Untersuchung der Universität Oxford
Viruslast bei Geimpften und Ungeimpften nach Infektion ähnlich hoch
Geimpfte könnten bei einer Corona-Infektion genauso ansteckend sein wie Ungeimpfte. Das zeigt eine als Preprint erschienene Studie aus Großbritannien.

Ein Mann wird gegen Corona geimpft.
Foto: FREDERIC J. BROWN/AFP via Getty Images
Immer mehr Hinweise bestätigen, dass sich die Delta-Variante des Corona-Virus auch über Geimpfte verbreitet. Erhärtet wird diese Vermutung durch die am Donnerstag veröffentlichten Ergebnisse einer Studienarbeit in Großbritannien.
Wissenschaftler der Universität Oxford und des Office for National Statistics haben im Rahmen einer umfangreichen Untersuchung rund 3,3 Millionen PCR-Tests von mehr als 730.000 britischen Erwachsenen unter die Lupe genommen.
2,5 Millionen Tests von 380.000 Personen wurden zwischen dem 1. Dezember 2020 und 16. Mai dieses Jahres durchgeführt, als die Alpha-Variante dominierte. Gut 810.000 Tests bei 350.000 Personen fielen auf den Zeitraum zwischen dem 17. Mai und 1. August 2021, als die Delta-Variante im Infektionsgeschehen in Großbritannien vorherrschte.
Um die Viruslast zu bestimmen, analysierten die Forscher den sogenannten Ct-Wert. „Ct“ steht für den englischen Begriff „Cycle Threshold“ (dt.: Zyklusschwelle) und zeigt an, wie viele Zyklen ein PCR-Test durchlaufen muss, bis Viruserbgut entdeckt wird. Ist die Virenmenge in einer Probe groß, genügen vergleichsweise wenige Runden.
Grundsätzlich gilt: Je mehr Zyklen erforderlich sind, desto geringer ist die Viruslast. Das RKI gibt einen Wert von 30 als Richtwert an, ab dem ein Infizierter nicht mehr als ansteckend gilt. In der „New York Times“ kritisierten Virologen schon im August vergangenen Jahres, dass US-Labore 37 bis 40 Zyklen fahren.
Hohe Ansteckungsrate – unabhängig vom Impfstatus
Die Ct-Werte lagen lauten den Wissenschaftlern bei Geimpften im Schnitt bei 25,3 und bei Ungeimpften bei 25,7 (s. Grafik). Genesene hatten einen Ct-Wert von 22,3.

Verteilung der Ct-Werte bei Geimpften, Ungeimpften und Genesenen. Quelle: University of Oxford
„Wer sich als Geimpfter infiziere, hatte eine ähnliche hohe Viruskonzentration wie jemand, der überhaupt nicht geimpft wurde“, lautet eines der zentralen Ergebnisse der Analyse.
Dies unterscheidet sich signifikant von der Situation im Winter/Frühjahr 2020/21, als Geimpfte, die sich während dieser Zeit mit der Alpha-Variante infizierten, deutlich niedrigere Spitzenvirenlasten hatten als ungeimpfte Infizierte.
Die Autoren mahnen daher an, dringend zu untersuchen, wie sich die Infektiosität geimpfter Infizierter auswirkt. Zumindest diskussionswürdig erscheint diese Empfehlung: Bis dahin sei es wichtig, so viele Menschen wie möglich zu impfen – da diejenigen, die nicht geimpft seien, womöglich nicht im Zuge einer geringeren Infektiosität infizierter Geimpfter passiv geschützt werden.
Erst vor gut zwei Wochen meldete die britische Gesundheitsbehörde „Public Health England“ laut „Guardian“, dass Menschen, die sich mit der Delta-Variante infizieren, sehr ansteckend sind – und zwar unabhängig von ihrem Impfstatus.
Nur kurz zuvor berichtete die oberste US-Gesundheitsbehörde „Centers for Desease Control and Prevention“ (CDC) nach mehreren Ausbrüchen im US-Bundesstaat Massachusetts von einem vergleichbaren Ansteckungsrisiko beider Gruppen. Von 469 Infizierten bei Einwohnern auf der Halbinsel Cape Cod waren fast drei Viertel vollständig geimpft.
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