehr niedrigschwellige Hilfen, die schneller und direkter bei den Menschen ankommen”, führte Blienert aus. “Vom Drogenkonsumraum über die Substitution bis zur Schlafstätte für obdachlose Abhängige – all das sind bewährte Maßnahmen gegen den Missbrauch illegaler Drogen, weil das der erste Schritt in den Ausstieg sein kann.”
Blienert betonte zudem, dass die Folgen einer Suchterkrankung oft auch Familienmitglieder sowie Freunde der Süchtigen betreffen. Daher sei eine bessere Begleitung für Eltern, Partner und Kinder von suchtkranken Menschen nötig.
Der Drogenbeauftragte forderte insbesondere die Länder zum Handeln auf. “Das Thema Sucht gehört in den Ministerien und Senaten der Länder auf die Chefebene”, erklärte er. “Außerdem müssen Einsparungen bei der Suchtberatung und Anlaufstellen ein absolutes Tabu werden.” (afp/red)
Kommentare
Noch keine Kommentare – schreiben Sie den ersten Kommentar zu diesem Artikel.
0
Kommentare
Noch keine Kommentare – schreiben Sie den ersten Kommentar zu diesem Artikel.