Ab dem 1. Januar werden die EU-weiten Ziele eine Reduzierung der Emissionen von Neuwagen und Kleintransportern um 15 Prozent vorschreiben. Schätzungen der Industrie zufolge müssen etwa 22 Prozent der Neuwagenverkäufe elektrische Fahrzeuge sein, um diese Ziele zu erreichen. Laut der Autolobbygruppe European Automobile Manufacturers‘ Association (ACEA) machen Elektrofahrzeuge jedoch nur 14 Prozent der verkauften Neufahrzeuge aus.
Branchenkenner berichten, dass die Autohersteller inzwischen die Preise für Benzinfahrzeuge erhöht haben oder Preiserhöhungen planen.
Mit ihrer Preisstrategie wollen die Autohersteller die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen steigern. So könnten sie „die CO₂-Ziele erreichen und mögliche Bußgelder vermeiden“, sagte Beatrix Keim vom Center Automotive Research.
In seinem
Bericht „Automotive Supplier Outlook 2025“ erklärte S&P Global, dass strengere CO₂-Vorschriften den Automobilsektor herausfordern könnten. Autohersteller müssten „die Verbraucherpreise erhöhen, [um] die Nachfrage nach Neufahrzeugen [zu] dämpfen“. Dies könne nur umgangen werden, wenn die EU und das Vereinigte Königreich die Zeitpläne für den Ausstieg aus Verbrennungsmotoren anpassen würden.
Gefahr für die Automobilbranche
Laut ACEA drohten der Branche möglicherweise
Bußgelder in Höhe von 15 Milliarden Euro, wenn sie die Ziele für 2025 nicht erreiche.
Am 19. Dezember sagte Bundeskanzler Olaf Scholz, dass es nicht sinnvoll sei, die Schwierigkeiten der Branche noch zu vergrößern.
„Die Kommission sollte daher einen Weg finden, um sicherzustellen, dass die Geldbußen, falls sie notwendig werden, nicht die finanzielle Liquidität von Unternehmen beeinträchtigen“, sagte Scholz. Diese müssten jetzt in Elektromobilität investieren.
Trotz der Ziele deuten Daten des Verbands der Automobilindustrie darauf hin, dass die Verkäufe von Elektrofahrzeugen in Europa stark zurückgehen. Der Grund ist der starke Wettbewerb durch chinesische Hersteller.
So brachen die Verkaufszahlen von reinen Elektroautos im August um 43,9 Prozent ein. Deutschland und Frankreich verzeichneten laut Zahlen der ACEA Rückgänge von 68,8 Prozent beziehungsweise 33,1 Prozent.
Der Volkswagen-Konzern kündigte Anfang des Jahres an, dass er angesichts des wachsenden Drucks durch billigere chinesische Elektrofahrzeuge erstmals Werksschließungen im Land in Betracht ziehe. Inzwischen steht aber fest, dass keine Werke geschlossen werden.
Der Autohersteller strebt bis 2026 Einsparungen in Höhe von 10,5 Milliarden Euro an, um den Übergang zu Elektroautos zu bewältigen.
Kampagne zur Änderung der CO₂-Vorschriften
Die EVP (Europäische Volkspartei), die größte Fraktion im Europäischen Parlament, hat Anfang Dezember 2024 eine Kampagne gestartet, um Druck auf die EU auszuüben, die CO₂-Vorschriften für die Automobilindustrie zu ändern.
„Als wichtiger Pfeiler der Wirtschaft bietet der Automobilsektor über 13,8 Millionen hochwertige Arbeitsplätze in der gesamten Wertschöpfungskette und trägt 7 Prozent zum BIP der EU bei, wodurch in allen Mitgliedstaaten Wohlstand geschaffen wird. Seit mehr als 150 Jahren ist er ein wichtiger Motor für den Wohlstand in der Region“,
erklärte sie.
Die Partei stellte fest, dass sich der Absatzmarkt für „Elektroautos nicht wie erwartet entwickelt“.
„Die Verkaufszahlen bleiben hinter den Erwartungen zurück, und die Hersteller laufen Gefahr, ihr Emissionsreduktionsziel für 2025 nicht zu erreichen, was zu potenziellen Bußgeldern in Milliardenhöhe führen könnte“, so die EVP. „In der aktuellen Krise brauchen die Hersteller ihre Einnahmen, um den Wandel zu meistern.“
Trotz der Forderungen an die EU-Kommission, ihren Kurs zu ändern, hat die Behörde signalisiert, dass sie nicht von ihrer Klimagesetzgebung abrücken werde. EU-Klimakommissar Wopke Hoekstra äußerte sich hierzu am 12. Dezember deutlich: „Die Antwort lautet nein.“
Reuters hat zu diesem Bericht beigetragen.