“Mehr oder weniger … nicht nutzlos”: Unausgereifte Technik und mangelndes Vertrauen machen Corona-Apps zu schaffen

Australiens Corona-App "COVIDSafe" identifizirte in einem Monat einen - einzigen - Infizierten.
Foto: SAEED KHAN/AFP via Getty Images
Ab Mitte Juni soll die deutsche Corona-App helfen, die durch das KPCh-Virus verursachte Pandemie einzudämmen. In 23 anderen Ländern existiert eine solche App bereits – und zeigt auf, wo die Probleme liegen:
Neben der Entscheidung, ob zentral oder dezentral gespeicherte Daten, müssen Corona-Apps vor allem auf möglichst vielen Endgeräten funktionieren. So hat Google Android-Geräte unaufgefordert mit einer Programmierschnittstelle für Apps zur Kontaktverfolgung ausgestattet.
Auf Apple-Geräten hingegen funktionieren einige Apps nur, wenn sie im Vordergrund geöffnet sind. Zudem funktionieren auch die besten Corona-Apps nicht, wenn Nutzer Bluetooth und/oder GPS deaktivieren, um ihre Akkulaufzeit zu erhöhen. Und wer überhaupt kein Smartphone (oder nur ein altes) hat, kann auch keine Corona-App installieren.
Zu wenig Nutzer: Bis 90 Prozent Durchdringungsrate nötig, teilweise unter 1 Prozent Nutzer
Obwohl die Nutzerzahlen einiger Corona-Apps in die Millionen gehen, gehen Forscher davon aus, dass dies immer noch zu wenige Nutzer sind. Laut “Welt” rechnet der Leiter der Klinik für Infektions- und Tropenmedizin in Chemnitz, Thomas Grünewald, mit einer erforderlichen Durchdringungsrate – jenem Anteil der Bevölkerung, der die App installiert hat – von 30 in Ballungsgebieten, bis 90 Prozent auf dem Land.
Als einer der Ersten veröffentlichte Singapur eine Corona-App. Dennoch haben die App “Trace Together” nur etwa 1,5 Millionen Nutzer installiert. Das entspricht etwa 27 Prozent der Bevölkerung und liegt damit knapp unter der magischen Durchdringungsrate für Ballungsgebiete.
Die Zahl der Nutzer der indischen “Aarogya Setu”-App ist mit 100 Millionen deutlich höher, aufgrund der hohen Bevölkerungszahl von 1,4 Milliarden Menschen liegt die Durchdringungsrate nur bei 7,4 Prozent. Die zypriotische App “CovTracer” erreichte bis heute weniger als ein Prozent der Bevölkerung.
Fehlendes Vertrauen in Corona-Apps
Nicht nur in Deutschland sind die Bedenken groß: Eine Corona-App diene vor allem der Überwachung, so die Befürchtung. Etwa die Hälfte der Apps nutzt statt – wie in Deutschland vorgesehen – Bluetooth (auch) GPS-Daten. Diese Daten könnten natürlich auch zur Erstellung von Bewegungsprofilen dienen – auf den Meter und die Minute genau.
In Norwegen haben etwa 1,6 Millionen Nutzer (26 Prozent der Bevölkerung) die App “Smittestopp” installiert. Nur etwa jeder Dritte von ihnen nutzt die App aktiv. Das Gesundheitsministerium vermutet, die geringe Nutzung liege am hohen Stromverbrauch (unter anderem durch GPS). Das Osloer Institut für Friedensforschung (Prio) geht hingegen von mangelndem Vertrauen in die App aus, deren Quellcode nicht öffentlich zugänglich ist und ganz offiziell Bewegungsmuster der Bevölkerung erstellen soll, “um das Infektionsrisiko an verschiedenen Orten zu bewerten”.
Laut “Welt” berichteten “Sicherheitsexperten bei der norwegischen App zudem von falschen Benachrichtigungen und Cybersicherheitsproblemen”.
Ein Infizierter in einem Monat: “Die Technologie ist mehr oder weniger … ‘nicht nutzlos'”
Die isländische App “Rakning C-19” ist mit 38,5 Prozent Durchdringungsrate eine der erfolgreichsten Corona-Kontakt-Apps. Die App verfolgt jedoch ein anderes Ziel als viele andere Entwicklungen und soll bei der manuellen Kontaktverfolgung helfen.
Ingi Steinar Ingason vom Nationalem Zentrum für eHealth sagte: Die App soll Nutzer im Fall einer bestätigten Infektion helfen “sich zu erinnern, wo er die letzten 14 Tage war.” Eine große Hilfe scheint die App jedoch nicht zu sein, so sagte ein Teammitglied gegenüber “MIT Technology Review”: “Die Technologie ist mehr oder weniger… ich würde nicht nutzlos sagen.”
Ähnlich wie Deutschlands geplante Corona-App nutzt Australiens “COVIDSafe” Bluetooth-Daten von inzwischen etwa 21 Prozent der Bevölkerung. Wie der britische “Guardian” Ende Mai berichtete, führte die App in einem Monat jedoch lediglich zu einem einzigen, bis dahin unerkannten, Infizierten.
Eine Übersicht über alle bisher veröffentlichten Corona-Apps weltweit hat das “MIT Technology Review” erstellt. Technik, Richtlinien und Prozesse sind im Covid Tracing Tracker zusammengefasst.
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