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Deutschlands Tankstellen in Gefahr? Bis zu 50 Prozent Pleiten zu erwarten

Diverse Medien berichteten diese Woche, dass Italiens Tankstellen schließen werden. Das erweckte den Eindruck, die Spritversorgung von Italiens Bürgern könnte in Gefahr sein. Für Deutschland gibt es keine solchen Pläne – doch die Existenz vieler Tankstellen könnte durch eine Pleitewelle gefährdet sein.

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Benzin, Diesel und auch Heizöl sind und bleiben grundsätzlich verfügbar. Die Tankstellen und Raffinerien in Deutschland gehören zu den systemkritischen Infrastrukturen, sagt der Mineralölverband.

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Eine Schließung von Tankstellen ist aktuell nicht geplant, versicherten Tankstellenverbände der Epoch Times. Doch längerfristig könnte es zu einer Pleitewelle bei Tankstellenbetrieben kommen. Aufgeworfen wurde das Thema durch Medienberichte, die von Tankstellenschließungen in Italien berichteten.

Italien: Spritversorgung durch Self-Service-Betrieb

Der Pressesprecher des Tankstellen- und Interessenverbandes, Herbert W. Rabl, bestätigte auf Nachfrage der Epoch Times, dass die Spritversorgung Italiens nicht in Gefahr sei. Dabei verwies er auf eine Aussage eines assoziierten Mitglieds, den Handels- und Dienstleistungsverbands „hds“, dessen Präsident, Haimo Staffler, Folgendes sagte:
„Die Tankstellen hierzulande [in Italien] haben in Wahrheit schon lange zu. Weil die meisten Tankanlagen in Italien ja keine Zusatzdienste wie Bars und Ähnliches mehr anbieten dürfen, sind diese momentan geschlossen.”
Aber: „Sämtliche dieser Anlagen haben auf den Self-Service-Betrieb umgestellt.“ Das betreffe zum Beispiel „98 Prozent der Tankstellen in Südtirol“. Und weiter:
„Das bedeutet also nicht, dass keine Dienstleistungen im Sinne einer Betankung mehr angeboten werden, sondern dass die Anlage nicht mehr bemannt werden darf.“

Auch für Deutschland besteht keine Gefahr der Tankstellen-Schließung

Epoch Times hat beim Mineralölwirtschaftsverband nachgefragt, ob für deutsche Tankstellen Schließungen geplant sind. Denn hierzulande ist die Anzahl der Selbstbedienungsstellen eher gering. Nach telefonischer Auskunft des Tankstellen-Interessenverbandes liegt die Anzahl der Selbstbedienungsstellen weit unter 1.000 (im Vergleich zu insgesamt rund 14.400 Tankstellen). Der Mineralölwirtschaftsverband hat dazu in einer E-Mail an die Epoch Times geschrieben:
„Benzin, Diesel und auch Heizöl sind und bleiben grundsätzlich verfügbar. Die Tankstellen und Raffinerien in Deutschland gehören zu den systemkritischen Infrastrukturen.“
Und weiter: „Die Gesellschaften sind zudem verpflichtet, zur Versorgung von Einsatz- und Rettungskräften verschiedene Stationen offenzuhalten.“ Für Deutschland ist momentan also nicht mit einer eingeschränkten Verfügbarkeit zu rechnen. Weitere systemkritische Infrastrukturen sind zum Beispiel Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst.

Bis zu Hälfte der Tankstellen könnte pleite gehen

Rabl betonte weiter, dass allerdings die Tankstellen selbst in der Existenz gefährdet sind, wenn sich die Lage beim Corona-Virus nicht bessere. Sollte die Situation noch einen Monat andauern, könnten 30 bis 50 Prozent der Tankstellen in ihrer Existenz gefährdet sein.
Hintergrund sei, dass das umfangreiche Shop-Geschäft wegbreche, das 60 Prozent des Umsatzes und Gewinns ausmache. Tanken selbst entfalle nur zu 20 Prozent auf das Shop-Geschäft, der Rest auf Sondergeschäfte wie das Auto zu waschen.
Der Verband fordert daher von der Bundesregierung und den Mineralölgesellschaften, den Tankstellen unter die Arme zu greifen und relevante Standorte zu unterstützen. Perfide sei, dass noch nicht einmal einzelne Schließungen oder Kündigungen möglich seien, da sie durch Verträge mit den Tankstellengesellschaften (zum Beispiel Shell) verpflichtet sind. Der jeweilige Betreiber agiert in der Regel als Handelsvertreter. Dieser hat einen Vertrag mit der Tankstellengesellschaft/Mineralölgesellschaft (zum Beispiel Shell) geschlossen. Die Betreiber seien also gezwungen, Minus zu machen.
Auf Nachfrage bei Vertretern der Mineralölgesellschaften schreibt der Mineralölverband, dass die Tankstellengesellschaften die Betreiber „auf vielfältige Weise“ unterstützten. Und weiter: „Zu den empfohlenen, unterstützten bzw. getroffenen Maßnahmen zählen unter anderem die Unterstützung bei der Installation von Plexiglas-Schutzvorrichtungen im Kassenbereich, bei Bodenmarkierungen für den Kundenabstand vor der Kasse sowie bei verkürzten Reinigungs- und Desinfektionsintervallen.“

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