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Zunehmende Unsicherheit der Energieversorgung

„Energiewende“ macht Familienunternehmen Angst vor Stromausfällen

Deutschlands Familienunternehmen sehen die Energiepolitik der Bundesregierung kritisch. Diese sei von Ideologie statt Vernunft getrieben, argwöhnt Verbandschef von Eben-Worlée. Der Ausbau erneuerbarer Energie erfolge ohne Beachtung des Risikos von Stromausfällen.

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Stromnetz.

Foto: iStock

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Lesedauer: 4 Min.

Deutschlands Familienunternehmen haben zurzeit nicht allein mit dem Corona-Lockdown zu kämpfen. Wie der Präsident des Verbandes der Familienunternehmer, Reinhold von Eben-Worlée, der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ („FAZ“) gegenüber äußert, leiden sie auch unter zunehmender Unsicherheit mit Blick auf die Energieversorgung.
Der Verbandschef spricht dabei von „deutlichen Netzschwankungen“ und einer zunehmenden Anzahl und Dauer von Stromausfällen.

Am 8. Januar knapp an der Katastrophe vorbei

Im Zuge einer Umfrage unter knapp 1.100 Mitgliedsunternehmen schilderten 47 Prozent der Befragten, mindestens einmal im Laufe der vergangenen vier Jahre Netzschwankungen registriert zu haben.
In einer Umfrage aus dem Jahr 2013 waren dies lediglich 34 Prozent. In mehr als zehn Prozent der Fälle hätten die Vorfälle länger als drei Minuten gedauert. Von den Betroffenen gaben 19 Prozent an, dadurch sogar einen „relevanten Schaden“ erlitten zu haben.
Erst vor wenigen Wochen wäre es um ein Haar zu einem Stromausfall gekommen, der sich über mehrere Länder Europas hätte erstrecken können. Ausgangspunkt des Vorfalls am Nachmittag des 8. Januar war eine Verkettung von Ereignissen in Rumänien, die eine Netzauftrennung zur Folge hatten.
In Nordwesteuropa hatte dies, wie „Agrar heute“ berichtet, ein Absinken der Frequenz auf 49,746 Hz zur Folge. Normalerweise gelten Schwankungen zwischen 49,9 und 50,1 Hz in unseren Breiten als problemlos bewältigbar. Sinkt der Wert unter 49,8, müssen zusätzliche Kraftwerke ans Netz gehen, um die Stabilität abzusichern.

Stromausfälle bringen Landwirtschaft nach 24 Stunden an ihre Grenzen

Sinkt der Wert unter 49, muss der Stromverbrauch künstlich gedrosselt werden, weshalb in diesem Fall Teile des Netzes abgeschaltet würden. Bei weniger als 47,5 Hz müssten, so erklärt Christoph Sackmann im „Focus“, alle Kraftwerke abgeschaltet werden, weil andernfalls das Netz zusammenbreche. Die gefährliche Netzauftrennung vom 8. Januar konnte erst nach einer Stunde behoben werden.
Bereits ein flächendeckender Stromausfall von mehr als 24 Stunden hätte, so zitiert „Agrar heute“ Experten, eine mögliche Versorgungskrise in Deutschland zur Folge. Denn so lange sichern Notstromgeräte die Versorgung des Viehs und die Kühlung, Heizung oder Befeuchtung von Lagergut ab. Auch die Treibstoffvorräte gehen spätestens danach zur Neige.
Was in der Landwirtschaft noch 24 Stunden abgefedert werden könnte, bedeute in der Hochtechnologie häufig bereits eine existenzielle Krise. Deren Anbieter, so Eben-Worlée, seien auf eine „Versorgungsgarantie im Millisekundenbereich“ angewiesen. Je volatiler die Stromversorgung werde, umso problematischer würde sich dies auf die Sicherheit der Mittelständler und Familienbetriebe auswirken.

Familienunternehmen fordern Netzausbau und intelligente Steuerung

Hier aber sieht Eben-Worlée, dessen Verband 180.000 Unternehmen mit acht Millionen Mitarbeitern vertritt, besonders gravierende Versäumnisse – die für die „Energiewende“ kennzeichnend wären: „Kopflos wurde vor 20 Jahren alles auf den Ausbau der erneuerbaren Energien gesetzt.“
Netzausbau, intelligente Steuerung und Sicherstellung der Grundlastfähigkeit seien hingegen auf der Strecke geblieben. Dies verstärke die Sorge vieler Familienunternehmen um die Sicherheit ihrer künftigen Stromversorgung.
„Spätestens die neue Bundesregierung darf sich nicht mehr allein nur auf ihre hohen Ausbauziele fokussieren, sondern muss das Gesamtsystem ins Auge fassen“, betont der Verbandschef. Das bedeute, dass auch die Erneuerbaren Wege finden müssten, eine Grundlast mit störungsfreien Stromlieferungen zu garantieren.

Mindestens 72 Milliarden Euro sollen in den Ausbau gehen

Der jüngst von der Regierung vorgelegte und mittlerweile auch vom Bundestag beschlossene Bundesbedarfsplan mit 35 neuen Vorhaben und der Netzentwicklungsplan der Übertragungsnetzbetreiber bis 2035 könnten zumindest einen ersten Schritt zu mehr Versorgungsstabilität bedeuten.
Investitionen von mindestens 72 Milliarden Euro sollen unter anderem in neue Leitungen zwischen 800 und 1.450 Kilometer Länge fließen. Neben der volatilen Stromversorgung durch erneuerbare Energieträger trügen dem Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation (MPIDS) zufolge auch die im 15-Minuten-Takt erfolgenden Einigungen von Händlern über die aktuelle Verteilung und die einzuspeisende Strommenge an der Strombörse zur Volatilität bei. Aber auch dieser Umstand lässt den Ruf nach intelligenteren Stromspeichern und Einspeisesystemen lauter werden.

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