H&M soll wegen Mitarbeiterüberwachung in Servicecenter Millionenbußgeld bezahlen
Wegen der umfangreichen Erfassung privater Daten von hunderten Mitarbeitern – darunter auch Krankheitssymptome oder familiäre Probleme – soll der Modekonzern H&M ein Millionenbußgeld bezahlen.

H&M-Logo.
Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa
Wie der Hamburgische Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar am Donnerstag mitteilte, wurde ein Bußgeldbescheid in Höhe von knapp 35,3 Millionen Euro gegen die in Hamburg ansässige Deutschlandzentrale des schwedischen Modekonzerns erlassen, die in Nürnberg ein Servicecenter betreibt.
Dort kam es nach Angaben des Datenschutzbeauftragten durch die Center-Leitung seit dem Jahr 2014 bei einem Teil der Beschäftigten zu “umfangreichen Erfassungen privater Lebensumstände”. So hätten sich einige Vorgesetzte über Gespräche “ein breites Wissen” über das Privatleben ihrer Mitarbeiter angeeignet, “das von eher harmlosen Details bis zu familiären Problemen sowie religiösen Bekenntnissen reichte”.
Vertrauliche Daten wurden gespeichert und weitergegeben
Die Erkenntnisse, die auch Krankheitssymptome und Diagnosen beinhalteten, wurden demnach teilweise aufgezeichnet, digital gespeichert und waren mitunter für bis zu 50 weitere Führungskräfte im ganzen Haus lesbar.
“Der vorliegende Fall dokumentiert eine schwere Missachtung des Beschäftigtendatenschutzes am H&M-Standort Nürnberg”, erklärte Caspar. “Das verhängte Bußgeld ist dementsprechend in seiner Höhe angemessen und geeignet, Unternehmen von Verletzungen der Privatsphäre ihrer Beschäftigten abzuschrecken.”
H&M gelobt Besserung: Schulungen für Führungskräfte zum Thema Datenschutz
H&M erklärte, nach Aufdeckung des Vorfalls seien im Nürnberger Servicecenter “unverzüglich weitreichende Maßnahmen” zur Verbesserung eingeleitet worden, darunter unter anderem zusätzliche Schulungen für Führungskräfte zu den Themen Datenschutz und Arbeitsrecht. H&M übernehme zudem die volle Verantwortung und wolle den Nürnberger Mitarbeitern eine “vorbehaltlose Entschuldigung aussprechen”. Darüber hinaus habe das Unternehmen beschlossen, allen Betroffenen eine finanzielle Entschädigung zu zahlen.
Der Beschluss der Hambuger Datenschutzbehörde zur Verhängung des 35-Millionen-Euro-Bußgeldes werde nun “sorgfältig” geprüft, erklärte das Unternehmen. (afp)
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