„Größter Börsengang aller Zeiten“ wird noch größer
Alibaba und die „27 Räuber“: Börsengang als legale Kapitalflucht-Aktion?

Alibaba-Gründer Jack Ma hat nicht nur viele Gesichter, sondern auch viele mächtige Freunde.
Foto: Screenshot Youtube / Bloomberg
Der Alibaba Börsengang wird noch größer als erwartet! Der chinesische Onlinehändler hat das obere Ende der Preisspanne für seine Aktien wegen der großen Nachfrage auf 66 bis 68 Dollar angehoben. Jetzt könnte das Maximalvolumen des Alibaba-Börsengangs auf bis zu 25 Milliarden Dollar steigen (19,3 Milliarden Euro).
Die Euphorie ist groß und es wird wie wild berichtet über den größten Börsengang aller Zeiten. Doch kritische Experten-Stimmen haben bereits vom Kauf der Alibaba-Aktien abgeraten. Denn:
Hinter dem Konzern steckt eine Riege aus gewieften Altkommunisten, in China „Prinzlinge“ genannt: Alibaba-Gründer Jack Ma und 27 „dem Unternehmen nahestehende Personen“. An der New York Stock Exchange gelang es ihnen, jene politische Linie durchzusetzen, mit der sie an der Hongkonger Börse abgeblitzt waren …
Hongkong fand Alibaba „zu undemokratisch“
Die Hongkonger Börse hatte den Börsengang abgelehnt, weil Alibaba ein spezielles Merkmal aufweist, wegen dem ein heiliges Prinzip der Hongkonger Börsianer hätte geändert werden müssen: Pro Anteil eine Stimme.
Alibaba bestand jedoch darauf, dass die Stimmen seiner „Senior Directors“ gewichtiger behandelt werden, als die der gewöhnlichen Aktionäre – sprich, dass die mächtigen Hintermänner ungestört die Konzernpolitik bestimmen können.
Einige Prinzlinge des kommunistischen Partei-Adels, die bei Alibaba mitmischen sind bekannt. Viele andere jedoch nicht.
Alibaba-Chef Jack Ma – Chinas linientreuer „Bill Gates“
Jack Ma (49), ein ehemaliger Englischlehrer und Touristenführer, der Alibaba im Jahr 1999 gründete, ist in China fraglos eine schillernde, wenn auch umstrittene Persönlichkeit: Er hat Kultstatus wie Steve Jobs und wirtschaftliches Gewicht á la Bill Gates. Ihm gehören 8,9 Prozent von Alibaba. Forbes schätzt sein Vermögen auf 8,4 Milliarden US-Dollar, was Ma zum fünftreichsten Mann Chinas macht. Sollte der Börsengang klappen, wird sich Mas Vermögen weiter vergrößern.
Umstritten ist Ma wegen seiner zur Schau getragenen Vaterlandsliebe und Linientreue, die so weit geht, dass er das Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens im Jahr 1989 schon mal als „absolut korrekte Entscheidung“ bezeichnete.
Siehe: https://www.epochtimes.de/Chef-von-Online-Gigant-Alibaba-will-aus-China-auswandern-a1107630.html
[–Und das sind einige der „27 Räuber“–]
Groß wurde Alibaba durch B-to-B-Geschäfte kleinerer und mittelständischer Unternehmen, die vor allem von China als Exportland profitierten. Später kamen die anderen Sparten dazu, die Ebay und Amazone ähneln und für Privatkunden gedacht sind, wodurch die größten Online-Handelsplattform der Welt entstand.
Auch eine Expansion in die Film- und Unterhaltungsbranche ist laut Gerüchten geplant.
Richtig viel Geld verdient Alibaba über „Alipay“, das chinesische Paypal-Pendant, welches mittlerweile weltgrößter E-Payment-Anbieter ist. Hier werden täglich Geschäftsvorgänge im Wert von mehreren Milliarden Yuan abgewickelt. Doch seit Anfang 2014 gab es staatliche Maßnahmen, welche Alipay Einschränkungen für sein florierendes Geschäft auferlegten.
Siehe:
Jiangs Investment-Enkel und die Propaganda-Haie
Ein prominenter Investor bei Alibaba ist Alvin Jiang, der erst 28-jährige Enkelsohn von Chinas 88-jährigem Ex-Diktator Jiang Zemin. Er sammelte durch sein Unternehmen BOYU Capital im Jahr 2013 ganze 1,5 Milliarden US-Dollar, um sie in Alibaba zu investieren.
Ein weiterer Teilhaber ist Liu Lefei, Manager einer Funds-Firma. Auch er steht in Beziehung zu Jiang Zemin – über seinen Vater Liu Yunshan, der ein alter Freund und Weggefährte Jiangs ist. Liu Yunshan ist aktuell Propaganda-Minister und Mitglied des Ständigen Ausschusses des Politbüros – und damit einer der sieben mächtigsten Männer Chinas. Im internen Machtkampf zwischen Jiang Zemins Kreis und den Anhängern des amtierenden Staatschefs Xi Jinping hat sich Liu der Ältere durch viele mediale Aktionen gegen Xi hervorgetan.
Noch ein weiterer Komplize Jiang Zemins hat bei Alibaba die Finger im Spiel: Chinas Ex-Ministerpräsident Zeng Qinghong (75) ist indirekt durch „einen guten Freund“ seines jüngeren Bruders Zeng Qinghuai (74) im Board vertreten. Dieser heißt Dong Ping und ist CEO der ChinaVision Media Group Ltd, einem Unternehmen, dass sich der „Verbreitung chinesischer Kultur“ verschrieben hat.
Will Alibaba in Zukunft auch Filme produzieren?
Im März kaufte sich Alibaba 60 Prozent aller Aktien dieses in Hongkong notierten Unternehmens – für schlappe 6,244 Milliarden Hongkong-Dollar (rund 780 Millionen Euro). Die ChinaVision Media Group betreibt Zeitungen, mobile Medien, Film- und TV-Produktionen.
Ihr Chef Dong Ping ist in China ein bekannter Film- und TV Produzent und Gerüchten zu Folge soll er im April 2014 in Hongkong eine weitere Firma gegründet haben – mit dem Namen „Alibaba Filmgroup“. Was genau diese mit Alibaba zu tun hat, weiß niemand so recht, Honkonger Medien schrieben jedoch, dass sich Dong Ping und Jack Ma gemeinsam in Richtung Filmproduktion weiterentwickeln wollten.
Kein Gerücht ist hingegen die Beziehung zwischen Dong Ping und Chinas wegen Korruption verhaftetem Ex-Stasi-Chef Zhou Yongkang: Im Januar 2014 wurde auch Dong im Rahmen der Untersuchungen zum Fall Zhou vernommen, was für ihn bisher ohne Folgen blieb.
Der dickste Propaganda-Hai
Doch zurück zu Dong Pings „gutem Freund“ Zeng Qinghuai (74): Er gilt in China und Hongkong als Big Boss der Kultur- und Entertainmentindustrie und besitzt das Monopol über das Kabelfernsehen im gesamten Pekinger Raum. In Hongkong ist er außerdem offiziell „Kulturbeauftragter der Pekinger Zentralregierung“. Bereits seit 1982 sind seine Spezialität rote Propaganda-Galas im ganz großen Stil (allein an einer Geburtstags-Gala für Mao verdiente er einmal 15 Millionen Yuan, rund 7,5 Millionen Euro). Für Bo Xilais berüchtigte Kampagne der „Roten Lieder“ veranlasste er im Jahr 2011 Sponsorengelder für ein Solo-Konzert der Jiang-Zemin-Mätresse Song Zuying in Höhe von mehreren 10 Millionen Yuan (mehrere Millionen Euro).
[–Darum MUSS Alibaba jetzt aufs Börsen-Parkett …–]
Im Hinblick auf diese illustre Riege der Alibaba-Hintermänner ist für chinesische Insider klar, dass Alibabas geplanter Börsengang mit dem internen Machtkampf der Kommunistischen Partei in Zusammenhang steht. Denn warum sonst sollte Alibaba es derart eilig haben, in den USA aufs Parkett zu gehen? Die chinesische Redaktion der EPOCH TIMES analysierte:
Aktuell hat Staatschef Xi Jinping seinen Vorsprung gegenüber der Clique um Jiang Zemin stark ausgebaut. Xi hat sich zum Führer Nummer 1 über alle außenpolitischen und internen Bereiche gemacht – und auf einmal ist er auch „Leiter der Internet-Sicherheit“. Chinas Internet war bisher die unangefochtene Goldgrube von Jiang Zemins Familie und deren Genossen – durch Xis Machtausbau droht dieses Monopol nun zu bröckeln und Jiang selbst soll sich mittlerweile bereits im Hausarrest befinden!
Auf der Suche nach noch mehr Geld
Um das Online-Imperium mächtig und stark zu erhalten, versucht Alibaba nun, schleunigst im Ausland Fuß zu fassen und neue Investoren zu gewinnen – denn Vermögen und Einfluss der roten Adelsfamilien werden zu Hause in China weiter schwinden. Der Börsengang ist also ein Versuch, im Westen ein paar Dumme zu finden, die freiwillig in das rote Imperium investieren.
Focus Money erinnerte in einer aktuellen Analyse über „Die Schattenseiten des Internet-Giganten Alibaba“, dass Jack Ma und die Konzernspitze schon einmal Aktionäre über den Tisch gezogen haben: Im Jahr 2011 enteigneten sie still und heimlich die Aktionäre des Online-Payment-Anbieters Alipay an der Hongkonger Börse, in dem sie den Dienst diskret aus dem Unternehmen ausgliederten. Nicht mal der Großaktionär Yahoo wurde damals über diesen Schritt informiert und erst nach lautstarken Protesten und zähen Verhandlungen erhielt der US-Konzern eine Entschädigung in Form von Verwertungsrechten an Alipay.
Legale Kapitalflucht
Auf der anderen Seite ist der Mega-Börsengang ist für Chinas Prinzlinge auch die Chance, ihr Geld auf legalem Weg ins Ausland zu bringen. Alle Chinesen, die jetzt dicke Beteiligungen an Alibaba besitzen, können diese im Zuge des IPOs in den USA verkaufen. Dort erhalten sie dann für ihr chinesisches Vermögen auf legale Weise Dollars und sparen sich die Risiken, andere Kanäle der Kapitalflucht und Geldwäsche zu bemühen.
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